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NBA-Kolume Above the Break – Stephen Curry vor seinen fünften NBA Finals: Perpetuum Mobile

Stephen Curry spielt bisher überragende Playoffs 2019.
© getty

Stephen Curry steht bei einigen noch immer im Ruf, kein guter Playoff-Performer zu sein - was letztendlich auf genau einer Serie beruht. Doch Vieles von dem, was er den Golden State Warriors gibt, ist mit Zahlen kaum zu ergreifen. Above the Break hat es dennoch versucht.

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Was definiert Stephen Curry? Das Shooting wäre die offensichtliche Antwort. Kein Spieler in der Geschichte der NBA hatte jemals eine solche Range bei diesem Volumen. Die wenigen Dreier-Rekorde, die Curry noch nicht gebrochen hat, wird er noch brechen. Und die Messlatte dabei so hoch legen, dass sie zumindest einige Jahre unerreicht bleiben sollte. Vielleicht auch länger.

Was definiert Stephen Curry? Vielleicht auch seine Bescheidenheit. Curry gilt als eine Art neuer Tim Duncan, oder, um DeMarcus Cousins zu zitieren: "Alter, du bist der normalste Superstar, den ich je gesehen habe." Welcher andere (einstimmige, zweimalige) MVP hätte bereitwillig ein Kaliber wie Kevin Durant in seinem Team willkommen geheißen, um mehr Titel zu gewinnen?

Oder vielleicht ja das Ballhandling? Kyrie Irving gilt gemeinhin als König der Handles in der NBA, Curry allerdings ist nicht allzu weit von Uncle Drew entfernt und hat ebenfalls schon diverse Opfer per Dribbling auf die Bretter geschickt (Chris Paul erinnert sich). Auch das Ballhandling ist eine elitäre Fähigkeit von Curry, bei der dieser seine absurde Hand-Auge-Koordination voll ausnutzen kann.

All diese Aspekte sind wichtig und kommen doch nicht einmal in die Nähe davon, den 31-Jährigen im Ganzen zu definieren. Mindestens ein Teil seines Spiels gehört noch zwingend erwähnt, wenn man Currys Einfluss in der Offense einigermaßen vollständig ergreifen möchte: Der Mann steht einfach niemals still.

Meter, die doppelt kosten

Curry läuft, und läuft, und läuft, vor allem ohne den Ball. In den laufenden Playoffs sind laut nba.com/stats nur sechs Spieler pro Spiel mehr unterwegs als Curry (2,74 Meilen, also etwa 4,4 km pro Spiel), seit dem Ausfall von Durant läuft er sogar noch mehr (2,85 Meilen, etwa 4,6 km). Und dabei kann man argumentieren, dass jeder seiner Meter das gegnerische Team doppelt kostet.

Es ist schließlich nicht nur die Tatsache, dass er läuft. Curry hebt sich von seiner Konkurrenz durch die Art und Weise ab, WIE er läuft - seine Bewegung verläuft nie planlos. Er ist in den Sekunden unmittelbar nachdem er den Ball abgegeben hat gefährlicher als jeder andere NBA-Spieler, wahrscheinlich jemals.

Der sogenannte Relocation-Dreier ist eine seiner größten Stärken. Sein Gegenspieler muss nur den Bruchteil einer Sekunde verschlafen, damit Curry genug Tageslicht für seine Bomben von der Dreierlinie findet. Selbst wenn die Dubs neben ihm vier miese Shooter auf dem Court haben und sich die ganze Defense auf ihn konzentriert, findet er immer wieder solche Möglichkeiten.

Steve Kerr: "Er kreiert so viel Stress für die Defense"

Warum - um alles in der Welt - sind im Lauf dieser Playoffs (wie oft in den vergangenen Jahren) fast 40 Prozent von Currys Würfen entweder "offen" oder "weit offen" laut Definition? Weil fast niemand der Aufgabe gewachsen ist, Curry permanent und durch die vielen Blöcke, die ihm gestellt werden, zu verfolgen.

Weil vielen Spielern die Disziplin fehlt, und teilweise auch das Spielverständnis - ein Gerald Green etwa wurde in Runde zwei de facto unspielbar, ähnlich wie Enes Kanter eine Runde später, weil Curry ihre Fehler und Schwächen immer wieder ausnutzte. Und weil die Dubs ihn finden, wenn sie können, insbesondere Draymond Green.

Stephen Curry
© nba.com
Stephen Curry

Steve Kerr erklärte Currys Impact kürzlich gegenüber The Athletic: "Stephs Bewegung abseits des Balles ist so wichtig für das, was wir machen, und sie macht ihn einzigartig. Man denkt an all die dominanten Offensiv-Spieler und keiner von ihnen hat sich so ohne Ball bewegt wie er. Es kreiert so viel Stress für die Defense, weil man sich auf zwei Fronten gleichzeitig konzentrieren muss. Man muss auf den Ball achten, aber auch auf Steph, der hinter einem Block hervorkommt. Wenn man zwei Dinge gleichzeitig tun muss, werden Fehler wahrscheinlicher."

Hier reicht ein Screen:

Stephen Curry
© nba.com
Stephen Curry

Es geht aber auch weitaus komplizierter (hier in YouTube-Form, weil man das ganze Play sehen muss):

Eine disziplinierte Defense kann ihm oft den ersten, vielleicht auch den zweiten Look nehmen. Doch irgendwann findet Curry die Lücke. Seine Kondition erlaubt es ihm, wie vielen anderen überragenden Shootern vor ihm, wieder und wieder zu starten, ohne müde zu werden. So erzielt Curry in den Playoffs fast 5 Punkte pro Spiel nach Screens, (mal wieder) Bestwert, knapp vor Klay Thompson.

Der Unterschied zu anderen Superstars

"Das Einzigartige an Steph ist ... es gab schon viele Spieler, die abseits des Balles großartig waren. Reggie Miller, Rip Hamilton, Klay fallen in diese Kategorie", so Kerr. "Dann waren einige Spieler großartig mit dem Ball. Allen Iverson, Kevin Johnson, Tim Hardaway. Aber wie viele Spieler hatten beides? Bei den meisten Superstars ist es das eine oder andere. LeBron zum Beispiel ist verheerend mit dem Ball, aber nicht unbedingt ohne. Das ist fast immer so."

Das ist es tatsächlich. Die Serien gegen Houston und vor allem Portland dienten jüngst als perfekte Anschauungsbeispiele: Damian Lillard ist in vielerlei Hinsicht recht ähnlich wie Curry, seine Bewegung abseits des Balles ist aber teilweise kaum vorhanden. Wenn er den Ball nicht hatte, ließ er die Warriors-Defense in Ruhe. Curry lässt die gegnerische Defense nie in Ruhe, zumal er auch selbst eifrig Blöcke setzt, vor allem für Thompson. Das ist der größte Unterschied zwischen ihm und Lillard.

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