NBA

College-Star Trae Young von den Oklahoma Sooners: Ist das der neue Stephen Curry?

Von Lukas Herold
Trae Young wird einer der Top-Picks im nächsten Jahr sein.
© getty

Trae Young hat die NCAA in Punkten und Assists angeführt und sorgt in NBA-Kreisen für heiße Diskussionen. Mit seinen Fähigkeiten erinnert er ein wenig an Stephen Curry und ist in diversen Mock Drafts in die Top 10 aufgestiegen, doch auch seine Defizite sind offensichtlich. Mittlerweile hat Young angekündigt, dass er sich zum Draft 2018 anmelden wird.

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In der ESPN-Datenbank, die College-Freshmen vor der Saison rankte, musste man lange nach unten scrollen, um Young zu finden. Auf Rang 23 war der Point Guard gelistet, bevor er bei den Oklahoma Sooners für Furore sorgte. Ob er überhaupt mal NBA-Potenzial entwickeln würde, wurde ziemlich offen in Frage gestellt - zu schmächtig und fragil schien seine Statur.

Mittlerweile werden allerorten ganz andere Töne angestimmt, nicht zuletzt von den Superstars der NBA - beziehungsweise DEM Superstar. Kürzlich wurde LeBron James gefragt, ob es für Young richtig sein könnte, ein zweites Jahr am College zu absolvieren: "Das ist doch keine Frage", schüttelte dieser den Kopf. "Das ist wie morgens aufwachen oder sich die Zähne zu putzen, das ist keine Entscheidung, über die man nachdenken muss. Er sollte Pro werden!"

Eine große Respektsbekundung, aber sie kommt nicht von ungefähr. Young hat wie schon an der High School (42,6 Punkte im letzten Jahr!) alle Zweifel ausgeräumt und auch in seiner College-Saison dominiert - in einer Art und Weise, die nahezu beispiellos ist. Daher hat er sich nun auch tatsächlich für einen Wechsel in die NBA entschieden.

Trae Young: Zahlen wie in den 50ern

Im Angriff war Young kaum zu stoppen. Allein ein Blick in seine Statistiken fasst seine offensive Firepower zusammen: Mit 27,4 Punkten und 8,7 Assists führt er die Liga in beiden Kategorien an. Dies gelang bisher nur Dick Groat für Duke in der Saison 1951/52, der später in der MLB Berühmtheit erlangte und 1960 MVP der National League wurde.

Seine starken Zahlen generierte er vor allem durch seine größte Stärke: Den Wurf. Young hat ab der Mittellinie immer den Finger am Abzug und ballerte in dieser Saison bereits einige Dreier vom Logo durch die Reuse. Dementsprechend oft drückt er von Downtown ab: Über 53 Prozent seiner Würfe nimmt Young vom Perimeter, insgesamt sind es schwindelerregende 10,2 Versuche pro Spiel (bei einer Quote von 36,1 Prozent).

Trae Young: Seine Stats im Überblick

PunkteFGAFG%3PA3P%FTAFT%ASTREBTOVPER
27.419,3.42,310,236,18,686,18,73,95,228,3

Trae Young: Der beste Schütze der NCAA

Sein Volumen fußt auf der Vielfalt seiner Abschlüsse. Er trifft nicht nur aus dem Catch-and-Shoot hochprozentig, sondern kann auch aus dem Dribbling abdrücken. Young nimmt dabei viele seiner Dreier mindestens aus NBA-Distanz und nicht nur von der kürzeren NCAA-Dreierlinie.

Seine zweite große Stärke ist sein gutes Auge für die Mitspieler, was vor allem in Pick-and-Rolls sichtbar wird. Während Young in der Halbfeld-Offense des Öfteren schlechte Entscheidungen trifft und verfrühte Würfe vom Parkdeck nimmt, setzt er im Pick-and-Roll klug seine Mitspieler ein.

Allerdings neigt er auch dazu, zu riskante Pässe und spielen und schmeißt insgesamt 5,3 Mal pro Spiel den Ball weg. Aber: Wenn beim Zug zum Korb die Hilfe kommt, findet Young regelmäßig den freien Mann an der Dreierlinie.

Auch die Big Men werden von Young per Lob und Anspiel in die Zone bedient. Mit seinem Arsenal formte er die Oklahoma Sooners in den ersten Wochen zu einer der besten Offenses der Liga und das, obwohl sein Supporting Cast unterdurchschnittlich ist.

Youngs Mitspieler: Die Starting Five der Sooners im Überblick

NameRecruiting-RangJahrgangPosition
Christian James193JuniorGuard
Rashard Odomes133JuniorGuard
Khadeem Lattin130JuniorCenter
Brady Manek117FreshmanForward

Sooners: Young kann Negativserie nicht stoppen

Oklahomas Abhängigkeit von Young spiegelte sich in seiner Usage-Rate wieder, die bei 37,1 Prozent lag. Vor allem für Young persönlich wird sich mit dem Schritt in die NBA einiges ändern. Denn der Freshman konnte auch deshalb von Coach Lon Kruger von den Sooners überzeugt werden, weil dieser ihm in Ermangelung von Alternativen eben die komplette Offense in die Hand legen konnte. In der NBA hingegen würde er sich bei den meisten Teams natürlich erst einmal hinten anstellen müssen.

Die Abhängigkeit hat allerdings auch für Oklahoma negative Seiten, die vor allem in den letzten Spielen deutlich wurden. Nach einem extrem heißen Start haben die Sooners zwischenzeitlich sieben von acht Partien verloren, auch weil Young ein wenig seinen Touch verloren hat. Schon in der ersten Runde der March Madness war demnach Endstation für Oklahoma.

Young diese Probleme selbst erklärt: "Ich werde härter verteidigt und besser gescouted als jeder andere Spieler in diesem Land. Es ist deutlich schwieriger für mich als am Anfang der Saison." Die große mediale Aufmerksamkeit tut dem Ganzen natürlich ihr Übriges, Young hat mittlerweile eine Zielscheibe auf dem Rücken. Nervlich wirkt er allerdings weiterhin souverän und trifft von der Freiwurflinie nahezu automatisch.

Trae Young: Körperliche Defizite

Trotzdem hat Young ohne seinen Wurf Probleme, da er körperliche Defizite aufweist. Er ist nur 1,88 Meter groß und genauso "lang" ist seine Spannweite. Sein Antritt lässt schon auf dem College keine guten Verteidiger erstarren, aufgrund von mangelnder Physis (81 kg) und Kraft hat er auch Schwierigkeiten, mit Kontakt abzuschließen. Das dürfte ihm in der NBA umso mehr zum Verhängnis werden.

Ähnliche Zweifel begleiteten einst wiederum auch den Spieler, mit dem Young heute am Öftesten verglichen wird: Stephen Curry. Nicht wenige Experten bezweifelten bei Curry, dass er seine Offensiv-Dominanz auf die NBA würde übertragen können, mittlerweile wirkt das natürlich absurd.

Der zweimalige MVP selbst hat sich in jedem Fall sehr positiv über sein "Double" Young geäußert: "Er wirkt so, als wüsste er immer, was er mit dem Ball in seinen Händen macht. Er wirft viele tiefer Dreier und spielt sehr kreativ. Es macht Spaß, ihm zuzusehen", sagte Curry gegenüber ESPN.

Warnung von Chris Paul: Bloß kein Fan sein!

Die Frage ist natürlich berechtigt, ob es einem so jungen Spieler gut tut, bereits mit einem so hochdekorierten Spieler wie Curry verglichen zu werden. Zumal es nicht darüber hinwegtäuschen darf, wie viel Arbeit er noch vor sich hat - nicht um auf Currys, sondern überhaupt auf einen NBA-Level zu kommen. Abgesehen vom Körperlichen muss er auch defensiv ganz dringend stärker werden, zumal er dort bei den Sooners von Zeit zu Zeit lustlos aufspielt.

Chris Paul von den Houston Rockets warnte Young daher bereits im Gespräch mit Bleacher Report davor, nicht zu sehr auf den Hype und die Lobhudelei anderer Spieler zu achten: "Wenn du in der NBA spielst, darfst du kein Fan sein. Die Spieler, die jetzt über ihn tweeten, werden ihm in den Arsch treten wollen."

Die Implikation dahinter ist klar: Bloß nicht zufrieden sein, immer weiter arbeiten. Das hat Young innerhalb von sehr kurzer Zeit immerhin schon ziemlich weit gebracht - beim jüngsten Mock Draft von ESPN etwa steht Young mittlerweile auf Rang 7. An dieser Position wurde 2009 übrigens auch ein gewisser Wardell Stephen Curry II gedraftet.