NBA

Ein neuer Alpha fürs Rudel

Von Jan Menzner
Jimmy Butler soll bei den Minnesota Timberwolves für Playoff-Basketball sorgen
© getty

Die Minnesota Timberwolves waren eines der aktivsten Teams der Offseason und wagten den Schritt vom Projekt zum Win-Now Modus. Jimmy Butler, wieder vereint mit Coach Tom Thibodeau, soll Minnesota gemeinsam mit Karl-Anthony Towns und Andrew Wiggins zurück in die Postseason führen.

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Die Transaktionen der Minnesota Timberwolves

Das Rudel hat einen neuen Leitwolf. Am Draft-Tag schnappte sich Minnesota Jimmy Butler von den Chicago Bulls. Mit ihm kam der 16. Pick, der zu Justin Patton wurde. Im Gegenzug wanderten die Youngster Zach LaVine, Kris Dunn und der siebte Pick (Lauri Markkanen) nach Chicago.

In der Free Agency unterschrieben Jeff Teague, Taj Gibson und Jamal Crawford Arbeitspapiere in Minny. Teague kommt nach einer Saison mit den Indiana Pacers für drei Jahre und 57 Millionen US-Dollar Gehalt. Das letzte Jahr beinhaltet eine Spieleroption.

Gibson, der die Saison bei den Oklahoma City Thunder beschloss, stehen 28 Millionen über zwei Jahre zu. Der 37-jährige Crawford unterschreibt für etwa 8,5 Millionen Dollar und zwei Jahre, wobei letzteres eine Spieleroption enthält.

Um Platz für die Neuverpflichtungen zu schaffen, wurden die beiden Center Nikola Pekovic und Jordan Hill gewaivt. Ricky Rubio tradeten die Wolves zu den Utah Jazz und erhielten dafür OKCs Top-14-geschützten First Round Pick für 2018.

Außerdem wurde ordentlich ausgemistet: Die Free Agents Omri Casspi, Shabazz Muhammad, Adreian Payne und Brandon Rush mussten sich neue Arbeitgeber suchen.

Update: Zuletzt statteten die Wolves Small Forward Anthony Brown mit einem Two-Way-Contract aus.

Die Strategie der Minnesota Timberwolves

In Minneapolis warten die Fans seit 13(!) Jahren darauf, wieder Playoff-Basketball zu sehen - trotzdem ließ man den ehemaligen Top-Picks Towns, Wiggins, LaVine und Dunn bisher geduldig Zeit für ihre Entwicklung.

Da jedoch auch in der Saison 2016/17 der ganz große Durchbruch ausblieb, entschied sich das Front Office dazu, den Kader umzukrempeln, um den Fortschritt zu beschleunigen. Nur sechs Spieler aus der vergangenen Saison stehen heute noch im Roster.

Bereits am Draft-Tag konnte Coach Thibs seinen Wunschspieler Jimmy Buckets in den Norden holen konnte - in einem der einseitigsten Deals der Offseason. Oder der letzten Jahre.

Mit Butler kommt ein Super- und All-Star in seiner Prime, einer der komplettesten Two-Way-Player und ein neuer Team-Leader nach Minnesota. Kostenpunkt: ein offensiv limitierter und bisher enttäuschender Dunn, sowie LaVine, der zwar Top-Career-Werte in Sachen Punkten (18,9), Wurfquote (45,9 Prozent) und Steals auflegte, danach jedoch einen Kreuzbandriss erlitt.

Die beiden involvierten Picks gleichen den Deal zumindest ein wenig aus. Doch obwohl Minnesota sich auf Position 16 herunter tradete, konnte mit Justin Patton noch ein agiler Big Man mit solidem Pick-and-Roll und einer College-Dreierquote von über 50 Prozent (bei 0,4 Versuchen pro Spiel) geholt werden. Insgesamt ein absoluter No-Brainer.

In der Folge des Blockbuster-Trades suchte Minnesota nach Spielern, die das Team sofort besser machen: Jeff Teague ersetzt den abgewanderten Rubio und strahlt mit 15,3 Punkten im Schnitt und einer 35-prozentigen Quote von Downtown deutlich mehr Gefahr aus als der Spanier (31 Prozent). Crawford kommt mit seinem Shooting und seiner Erfahrung eine große Rolle als Scorer und Leader von der Bank zu.

Nur die Verpflichtung von Taj Gibson (28 Millionen Dollar für zwei Jahre) wollte zunächst, besonders in Kombination mit dem Patton-Pick, nicht ganz ins Bild passen: Der Frontcourt der Wolves ist bereits dicht besetzt.

Nachdem sich Patton jedoch einer Fuß-OP unterziehen musste und vorerst ausfallen wird, gewinnt der Deal wieder an Qualität. Außerdem liefert Gibson eine Präsenz in der Defensive, die den Wolves in der vergangenen Saison fehlte - Unter Thibs, der den Forward bereits aus Chicago bestens kennt, könnte Gibson im hohen Norden einen zweiten Frühling erleben.

Dass Minnesota sich die teuren neuen Verträge der Free Agents überhaupt leisten kann, liegt an der wohl günstigsten Big Three der Liga: Jimmy Butler verdient kommende Saison nur 17,5 Millionen US-Dollar. Prädikat unterbezahlt. KAT und Wiggins liegen dank Rookie-Verträgen selbst zusammengerechnet noch darunter.

Die drei preiswerten Stars sorgen dafür, dass Minnesota eine der kleineren Payrolls der Liga hat: So bestehen genügend Reserven, um die kommenden Restricted Free Agents Wiggins (2018) und Towns (2019) langfristig binden zu können. Die Verhandlungen mit Wiggins laufen bereits.

Im Front Office wird kommende Saison ganz genau beobachtet werden, wie das Trio Butler, Towns und Wiggins harmoniert. Denn diese Big Three wurde auserkoren, um Minnesota zurück ins Rampenlicht der NBA zu führen.

Die Schwachstellen der Minnesota Timberwolves

Mit einem Blick auf das Roster der Wolves wird schnell klar: Die Unausgewogenheit bei der Kaderzusammenstellung könnte im Laufe der Saison zum Problem werden.

Als echte Flügelspieler stehen bisher nur Wiggins, Butler und Crawford im Kader, was Erinnerungen an Thibodeaus Vergangenheit in Chicago weckt. Auch dort waren 40 Minuten Spielzeit für die Spieler nicht unüblich.

Da Minny bisher nur elf Roster-Plätze vergeben hat, wird aber wohl noch mindestens ein weiterer Swingman verpflichtet werden. Vor kurzem berichtete Wolves-Insider Darren Wolfson von Interesse an Ian Clark und Tony Allen.

Update: Ian Clark ist mittlerweile bei den New Orleans Pelicans untergekommen. Stattdessen bekam Anthony Brown einen Two-Way-Contract. Ob und wie viele Minuten er dem Flügel-Trio abnehmen wird, ist jedoch unsicher.

Die größte Baustelle ist allerdings das Spacing: Minnesota nahm vergangene Saison mit Abstand die wenigsten Dreier der Liga (21 pro Spiel) und auch die Trefferquote liegt mit 34,9 Prozent tief in der unteren Ligahälfte. Wenn das gegnerische Team Towns in der Zone doppelt, müssen die Schützen das besser bestrafen.

Neben Teague sind auch Butler und Crawford solide Werfer - einen echten Scharfschützen findet man im Team aber immer noch nicht. Ein wenig Hoffnung macht Andrew Wiggins, der im vergangenen Jahr trotz gesteigertem Wurf-Volumen seine Dreierquote von zuvor 30 auf 35 Prozent erhöhen konnte. Geht da noch mehr?

Der Hoffnungsträger der Minnesota Timberwolves

Jimmy Butler. Während Towns und Wiggins sich noch entwickeln, ist Jimmy Buckets in seiner absoluten Prime. Er ist der neue Anführer des Wolfsrudels und sollte unter Lieblingscoach Thibs sogar noch weiter aufblühen.

Neben den beiden Jungwölfen ist Butler der dritte 20-Punkte-Scorer des Teams. Kann der 27-Jährige seine Dreierquote von 36,7 Prozent aus dem Vorjahr bestätigen oder sogar noch steigern, bringt er zusätzlich zu seinen gefährlichen Drives zum Korb auch zusätzliches Spacing.

Auch auf der anderen Seite des Courts ist Butler mit seiner intensiven Verteidigung eminent wichtig, da gerade Towns und Wiggins dort noch Luft nach oben haben.

Spielt Butler die erwartet starke Saison und führt Minnesota in die Playoffs, dürfte das perspektivisch auch Wiggins' und Towns' Interesse, zu verlängern, deutlich steigern. Eine Win-Win-Situation für die Wolves - falls Butler liefert.

Das Fazit

Playoffs booked. Mit dem Trade für Jimmy Butler katapultieren sich die Timberwolves vom unteren Ende der Western Conference in den Kampf um die Plätze fünf bis acht.

Die Verpflichtungen von Gibson, Teague und Crawford sind teuer erkauft, machen das Team aber insgesamt besser und passen somit in die Win-Now-Ausrichtung. Außerdem zeigt gerade die Entscheidung des heiß umworbenen Crawford pro Minnesota eines ganz deutlich: Die Wolves sind plötzlich wieder ein attraktives Team.

Einziges Manko: Der Abschied der vielen Free Agents war bei diesem Prozess zwar sinnvoll und notwendig, um Cap-Space für die Neuverpflichtungen zu schaffen - die kleine Rotation der Wolves ist nun aber sehr verletzungsanfällig.

Insgesamt war die Offseason der Timberwolves geprägt von einem klaren Plan: Genug gewartet. Schluss mit der Lottery. Ab in die Playoffs. Und er wurde konsequent umgesetzt.

Jetzt müssen Towns, Wiggins und Butler nur noch beweisen, dass sie das Zeug zur waschechten Big Three haben: Dann darf man in Minny auch wieder von mehr träumen, als nur von Playoff-Basketball.

Die Note: 1-

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