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Wer zuletzt lacht ...

Von Philipp Jakob
JaVale McGee drehte gegen die Spurs groß auf
© getty

Kein Spieler musste über die vergangenen Jahre so viel Spott über sich ergehen lassen wie JaVale McGee. Spätestens mit seinem Auftritt in Spiel 3 der Western Conference Finals gegen die San Antonio Spurs hat er es seinen Kritikern gezeigt: Er ist ein wichtiger Bestandteil eines der besten Teams der NBA.

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Es ist noch gar nicht lange her, da sah sich JaVale McGee einem Kampf gegenüber, den er beim besten Willen nicht gewinnen konnte. Auf der einen Seite stand McGee selbst, ein 2,13 Meter großer Center, der seit seiner Zeit in Washington durch die NBA wanderte und nirgends richtig Fuß zu fassen schien. Auf der anderen Seite: Shaquille O'Neal.

Der mittlerweile 45-Jährige war ebenfalls als Center auf den Parkettböden der NBA unterwegs, im Gegensatz zu McGee darf er sich allerdings als vierfachen NBA-Champion, dreimaligen Finals-MVP und 15-maligen All-Star bezeichnen - und seit seinem Wechsel ins TV-Studio 2011 als Herr über "Shaqtin' a Fool". Das ist jene Sendung, in der wöchentlich die peinlichsten und lustigsten Pannen in der NBA seziert und nach Lachflash-Faktor geranked werden. Und damit die Sendung, die die allermeisten NBA-Fans als erstes mit dem Namen JaVale McGee verbinden.

Zu Unrecht, wenn es nach der Meinung von McGee geht. Im Februar dieses Jahres ließ er schließlich all seinem Frust freien Lauf. Das Fass zum Überlaufen brachte eine Sondersendung von "Shaqtin' a Fool", die allein McGee gewidmet war. Eine Ehre, die der Center der Warriors nicht unbedingt als solche auffasste.

Über Twitter setzte er zum Gegenangriff an, die Antwort von Shaq ließ wiederum nicht lange auf sich warten. Was folgte war eine Twitter-Fehde inklusive Beleidigungen, Drohungen sowie einer besorgten Mama McGee, die von Cybermobbing gegenüber ihrem Sohn sprach. Erneut lachten viele nur über JaVale.

"Er war großartig"

Nun, ziemlich genau drei Monate später, ist vor allem den Spurs-Fans das Lachen gründlich vergangen. Beim deutlichen 120:108-Sieg der Warriors über die San Antonio Spurs in Spiel 2 war von "Shaqtin' a Fool" nichts zu sehen. Statt einem Jungen, der über seine eigenen Beine stolpert, sahen sich die Spurs einem an beiden Enden des Courts dominanten Center gegenüber. Shaq-Light, wenn man so will.

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Durch die Fersenverletzung von Zaza Pachulia rückte der 28-Jährige in die Starting Five der Warriors. Während jedoch Kevin Durant, Steph Curry und Co. zu Beginn der Partie mit den aggressiv aufspielenden Spurs ihre Mühe hatten, drehte McGee so richtig auf. In gerade mal 13 Minuten Einsatzzeit erzielte der Center 16 Punkte, traf dabei effiziente 6 seiner 9 Versuche aus dem Feld und half mit seiner enormen Energie, das Spiel zu drehen.

"JaVale war an beiden Enden des Courts großartig", lobte Interims-Coach Mike Brown nach der Partie. "Er hatte entscheidenden Einfluss auf unser Spiel." Unter anderem durch die Nachlässigkeit der Dubs, die bereits nach dem ersten Viertel sechs Turnover im Boxscore stehen hatten, erspielte sich San Antonio einen kleinen Vorteil. McGee verhinderte in dieser Situation Schlimmeres. "Ohne seine Energie hätten wir vielleicht noch einem viel größeren Rückstand hinterherlaufen müssen", erklärte Brown.

Eine gefährliche Waffe

Unermüdlich kämpfte McGee am Brett und jeden Loose-Ball. Er rannte den Court rauf und runter und brachte sich immer in die richtige Position. In der Offense hieß das vor allem: Pick setzen, zum Korb abrollen und auf den Pass warten. "Mit KD, Klay und Steph auf dem Feld tendieren die anderen Teams dazu, JaVale zu vergessen oder ihn offen zu lassen", sagte Brown. Genau das machten die Spurs und genau das bestrafte Golden State eiskalt.

Immer wieder fanden Curry, Durant und Co. ihren Big Man vollkommen frei stehend in Ringnähe, wo sie ihn beispielsweise per Lob-Pass bedienten. "Für unser Team mit den vielen Schützen auf dem Feld ist es eine gefährliche Waffe, wenn er den Ring attackiert", erklärte Steph Curry.

Damit brachte er einerseits ziemlich gut auf den Punkt, warum McGee von seinen Teamkollegen extrem profitiert. Andererseits verdeutlichte er damit auch die Misere der Spurs. Entweder sie geben Curry, Durant, Klay Thompson oder Draymond Green offene Würfe oder sie lassen McGee Freiräume. Letzteres klingt definitiv nach der angenehmsten Option, auch wenn es an diesem Abend gnadenlos bestraft wurde.

Kein perfekter Basketballer

Auch defensiv hinterließ der 28-Jährige einen starken Eindruck. Im Matchup gegen LaMarcus Aldridge ließ er sich nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern verteidigte laut Curry sehr "smart". Auch hier half die Energie und der Einsatz, mit der McGee zu Werke ging. "Er hat ihm zum Arbeiten gezwungen, seine Würfe gut verteidigt und den Ring beschützt", fuhr der zweimalige MVP fort. McGee war einer der Gründe, warum sich Aldridge in der ersten Halbzeit nicht entfalten konnte.

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Dank seiner Athletik und Abschlussstärke in unmittelbarer Ringnähe hat McGee auch schon in den bisherigen Playoff-Runden stellenweise überzeugt und den Dubs einen Energieschub verliehen. Selbst in einem potenziellen Finals-Matchup gegen Cleveland könnte er wichtig sein, insbesondere dann, falls Pachulia ernster verletzt ist.

Allerdings bleibt natürlich auch festzuhalten, dass McGee bei Weitem kein perfekter Basketballspieler ist. Die unnötigen Fehler, die ihn einst berühmt machten, wird er aller Voraussicht nach nicht komplett abstellen können. Auch Curry, Green und Durant wurden schon mehrfach dabei gesichtet, wie sie auf der Bank über einen "Ausflug" ihres Backup-Centers lachen mussten.

Renaissance in der Bay Area

Und dennoch können die Warriors mit einem extrem guten Gefühl auf den vergangenen Sommer zurückblicken, in dem sie den Big Man als Free Agent an Land zogen. In einem Team, dessen Tiefe als größte Schwachstelle angesehen wurde, legte McGee von der Bank kommend kontinuierlich gute Statistiken auf. Sein Player Efficiency Rating lag in der regulären Saison sogar bei 25,2, der zweithöchste Wert im Team hinter Durant.

JaVale McGee hat es geschafft, seine Karriere in der Bay Area in neue Bahnen zu lenken. Zu was er fähig ist und wie viel er in einem mit Superstars gespickten Team bewirken kann, bekamen die Spurs nun schmerzhaft zu spüren. Nur eine Sache bleibt ihm bei all dem Lob erst einmal verwehrt: Ein erneuter Auftritt bei "Shaqtin' a Fool". Stören wird ihn das allerdings ganz und gar nicht.

Das Playoff-Bracket im Überblick

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