NBA

Defense: Auch Draymond macht sexy Sachen

Draymond Green beherrscht den Nahkampf unterm Korb wie kaum ein Zweiter
© getty

Im Rahmen der NBA-Themenwoche "Analytics" blickt SPOX heute auf die Advanced Stats im Bereich Defense - und erklärt, wo die Probleme bei den bisher verfügbaren Zahlen liegen.

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Defense wins championships. Es gibt in der Mythologie des Basketballs wohl kaum eine Phrase, die häufiger verwendet wird und die noch universeller Zustimmung erfährt - wenngleich in den abgelaufenen Finals weder die Cavaliers noch die Warriors den jeweiligen Gegner regelmäßig stoppen konnten. Dennoch: Die Dubs holten auch und gerade deshalb den Titel, weil sie in den entscheidenden Momenten ausreichend Stops generieren konnten.

Allerdings ist die Defense der Aspekt des Spiels, der statistisch wohl am schwersten zu erforschen ist. Zumal die "klassischen" Zahlen wie Steals und Blocks nur relativ wenig aussagen - ein Umstand, den Hall of Famer Isiah Thomas im Januar im SPOX-Interview erklärte.

"Bei der Defense schauen die Leute viel zu oft nur darauf, wie viele Steals oder Blocks jemand hatte. Dabei ist das überhaupt nicht aussagekräftig", sagte Thomas. "Viele Spieler spekulieren auf Steals und lassen dadurch ihren Mann offen stehen. Sie haben dann am Ende des Spiels vielleicht 2 oder 3 Bälle geklaut, aber ihr Gegenspieler hat 30 Punkte gemacht. Soll das etwa gut sein?"

Rate > absolute Zahlen

Das ist es natürlich nicht - und deswegen sind die absoluten defensiven Zahlen auch mit noch mehr Vorsicht zu genießen als die offensiven. Hassan Whiteside etwa ist eine Blockmaschine, in der Vergangenheit lag das aber auch nicht selten daran, dass er nur darauf spekulierte und dadurch seinen eigenen Gegenspieler vergaß.

Aus diesem Grund versucht die Analytics-Gemeinde seit langem, Defense mit Metriken zu erfassen, die über Blocks, Steals und auch Rebounds hinausgehen. Wenngleich diese natürlich nicht völlig unerheblich sind - wichtiger als die "x pro Spiel" für die Betrachtung sollte allerdings die jeweilige Rate sein, die ein Spieler erreicht.

Zum Beispiel die defensive Rebound-Rate (DRB%): Durch diese Formel wird berechnet, wie hoch der Anteil an verfügbaren Rebounds ist, die sich ein bestimmter Spieler greift, während er auf dem Court steht. In der vergangenen Saison wurde die Liga hier von Andre Drummond (36,2 Prozent) angeführt, der damit All-Time sogar Platz 4 belegt (hinter Reggie Evans und zweimal Dennis Rodman).

Dass in der Top 10 der letzten Saison aber auch Russell Westbrook auftaucht (28,8 Prozent), offenbart eine Schwierigkeit der Statistik: Natürlich ist der MVP ein toller Rebounder für seine Größe, seine größeren Mitspieler überließen ihm aber auch bewusst viele Rebounds auf seiner Triple-Double-Jagd. Das zeigt die Statistik "Uncontested Defensive Rebounds" (UDR): Diese führte Russ letzte Saison mit 7,8 deutlich an. Fast 87 Prozent seiner Rebounds sackte er ohne "Gegenwehr" ein, weit mehr als die anderen "Top-10-Rebounder" der Liga.

Saison 2016/17*
#SpielerDRB%#SpielerUDR%**
1Andre Drummond36,21Russell Westbrook86,8
2Hassan Whiteside35,32Paul George86,3
3DeAndre Jordan34,63Marvin Williams84,9
4Dwight Howard31,74James Harden84,9
5Nikola Vucevic31,35LeBron James83,2
6Rudy Gobert29,56Jae Crowder82,6
7Kevin Love29,37Nicolas Batum82,5
8DeMarcus Cousins29,28Trevor Ariza82,4
9Jonas Valanciunas29,19Gorgui Dieng81,3
10Russell Westbrook28,810Trevor Booker81,2

* Spieler mit mind. 1400 gespielten Minuten

** Spieler mit mind. 5 Defensiv-Rebounds pro Spiel

Die Makel von Blocks und Steals

Auch beim Shotblocking erzählt die reine "per Game"-Statistik längst nicht alles. Denn ein Großteil des defensiven Impacts kommt nicht durch den Block an sich, sondern durch die Psychologie: "Es geht nicht darum, jeden Wurf zu blocken. Es geht darum, deinen Gegner glauben zu lassen, dass du vielleicht jeden Wurf blockst", erklärte einst Bill Russell, zu dessen Zeiten Blocks leider noch gar nicht erfasst wurden. Er würde sonst wohl die allermeisten Rekorde halten.

Etwas genauer können Blocks durch die Block Percentage (BLK%) erfasst werden. Mit der Formel wird berechnet, wieviel Prozent der Zweipunktewürfe des Gegners von einem bestimmten Spieler geblockt werden, solange dieser auf dem Court steht. In der vergangenen Saison führte der "Stifle Tower" Rudy Gobert diese Kategorie mit 6,4 Prozent an, den All-Time-Bestwert hält Manute Bol mit 10,8 Prozent.

Auch bei den Steals gibt es mit der Steal Percentage eine Metrik, die den Anteil der gegnerischen Ballbesitze berechnet, die mit einem Steal eines bestimmten Spielers enden, solange dieser auf dem Court steht. Diese bezieht also die Spielgeschwindigkeit mit ein und ist damit aussagekräftiger als die pure Steal-Zahl - aber aus dem von Thomas skizzierten Grund sollte man auch sie nicht einzeln verwenden, um einen Spieler als "guten Verteidiger" zu bezeichnen.