NBA Finals - Das Experten-Panel zu Phoenix Suns vs. Milwaukee Bucks: "Die Serie wird auf dem Flügel entschieden"

Ole FrerksRobert Arndt
06. Juli 202108:24
Die NBA Finals starten in der Nacht auf MittwochSPOX
Werbung
Werbung

Die NBA Finals 2021 stehen an! Mit den Phoenix Suns und den Milwaukee Bucks stehen sich zwei Teams gegenüber, die historisch nicht zu den erfolgreichsten Franchises gehören. Holt sich Phoenix den ersten Titel seiner Geschichte oder schaffen es die Bucks zum zweiten Mal nach 1971?

Die SPOX-Prognosen zur Serie mit Hilfe von FIVE-Chefredakteur Andre Voigt, der die Serie als Experte bei den Live-Übertragungen von DAZN mit begleiten wird.

Das ist der X-Faktor der Serie

Andre Voigt: Die Serie wird auf dem Flügel entschieden. Mikal Bridges, Cam Johnson, Jae Crowder auf der einen und Khris Middleton, P.J. Tucker sowie Giannis Antetokounmpo auf der anderen Seite bestimmen den Ausgang.

Sie müssen defensiv variabel sein, im Zweifel Guards vor sich halten und Big Men am Zonenrand decken. Offensiv muss der Dreier fallen (also außer bei Giannis ... bitte keine Dreier, auch wenn mal einer fällt ... bitte).

Aber natürlich ist das alles Makulatur, sollte Giannis Antetokounmpo nicht annähernd bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit sein.

Robert Arndt: Das Shooting der Bucks. Milwaukee fehlt in diesem Matchup die Tiefe, das muss mit der simplen Mathematik ausgeglichen werden. Ich gehe nicht davon aus, dass Giannis gegen Phoenix so dominant sein wird wie gegen Brooklyn oder in den Partien gegen die Hawks, in denen er zur Verfügung stand.

Deswegen müssen die Bucks zwingend besser treffen als die bisherigen 32,4 Prozent, die uns Cleaning the Glass ausspuckt, wo die Garbage Time herausgerechnet wird. Vor allem Brook Lopez ist für mich hier eine Schlüsselfigur. Phoenix wird ihn zu Beginn werfen lassen, das muss er bestrafen, um Deandre Ayton aus der Zone zu ziehen und Antetokounmpo damit Platz zu verschaffen.

Phoenix auf der Gegenseite ist mit Ausnahme des gewissenlosen Crowders kein echtes Dreierteam, sondern operiert mit Chris Paul und Devin Booker lieber aus der Mitteldistanz. Kurzum: Die Bucks brauchen pro Spiel mindestens 15 verwandelte Dreier (und ja Dre, bitte nicht Giannis), um vorne genügend Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen.

Ole Frerks: Die Bank. Wenn wir davon ausgehen, dass Giannis fit ist, haben beide Teams exzellente Starting Fives, beide haben über die Playoffs die meisten Minuten aller 5-Mann-Lineups absolviert und ein Net-Rating knapp unter +9. Spannender wird es bei der Bank, insbesondere bei den Bucks.

Bobby Portis ist ein guter dritter Big Man und Pat Connaughton ein glaubwürdiger Ersatz auf dem Flügel, ansonsten musste Budenholzer aber in jedem Spiel kurz ausprobieren, wer am jeweiligen Tag überhaupt etwas beitragen kann. Jeff Teague war in Spiel 6 super, Bryn Forbes war gegen Miami ein Biest, trifft über die Playoffs aber fast 10 Prozent weniger von draußen als vorher.

Es ist schwer, der Tiefe der Bucks zu vertrauen, der Ausfall von Donte DiVincenzo macht sich hier stark bemerkbar, weil dadurch ein sehr solider Rotationsspieler fehlt. Bei den Suns fällt das zumindest etwas leichter, wenn die beiden Camerons (Payne und Johnson) ihre Wehwehchen bzw. Krankheit über die Pause losgeworden sind.

Dieser Spieler aus der 2. Reihe gewinnt seinem Team ein Spiel

Ole Frerks: Torrey Craig. Geht gar nicht anders, oder? Der Swingman wurde im März für Cash Considerations von Milwaukee nach Phoenix verscherbelt, dabei könnten die Bucks ihn derzeit recht gut brauchen. Bei den Suns ist er zwar auch nicht in jedem Spiel dabei, aber über die 16 Postseason-Spiele hatte Craig schon einige starke Momente.

Auf seine Defense kann man sich ohnehin verlassen, weshalb Craig sicherlich mal gebraucht wird, wenn beispielsweise Middleton heiß läuft und Bridges in Foul-Probleme gerät. Punkte sind ein gern gesehener Bonus, von Zeit zu Zeit ist Craig (Karriere: 33 Prozent Dreier) auch immer mal für zwei oder drei Triples von der Bank gut.

Er braucht die Punkte aber nicht zwingend, um Einfluss auf das Spiel zu nehmen. In Spiel 6 gegen die Clippers etwa, als er seine meisten Minuten der Playoffs bekam (30:37), erzielte er nur 3 Punkte - aber er ackerte sich neben seiner starken Defense auch zu 4 Offensiv-Rebounds. Auch so etwas kann Spiele entschieden.

Andre Voigt: Jeff Teague, allerdings den Suns ... Haha ... Sorry. Im Ernst: Bobby Portis. Crazy Eyes wird diese eine Partie bringen, in der er den Dreier trifft, diese Extraportion Energie findet und sich im direkten Duell mit Dario Saric selbst so hyped, dass er die Bucks während eines wichtigen Laufs trägt.

Robert Arndt: Cam Payne. Die Story ist einfach zu gut und die letzten Wochen haben gezeigt, dass er immer mal für ein 20+-Spiel gut ist. Man muss ihn einfach mögen und mit seinem Speed bringt er den doch eher mechanischen Suns noch ein ganz anderes Element.

Ich suche gleichzeitig auch noch einen Wettanbieter, der eine Wette auf eine Rangelei zwischen ihm und P.J. Tucker anbietet, noch war ich leider erfolglos. Wenn jemand einen Tipp hat, bitte bei mir melden.

Das wird der Finals-MVP

Robert Arndt: Giannis Antetokounmpo. Wenn die Bucks das gelobte Land erreichen, wird es darüber keine zwei Meinungen geben. In diesem Fall gehe ich natürlich davon aus, dass der Grieche tatsächlich spielen kann, zumindest wenn die Serie nach Milwaukee wechselt.

Gleichzeitig gibt es für mich auch eine Welt, in der Jrue Holiday oder Khris Middleton über drei, vier Spiele komplett eskalieren und Spiele für die Bucks über die Ziellinie bringen. Der "Greek Freak" wird aber Zahlen liefern, auch wenn die Suns mit Crowder und womöglich auch Ayton einiges an Widerstand leisten werden, und damit völlig verdient eine weitere Trophäe in seiner Vitrine platzieren dürfen.

Andre Voigt: Chris Paul. Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass er nicht gegen die Drop Coverage in der Mitteldistanz brilliert oder eben einen heraus switchenden Brook Lopez an der Dreierlinie austanzt. Außerdem ist die Geschichte einfach zu gut, um CP3 nicht an diesem Punkt seiner Karriere zum Finals MVP zu machen.

Chris Paul steht mit 36 Jahren erstmals in den NBA Finals.getty

Ole Frerks: Chris Paul. Ich kann mir vorstellen, dass Booker oder Ayton für den tatsächlichen Erfolg in dieser Serie wichtiger sein wird als Paul. Holiday dürfte über weite Strecken an ihm kleben, das ist auch körperlich noch einmal eine andere Hausnummer als alles, was CP3 bisher als Gegenspieler hatte. Es wird nicht leicht für ihn, dieses direkte Duell klar zu gewinnen.

Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass er bei einem Gewinn der Serie nicht zum Finals-MVP gewählt wird. Zu sehr konzentriert sich medial schon über die gesamte Saison alles auf Paul, als dass einer der Jungen hier dazwischenfunken könnte - es sei denn, Booker legt eine sehr effiziente 30+-Punkte-Serie hin (möglich ist es) oder Ayton dominiert sich zu vier 25-20-Spielen.

Paul hat das Narrativ auf seiner Seite, und das ist nicht zu unterschätzen. Und, um das klarzustellen: Das ist auch in Ordnung! Lange lebe der Point God.

So läuft die Serie

Andre Voigt: Die Suns gewinnen 4-2. Auch wenn Giannis Antetokounmpo spielen kann, er wird nicht sein dominantes Selbst sein können. Ohne einen Giannis in Bestform fällt auch die Variante mit ihm als Smallball-Center aus.

Bucks-Coach Mike Budenholzer wird sicher variabler auftreten als in der Vergangenheit (dass er dazu bereit ist, haben nicht zuletzt die Conference Finals gezeigt), es ist jedoch sein Gegenüber der seinem Team eine echte Identität eingeimpft hat.

Bei den Suns passen Ballhandler, Flügel und Big Men perfekt zusammen. Die Mannschaft hat einen klaren Plan, bewegt sich defensiv als Einheit und ist schlussendlich eben gesund.

Ole Frerks: Suns in 7. Giannis ist der beste Spieler der Serie und mit ihm in Bestform ist Milwaukee in der Spitze vielleicht sogar etwas stärker. Allerdings steht ein Fragezeichen hinter dem Griechen und für Phoenix sprechen auch sonst einige Faktoren: Sie sind etwas tiefer und besser ausbalanciert, sie sind gesund und haben trotz allem weniger Druck als Milwaukee.

Nicht zuletzt sind sie ein Team, das jede Schwäche erkennt, die der Gegner bietet. Vor allem dank Paul und auch Monty Williams ist Phoenix exzellent darin, jede Situation zu maximieren, sei es durch geniale ATOs, sechs Elbow-Jumper nacheinander oder was auch immer.

Budenholzer muss bisweilen zu seinem Glück gezwungen werden, die Suns erzwingen es selbst.

Robert Arndt: "Bucks in Six", sagte einst Milwaukees Prophet Brandon Jennings, genau so wird es kommen. Wie Kollege Frerks schon anmerkte, haben die Bucks den besten Spieler der Serie und ich bleibe der festen Überzeugung, dass diese Milwaukee-Truppe noch einen Extra-Gang zur Verfügung hat.

Der Druck ist jetzt ein wenig weg. In den Conference Finals gegen Atlanta konnten die Bucks eigentlich nichts gewinnen, am Ende war es dann doch einigermaßen souverän. Die Suns sind eine Maschine, aber mir gefallen die Matchups für Milwaukee. Paul wird gegen den langen, bulligen Holiday so seine Schwierigkeiten haben, gleiches wird auch auf Booker gegen Middleton zutreffen.

Ich gehe auch davon aus, dass Budenholzer seine Starter wieder 40 Minuten spielen lassen wird, das dürfte die beste Chance für die Bucks sein, da ich mir auch nicht sicher bin, ob CP3 selbst 40 im Tank hat.