NBA

Ein OT-Drama mit Playoff-Atmosphäre

James Harden und LeBron James lieferten sich zeitweise ein beeindruckendes Privatduell
© getty

Die Cleveland Cavaliers (37-24) und die Houston Rockets (41-18) haben im Toyota Center eine überragende Vorschau auf die Playoffs geliefert. Beim 105:103-Sieg der Rockets wollen beide Teams unbedingt ein Statement setzen und schenken sich nichts. Das Duell von James Harden gegen LeBron James geht sogar über die Grenzen der Legalität. Am Ende ist es jedoch die kuriose Freiwurfschwäche von James, die das Spiel entscheidet.

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Beide Teams starteten mit viel Tempo in die Partie und versuchten früh, sich abzusetzen - allerdings sollte es beiden nicht gelingen, weil es an Effizienz aus dem Feld fehlte. So ging es mit 50:47 für die Gäste in die Pause. Direkt zu Beginn des dritten Viertels legten die Rockets dann aber angeführt von Donatas Motiejunas, Terrence Jones und James Harden los und erspielten sich eine zweistellige Führung.

Kevin Love und vor allem LeBron James wehrten sich jedoch nach Kräften und hielten ihr Team im Spiel. Die Atmosphäre in der Halle wurde währenddessen immer hitziger, nachdem LeBron zunächst mit Patrick Beverley aneinander geriet und später "Opfer" eines Flagrant Fouls von Harden wurde, das den Rockets-Fans nicht gefiel. Insgesamt wurden gleich 5 Technicals verteilt.

Zu Beginn des vierten Viertels glichen die Cavs wieder aus, und von nun an wurde es richtig dramatisch. LeBron scorte. Harden scorte. 23 Sekunden vor Schluss hatten die Cavs bei Gleichstand den Ball, nachdem Kyrie-Irving-Vertreter Matthew Dellavedova einen Offensiv-Rebound sicherte, und nahmen eine Auszeit. Doch James wurde bei seinem Gamewinner-Versuch von Trevor Ariza überragend verteidigt, sodass das Spiel in die Verlängerung musste.

Dort hatte LeBron (37 Punkte, 8 Rebounds, 4 Assists) Sekunden vor Schluss die Chance, sein Team mit zwei Freiwürfen in Führung zu bringen. Stattdessen verfehlte er beide Freebies - und wurde zum tragischen Helden. Harden (33 Punkte, 8 Rebounds, 5 Assists) machte es besser und entschied das Spiel.

Die Reaktionen:

James Harden (Houston Rockets): "Ich will in jedem Spiel ein Statement absetzen. Ich bin da draußen, um mich selbst zu beweisen - und um Spiele zu gewinnen."

... über den Tritt gegen LeBron James: "Er ist abseits des Platzes ein sehr guter Freund. Natürlich ist ein Spiel ein Kampf und jeder will das Spiel gewinnen. Es war einfach ein Wettkampf mit einem der besten Basketballer der Welt."

LeBron James (Cleveland Cavaliers): "Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich habe die Freiwürfe verfehlt. Ich habe die zwei wichtigsten Freiwürfe der gesamten Partie daneben gesetzt, Sekunden vor Schluss. Ich habe meine Mitspieler enttäuscht."

... über den Tritt von Harden: "Das war ganz klar kein Basketball-Play. Und wahrscheinlich wird sich die Liga das anschauen. Ich habe keine Ahnung, warum er das gemacht hat. Wir waren einfach zwei Wettkämpfer, die alles gegeben haben und heute hatte er das bessere Ende."

Houston Rockets vs. Cleveland Cavaliers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Viel war im Voraus über das Duell zwischen LeBron James und James Harden gesprochen worden - schließlich gehören beide zu den Top-4-Kandidaten auf den diesjährigen MVP-Award. Und das Duell hielt, was es versprach. Vor allem in der zweiten Halbzeit gab es Phasen, in denen beide nahezu jeden Abschluss für ihr Team nahmen und dabei auch noch trafen. Am Ende sah es dann eigentlich so aus, als hätte King James mal wieder die Nase vorn, nachdem er vorne und hinten eine unfassbare Leistung gezeigt hatte. Stattdessen verfehlte er in der regulären Spielzeit den potenziellen Gamewinner - und dann auch noch zwei Freiwürfe (insgesamt 3/11 FT!!!) am Ende der Overtime. Punktsieg Bearded One!

Der Flop des Spiels: Ohne den erneut pausierenden Irving ließ das Guard-Play der Cavaliers extrem zu Wünschen übrig. Weder Smith, noch Dellavedova oder Shumpert konnten ihrem Team wirklich helfen und verfehlten gemeinsam 17 ihrer 21 Würfe. Und auch sonst gelang ihnen abgesehen von Smith' 10 Rebounds extrem wenig. Wie gut, dass Uncle Drew wohl im nächsten Spiel wieder dabei ist, wie Blatt andeutete.

Das fiel auf:

  • Das Center-Duell sah zwei völlig gegensätzliche Spielertypen gegeneinander antreten - und beide nutzten ihre jeweiligen Vorteile clever aus. Mozgov war vor allem zu Beginn im Post ein Biest, weil er schlicht und einfach größer und stärker war als seine Gegner. Defensiv hatte er allerdings Probleme mit Motiejunas, da dieser eben auch von draußen eine gewisse Gefahr ausstrahlt. Der Russe wollte den Ring beschützen, wodurch sich offene Würfe für D-Mo ergaben - und der war treffsicher (16 Punkte, 2/4 3FG). Houstons Small-Ball zwang Blatt letztendlich dazu, Mozgovs Minuten sehr zu limitieren.
  • LeBron schien seine Pause im letzten Spiel gut getan zu haben. Der King wirkte frisch und attackierte von Beginn an - insbesondere im Post, wo er entweder selbst den Abschluss suchte oder den Angriff initiierte. Allein schon in den ersten Minuten sorgte er mit einem Chasedown-Block gegen Harden und einem Tomahawk-Dunk für zwei ordentliche Highlights. Wie er in der Schlussphase die komplette Offense an sich riss und zudem auch noch Harden eisenhart verteidigte, war einfach nur beeindruckend. Warum er ausgerechnet an der Linie so schwächelte, bleibt sein Geheimnis.
  • McHale versuchte es mit einer ganzen Reihe an Verteidigern gegen LeBron. Abwechselnd wurden Smith, Ariza, Brewer und teilweise auch Harden mit der Aufgabe betraut - stoppen konnte ihn keiner, aber Ariza tat alles Menschenmögliche. Vor allem J-Smoove tat sich aufgrund des Schnelligkeitsnachteils im direkten Duell dagegen extrem schwer.
  • Die Schiris hielten das Spiel zu Beginn an einer angenehm langen Leine. Es wurde viel Körperkontakt erlaubt, ohne dass ständig Leute an die Freiwurflinie geschickt wurden. LeBron war mit einigen Calls zwar sichtlich unzufrieden, für den Spielfluss war das aber genau richtig. Nach der Pause änderte sich das nach einigen Scharmützeln jedoch komplett, sodass am Ende doch ganze 54 Freiwürfe zu "bestaunen" waren.
  • In Halbzeit eins konnte sich kein Team jemals wirklich absetzen. Das lag zum einen daran, dass beide wenig effektiv von der Dreierlinie trafen (Hou: 5/15 3FG in Halbzeit eins, Cle: 3/18). Zum anderen gingen beide aber auch zu sorglos mit dem Ball um. Gerade in Transition wurde der Ball zu häufig hergegeben - die Gastgeber leisteten sich zur Pause 11, die Gäste 9 Turnover. Am Ende standen die Rockets bei stolzen 23 Ballverlusten.
  • Houston traf in Halbzeit zwei wesentlich effizienter als die Cavs. Der Grund, warum das Spiel trotzdem eng blieb: Rebounds. Die Cavs dominierten in Abwesenheit von Howard unter dem Korb und gewannen das Rebound-Duell deutlich (53:36). Vor allem Thompson verdiente sich jede Menge Fleißpunkte - er allein schnappte sich mehr Offensivrebounds (11) als das komplette Rockets-Team (8).

Der Spielplan im Überblick

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