NBA

NBA Playoffs, Erkenntnisse zu Clippers vs. Suns, Spiel 3: Wie L.A. Chris Paul und Co. den Lieblingswurf nahm

Von Philipp Jakob
Chris Paul und die Suns erwischten in Spiel 3 gegen die Clippers keinen guten Abend.
© getty

Die L.A. Clippers haben in den West-Finals auf 1-2 verkürzt und vertrauten beim Sieg in Spiel 3 auf zuletzt neu gewonnene Tugenden - und eine hervorragende Defense, die Chris Paul und Devin Booker fast aus dem Spiel nahm. Sorgen um CP3s Rost und Bookers Nase machte sich in Phoenix dennoch niemand. Die Erkenntnisse zum Spiel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die neuen Tugenden der L.A. Clippers

Mittwochnacht, gegen 1.30 Uhr, erreichte die Chartermaschine der Clippers heimischen Boden. L.A. hatte in Phoenix eine goldene Möglichkeit auf einen Auswärtssieg liegen gelassen, nun ging es mit einem 0-2-Rückstand in den Western Conference Finals ins Bett. Doch vorher nahm sich Head Coach Tyronn Lue noch die Zeit, zu später Stunde bei jedem seiner Spieler anzurufen.

Als erstes klingelte er bei Paul George durch, der in Spiel 2 in den Schlusssekunden zwei Freiwürfe vergeben hatte. Dann Patrick Beverley, dann alle anderen Spieler aus dem Kader. Einen nach dem anderen, um jedem einzelnen einzubläuen, dass diese Serie noch lange nicht vorbei ist. "Spiel 3 ist vorbei, so etwas passiert. Das bedeutet gar nichts", habe Lue PG-13 gesagt, wie er nach dem 106:92-Sieg in Spiel 3 verriet.

Clippers-Guard Terance Mann beschrieb sein Gespräch mit Lue als "kurze Unterhaltung", denn "wir wussten eh, was wir zu tun haben". Erfahrung mit 0-2-Rückständen haben sie schließlich. Die Clippers haben sich in den ersten Wochen der Playoffs den Ruf einer enorm widerstandsfähigen Truppe erarbeitet. Zweimal kämpfte sich L.A. in den ersten beiden Runden bereits zurück, nun avancierten die Clippers zum ersten Team in der NBA-Historie, das in einer Postseason zum dritten Mal Spiel 3 bei einem 0-2-Rückstand gewonnen hat.

Die vor der Postseason unbekannte und nach dem Bubble-Debakel überraschende Resilienz war auch in Spiel 3 zu sehen. Vor allem nach dem Seitenwechsel war den Clippers deutlich anzusehen, dass sie diesen Must-Win - in der NBA-Historie gelang nach 0-3 noch keinem Team ein Comeback - unbedingt holen wollten.

"Man hat die typische Playoff-Verzweiflung bei ihnen gesehen", meinte Suns-Coach Monty Williams mehr anerkennend als abfällig. "Wir haben dagegen nicht mit der nötigen Verzweiflung gespielt, um ein Spiel zu gewinnen." Reggie Jackson sah in Spiel 3 "eine Menge Herz und eine Menge Kampf" in seinem Team und George betonte: "Wir dürfen es nicht zulassen, dass sie härter spielen als wir."

Diese "scrappiness", wie George die Einstellung seines Teams beschrieb, müssen sich die Clippers auch in der restlichen Serie beibehalten. Da Kawhi Leonard voraussichtlich noch länger aufgrund von seiner Knieverletzung fehlen wird und gleichzeitig Chris Paul auf der Gegenseite zurück ist, wird die Herausforderung nicht kleiner. "Ich mag das nicht", gab Lue angesprochen auf die Rückstände seines Teams in dieser Postseason zu. Aber immerhin kennen sie sich mittlerweile damit aus.

Die Clippers-Defense schaltet einen Gang höher

Entscheidend in Spiel 3 war in erster Linie die Clippers-Defense. In der eigenen Hälfte war die Kampfbereitschaft und der Einsatz des Teams nach dem Seitenwechsel zu spüren, das Star-Duo der Suns, Devin Booker und Chris Paul, kam nie so richtig zum Zuge. Zusammengenommen trafen sie 10/40 aus dem Feld (3/14 Dreier), Coach Lue wusste anschließend, bei wem er sich dafür zu bedanken hatte.

"Patrick Beverley und Ivica Zubac starten zu lassen, hat unserer Intensität in der Defense geholfen", sagte Lue über seine Anpassungen an der Ersten Fünf, die er bereits zu Spiel 2 vornahm. Vor allem Beverley als Kettenhund für Booker machte sich bezahlt. In den West-Finals stehen die Suns bei +7 in den Minuten mit Booker auf dem Court und Beverley auf der Bank - und -12 in Bookers Minuten mit Beverley auf dem Parkett. In diesen Phasen versenkt der Suns-Guard gerade einmal 31 Prozent seiner Feldwurfversuche bei 10 Ballverlusten.

"Er blockt Würfe von hinten, contested jeden Wurf und macht dir dein Leben hart", lobte der Clippers-Coach Beverley, der auch in Spiel 3 Booker fast immer im Nacken saß und ihn mit seiner physischen Defense aus seinem Spiel brachte. Auch mit Mann als zweitem Guard-Verteidiger gegen Paul oder auch gegen Booker übte L.A. enormen Druck auf den jeweiligen Ballführenden aus, zwei so unangenehme Verteidiger zu haben, ist ein Luxus für die Clippers.

Hinzu kommt, dass die Clippers in ihrer Drop Coverage einen besseren Job machten, den Suns nicht mehr leichte Würfe aus der Mitteldistanz zu schenken. Zwar ließ sich Zubac meistens zurückfallen, als Paul oder Booker ihren Lieblingsspot am Ellbow erreichten, kam aber oft ein später Switch und Zubac störte mit seinen langen Armen.

cpr-miss-midrange-gif
© nba.com/stats

Gleichzeitig kämpften sich Beverley und Mann verbissen um jeden Screen, um möglichst nah am Gegner dranzubleiben. Auch deshalb konnte Phoenix die Drop Coverage nicht so sehr bestrafen wie noch zuletzt (4/17 FG aus der Mitteldistanz). Beverley holte so im vierten Viertel einen Block gegen Booker raus, auch Mann spielte dem Suns-Guard nach einem Drive einmal übel mit.

"Zu (Zubac, Anm. d. Red.) mit seiner Länge am Ring und Pat mit seiner Fähigkeit, ihn vor Pullup-Jumpern zu beschützen - das ist eine wichtige Veränderung und ein wichtiger Faktor in unserer Defense", analysierte Lue. Mit kleineren Lineups (DeMarcus Cousins sah keine Minute mehr, dafür agierte Marcus Morris als Small-Ball-Center) ließen zudem die Switches kaum offene Würfe zu. Gleichzeitig garantiert dies den Clippers, dass sich George in der Defense nicht gegen Booker oder CP3 aufopfern muss. Auch so wirkte er gegen Ende der Partie ziemlich erschöpft.

Artikel und Videos zum Thema