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NBA-Kolumne - Monsterblog von Daniel Theis: Der Restart und das Leben in der Bubble

Von Daniel Theis
Daniel Theis will mit den Boston Celtics den NBA-Titel holen.
© getty

Daniel Theis kämpft nach der langen Unterbrechung wieder um seinen großen Traum vom NBA-Titel. In seiner SPOX-Kolumne berichtet der Spieler der Boston Celtics von der Wartezeit und seinen frühen Eindrücken aus der Bubble.

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Der Blog wurde vor dem Start der Spiele verfasst und behandelt diese daher noch nicht. Wer direkt mit Theis in Kontakt treten möchte, kann dies am besten mit dem Hashtag #AskTheis bei Twitter oder Facebook.

Hey Leute,

endlich ist wieder Zeit für einen neuen Monsterblog und dieses Mal ein ganz besonderer, nämlich eine "NBA Bubble-Edition". Ihr fragt Euch sicherlich was in letzter Zeit so alles bei mir passiert ist und wie das alles so abläuft in der Bubble und da wollte ich Euch mal ein paar Eindrücke geben.

Natürlich habe ich schon die ganze Zeit darauf gehofft, dass die Saison fortgesetzt werden kann, da die Unterbrechung der Saison durch Corona einfach so abrupt kam und man lange nicht wusste wie es weitergehen wird und ob überhaupt. Deshalb gab es auch für mich nur ein Ziel während der Pause - mich so fit wie möglich zu halten, um in der besten Form zu sein, wenn es wieder losgehen sollte. Das habe ich durch Krafttraining, Basketball und auch ein bisschen Boxtraining geschafft.

Als wir dann wieder anfangen durften zu "trainieren" war das auch erstmal nur in der Basketballhalle, die einem unserer Besitzer gehört, möglich. Da konnte man dann aber auch nur mit einem einzigen Coach trainieren, der natürlich auch Maske und Handschuhe tragen musste. Leider nicht so optimal und wie man sich das wünscht, aber es war ein Anfang. Als dann endlich unsere Practice Facility wieder geöffnet wurde, war das auch nur unter sehr strikten Bedingungen möglich und es wurden sehr viele Regeln festgesetzt, an die sich alle halten mussten. Alle Trainings- und Testzeiten der einzelnen Spieler mussten zeitlich genau getaktet werden, um den Kontakt mit anderen Spielern/Trainern zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten, falls am Ende doch jemand positiv auf das Coronavirus getestet worden wäre.

Ich persönlich habe die "Zwangspause" für mich und meinen Körper sehr gut genutzt. Ich habe meine Ernährung mit Hilfe meiner Frau umgestellt, konnte dadurch meinen Körperfettanteil um 3,5% reduzieren und habe es geschafft gleichzeitig Muskelmasse aufzubauen. Ich fühle mich frischer und meine Knie fühlen sich auch wieder fitter an. In dieser Zeit ist mir noch einmal so richtig bewusst geworden, was für eine extrem wichtige Rolle die Ernährung doch spielt, um das Potential seines Körpers so gut wie möglich auszuschöpfen.

Auch wenn ich mich über die Nachricht, dass die Saison fortgesetzt wird, gefreut habe, war mir natürlich auch bewusst, dass ich dadurch eine lange Zeit von meiner Familie getrennt sein werde. Als die Zeit zum Abschied nehmen von Zuhause näher rückte, war das nicht leicht für mich. Ich war in meiner gesamten Karriere noch nie so lange ohne Pause zuhause und habe in den letzten Monaten eine unfassbar enge Bindung zu unserer Tochter aufgebaut. Deshalb ist mir der Abschied auch sehr schwer gefallen und es sind viele Tränen geflossen. Ich werde leider einiges verpassen in der Entwicklung der Kids, aber ich bin sehr froh, dass es FaceTime gibt und ich so immer noch ein bisschen am Familienleben teilhaben kann. Doch jetzt freue ich mich einfach nur auf die Saison. Wir haben ein Ziel vor Augen und ich weiß, dass meine Familie mir den Rücken freihält und mir positive Energie gibt. So kann ich mich voll und ganz auf Basketball und auf mich selbst konzentrieren.

Wir sind spät abends in die Bubble "eingezogen" und mussten dann erst einmal zwei Tage in Quarantäne und auf unserem Zimmer bleiben. Niemand durfte sein Zimmer verlassen und jeder wurde in diesen Tagen getestet und man musste warten, bis man zwei Mal negativ getestet wurde. Die Tests mussten mindestens 36-48h auseinanderliegen. In dieser Zeit habe ich natürlich sehr viel Xbox gespielt. Das Essen wurde einem vor die Türe gestellt, um auch hier den Kontakt zu anderen Personen zu vermeiden. Da das Auge ja bekanntlich mit isst und wir hier das Essen nur mit Plastikbesteck essen und aus Einwegboxen bekommen, vermisse ich das Essen von zuhause umso mehr. Und natürlich auch, weil ich sehr wählerisch bin beim Essen - haha.

Ansonsten kann ich auf jeden Fall sagen, dass hier alles sehr gut organisiert ist und man sich sehr sicher fühlt. Die Celtics haben hier auch einen kleinen Kraftraum eingerichtet. Ansonsten muss man sich natürlich an die Hallenzeiten halten, die uns als Team vorgegeben werden. Außer feste Zeiten für Meetings und Training sind wir jedoch ziemlich frei, was wir mit unserer Zeit anfangen - solange wir dabei eine Maske tragen. Für manche, die lieber länger schlafen, ist das Frühstück nicht verpflichtend, aber ich brauche meinen Kaffee. Deshalb habe ich auch meine eigene kleine Espresso Maschine mit in mein Zimmer gebracht. Außerdem habe ich mir LEGO eingepackt und baue gerade an einem Auto (Fast & Furious Dom's Dodge Charger) und habe angefangen, Golf zu spielen, was allerdings echt extrem schwer ist, aber ich werde dranbleiben. Ansonsten vertreibe ich viel Zeit mit Videospielen und Serien anschauen, wenn nicht trainiert oder gespielt wird.

Das Training hier ist sehr gut und sehr strukturiert. Die Coaches achten darauf, dass wir gut vorbereitet sind, nicht zu viel machen und alles wieder aufgefrischt wird. Im Moment sieht es so aus, dass wir drei Tage trainieren und dann einen Tag komplett frei haben, an dem aber auch individuell trainiert werden kann. Persönlich wollte ich dabei von Anfang an alles dafür tun, um körperlich so fit wie möglich zu werden, damit wir unser großes Ziel erreichen können - wir wollen die Bubble als NBA Champion 2020 verlassen.

Euer Daniel

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