NBA

Keine Zeit für Trennungsschmerz

Myles Turner (l.) ist der neue Anführer der Pacers
© getty

Die Indiana Pacers hatten nicht nur mit dem Wechsel-Gesuch von Paul George, sondern auch mit dem spontanen Abschied von Präsident Larry Bird zu kämpfen. Heraus gekommen ist eine umtriebige Offseason mit wenig Plan und einer großen Portion Hoffnung.

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Die Transaktionen der Indiana Pacers

Es ist kompliziert. Nach der öffentlichen Ankündigung, dass Paul George Indianapolis in der Free Agency 2018 verlassen werde, veränderte sich der Beziehungsstatus der Indiana Pacers umgehend.

Viele Gespräche, einen gescheiterten Deal mit den Cleveland Cavaliers und ein Trade zu den Oklahoma City Thunder später war das Verhältnis zwischen PG-13 und Indy nach sieben gemeinsamen Jahren Geschichte. Victor Oladipo und Domantas Sabonis kamen als Trostpreis von OKC.

Doch das war längst nicht alles. Neu-Präsident Kevin Pritchard, der den Job im Mai ohne Vorwarnung von Larry Bird geerbt hatte, hatte eine ereignisreiche Offseason.

Er holte Darren Collison zurück an alte Wirkungsstätte, um den nach Minnesota abgewanderten Jeff Teague zu ersetzen. Zwei Jahre, zehn Millionen Dollar die Kennzahlen. Darüber hinaus schickte Indiana C.J. Miles per Sign-and-Trade für Cory Joseph zu den Toronto Raptors.

Bojan Bogdanovic unterschrieb in Indiana einen Zweijahresvertrag über 21 Millionen Dollar. Monta Ellis wurde noch vor dem George-Deal entlassen, sein Gehalt wird mittels Stretch Provision auf die nächsten Jahre gestreckt. Lavoy Allen, dessen Teamoption die Pacers nicht zogen, muss sich ebenfalls ein neues Team suchen.

Im Draft wählten die Pacers Power Forward T.J. Leaf (Pick #18) und Center Ike Anigbogu (#47). Für ein wenig Cash kauften sie den New Orleans Pelicans darüber hinaus Point Guard Edmond Sumner (#52) ab, der einen Two-Way-Contract unterzeichnete.

Die Strategie der Indiana Pacers

Normalerweise folgt nach einer Trennung immer eine Phase der Trauer. Doch in Indianapolis hat man andere Pläne. Statt einer Ausrichtung auf die Zukunft und eines harten Cuts entschieden sich die Verantwortlichen dafür, weiterhin Mittelmaß zu sein und setzen auf den großen Coup.

Der Markt in dieser Offseason war ohne Zweifel schwierig, zudem wird George 2018 Free Agent. Dennoch muss man Indiana vorwerfen, nicht mehr für den All-Star bekommen zu haben.

Bei den Trade-Gesprächen kippte Pritchard einen bereits ausgehandelten Deal mit den Cavs und den Denver Nuggets, der Gary Harris und den 13. Pick des Drafts nach Indy gebracht hätte.

Über die Gründe der Richtungsänderung kann nur spekuliert werden, dennoch bedeutet der wenig später eingefädelte Deal mit OKC die Entscheidung gegen einen Umbruch. Die Pacers wollen sich um Big-Man-Talent Myles Turner neu aufstellen. Es ist mehr der Versuch einer Umstrukturierung als ein Rebuild.

Die Schwachstellen der Indiana Pacers

Indy spielt mit dem Trade auf Risiko. Bisher konnte Oladipo noch nicht unter Beweis stellen, dass er das Zeug zu einem überdurchschnittlichen Shooting Guard hat. Bäume ausgerissen hat auch Sabonis in seiner Rookie-Saison nicht.

Alarmierend ist, dass sich niemand im Team einen eigenen Wurf kreieren kann. Daher muss Indiana über die Defense und das Teamplay kommen. Da Collison aber wahrlich kein Strippenzieher der Güteklasse A ist, wird die Halfcourt-Offense der Pacers nächste Saison dementsprechend behäbig aussehen.

In Sachen Shooting ist Indy dank Joseph und Bogdanovic nun ein wenig besser aufgestellt, darunter leidet aber die Abteilung Attacke. Aus dem Drive zu punkten, gelingt lediglich Wundertüte Lance Stephenson von Zeit zu Zeit. Das macht Indiana ziemlich berechenbar. Mit Monta Ellis ist ein mental schwacher Spieler nicht mehr dabei.

Immerhin über die Banktiefe kann man sich nicht beschweren. Das Team ist äußerst ausgeglichen zusammengestellt. Bleibt zu hoffen, dass Sabonis früher als später die Starter-Rolle von Thaddeus Young übernehmen darf, um sich zu entwickeln.

Der Hoffnungsträger der Indiana Pacers

Myles Turner. 21 Jahre jung, athletisch, vielseitig. Turner ist der einzige Spieler im Roster mit Star-Potenzial - und genau das gilt es zu entfalten.

Vom alten Haudegen Al Jefferson gibt es hie und da ein paar Tipps, ansonsten werden die steigenden Minuten von ganz allein für neue Karrierebestwerte in allerhand Kategorien sorgen. Most Improved Player? Warum nicht!?

Turner hat die Anlagen, den Dreier bald noch besser zu treffen. Seine Steigerung von 21 auf 35 Prozent in der vergangenen Saison ist schon mal aller Ehren wert.

Zweifelsfrei wird auch Turners drittes Jahr eines zum Lernen, vor allem die Rolle als Anker der Defense bedarf noch einiger Arbeit.

Neu für ihn - und mitunter frustrierend - wird sein, dass er nun die erste Option des Teams ist und vom Gegner dementsprechend behandelt wird. Doch auch das ist Teil des Prozesses.

Das Fazit

Generell wird Indiana durch die Veränderungen ein gutes Stück jünger, der Fokus auf die Entwicklung ist klar. Angesichts des überschaubaren Potenzials im Kader ist das aber eher ein suboptimaler Weg.

In der schwachen Eastern Conference spielen die Pacers trotz des Abgangs ihres Franchise-Players wieder um die Playoffs mit und sollten im April auf Platz sechs bis neun einlaufen. Die Wettbewerbsfähigkeit bleibt so zumindest partiell erhalten.

Pritchard und Neu-GM Chad Buchanan denken äußerst optimistisch und hoffen auf einen dicken Fisch in der Free Agency 2018. Immerhin könnte dann mit äußerst günstigen Entlassungen von Collison, Bogdanovic und Jefferson (zusammen nur 7,5 Millionen Dollar garantiert) Cap Space für einen Max Contract geschaffen werden.

Die Maßnahmen dieser Offseason sind daher eher als Schadensbegrenzung nach dem George-Statement zu sehen als eine von langer Hand geplante Entwicklung. Aber wer weiß - vielleicht finden die Pacers in ihrem neu zusammengewürfelten Roster doch noch einen zweiten wirklich talentierten Spieler, der den eingeschlagenen Weg rechtfertigt.

Die Note: 4-

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