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Alles wie gehabt?

Von Max Marbeiter
Monta Ellis (M.) war beim Saisonauftakt Topscorer der Dallas Mavericks
© getty

Der Auftakt zwischen den San Antonio Spurs und Dallas Mavericks hielt, was er versprach. Der Champ feierte seine Helden und schlussendlich auch den Sieg. Das Spiel erinnerte ein wenig an die Dramaturgie der ersten Playoff-Runde. Doch die Leistung der Mavs macht Mut.

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Zunächst einmal interessierte sich kaum einer für die Mavs. Der Champion stand im Mittelpunkt. Spurs-Fan Samuel L. Jackson kommentierte die Highlights der vergangenen Saison. Die Ringe wurden verteilt, das Banner unter die Hallendecke gezogen. San Antonio feierte seine Helden. Und die genossen es sichtlich.

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"Das ist etwas Besonderes", erklärte Manu Ginobili später. "Ich glaube sogar, dass es hilft. Manchmal spielt man noch nicht ganz so intensiv, einfach weil es das erste Spiel der Saison ist. Du musst die Erfolge der vergangenen Saison hinter dir lassen und dich auf das Neue konzentrieren. So kommen die Emotionen ins Spiel. Du willst raus auf den Court und all die Dinge tun. Hustlen, springen, laufen und gewinnen."

All das taten die Spurs am Ende auch. Nur konnte der Champ die vergangene Saison dann irgendwie doch noch nicht ganz hinter sich lassen. Immerhin ging es gegen den Texas-Rivalen aus Dallas - wie damals, in der ersten Playoff-Runde. Immerhin tat sich San Antonio lange schwer - wie damals, in der ersten Playoff-Runde. Und immerhin reichte es schlussendlich nur haarscharf - wie damals, in der ersten Playoff-Runde.

Neue Vorzeichen, alte Konstante

Wahrscheinlich hätte sich San Antonio derartige Analogien gerne erspart. Andererseits ist es wohl durchaus positiv, direkt zu wissen, welche Konkurrenz einen in der eigenen Division erwartet. Zumal die Mavs während der Offseason kleine bis mittelschwere Korrekturen am Roster vornahmen. Während die Spurs gleich mit 14 Spielern in die Saison gehen, die im Juni gemeinsam Titel Nummer fünf gewannen, begrüßte Rick Carlisle gleich drei neue Starter. Auch Dallas' Bank ist neu zusammengestellt.

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So begann das erste Duell auch unter völlig anderen Vorzeichen als jenes in der ersten Playoff-Runde. Vom Unterschied eines Game 7 zum ersten Spiel der Saison ganz zu schweigen. Doch Vorzeichen hin oder her - ein Umstand scheint sich zusehends zur Konstante zu entwickeln. Treffen sie auf Dallas, haben die Spurs weit mehr Probleme als man vielleicht vermuten möchte - egal, ob nun Playoffs oder Opener, ob neue oder alte Mavs.

Rick Carlisle versteht es einfach, Gregg Popovich die schwerstmögliche Aufgabe zu stellen. Auch diesmal. "Viele Dinge an unserem Spiel haben mir unglaublich gut gefallen", erklärte der Coach nach dem knappen 100:101.

Vielseitigkeit hilft Nowitzki

Was Carlisle damit meint? Sicherlich diese Vielseitigkeit, die viele den Mavs nach all den Aktivitäten der Offseason zugesprochen hatten, die direkt zu bewundern war. Natürlich konzentrierte sich die Offense auf den überragenden Monta Ellis (26 Punkte, 11/21 FG, 6 Assists) und Dirk Nowitzki, am Ende lieferte jedoch das gesamte Team seinen Beitrag.

Ein Umstand, der speziell Nowitzki sehr zugute kam - und es auch weiterhin kommen dürfte. Die Mavs anno 2014 sind nicht mehr einzig und allein von ihrem Besten abhängig. Sie können die Offense auf mehrere Schultern verteilen, Dirk Pausen gönnen. Pausen, die der Finals-MVP von 2011 wiederum direkt nutzte, um genau dann voll da zu sein, als es am wichtigsten war. Im letzten Viertel.

Während der finalen 12 Minuten führte Nowitzki seine Mavs mit insgesamt acht Punkten zunächst heran und brachte sie - natürlich - per Fadeaway kurz vor dem Ende sogar in Führung. Gereicht hat es am Ende dennoch nicht. Wenn auch nur knapp. Noch so eine Analogie.

Unglückliches Parsons-Debüt

Parker traf den Dreier, Chandler Parsons kurz darauf eben nicht. Es war ein unglückliches Ende für ein unglückliches Regular-Season Debüt im Mavs-Trikot. Denn, so ausgeglichen Dallas auch aufgetreten sein mag, so viel Energie und Leistung Devin Harris auch von der Bank gebracht hat (17 Punkte, 6/12 FG), Parsons war in San Antonio - zumindest offensiv - eher Bürde als zusätzliche Premiumoption.

Der Wurf wollte nicht fallen, der Forward es ein wenig erzwingen - und war hinterher selbst bedient. "Es ist ätzend, im ersten Spiel so eine Leistung hinzulegen", gestand Parsons. "Es ist aber auch nur eines von 82. Ich muss viel besser spielen."

Ehrliche Worte. Andererseits war auch nicht alles schlecht bei Parsons. Zwar gab er noch nicht den großen Passgeber, war hinter Nelson, Harris und Ellis nur selten Ballhandler, dafür überzeugte die Teamdefense des Neuzugangs. Parsons bewegte sich gut, spielte effektive Help-Defense und hatte immer wieder seine Hand im Passweg (2 Steals).

Wieso Parsons?

Hinten war also alles in Ordnung, vorne lag das Problem. Deshalb verwundert es auch ein wenig, dass ausgerechnet ein nach seinem Rhythmus suchender Parsons den entscheidenden Wurf nahm und nicht Nowitzki oder Ellis. Dass Rick Carlisle die Option Auszeit vor dem finalen Spielzug nicht nutzte, passt ebenfalls nicht ins Gesamtbild.

Entscheidend war all das für Nowitzki allerdings nicht. "Das dritte Viertel war insgesamt gesehen der Killer", so der Deutsche. "Wir haben die Beherrschung verloren und uns zu sehr mit den Schiedsrichtern beschäftigt." Tatsächlich handelte sich sogar Nowitzki selbst ein Technisches Foul ein und war auch nach dem Pfiff nur schwer zu besänftigen. Untypisch.

Typisch war dagegen die Eiseskälte der Spurs. Der Champ fand zwar nur beschwerlich ins Spiel, ging wiederum untypisch leichtsinnig mit dem Ball um (21 Turnover), nutzte Tyson Chandlers Abstinenz jedoch gnadenlos aus. Bereits nach vier Minuten im dritten Viertel hatte der Center sein viertes Foul kassiert, sich kurz darauf auch noch ein technisches eingehandelt. Chandler musste auf die Bank - und hinterließ eine völlig hilflose Mavs-Defense.

Kein Chandler, kaum Defense

Ohne seinen Defensiv-Anker brach Dallas' Defensiv-Konstrukt nahezu in sich zusammen. Da weder Brandan Wright noch Greg Smith körperlich mit Chandler mithalten können, war die Zone mit einem Mal nicht mehr Sperrgebiet. Ein ums andere Mal zogen Tony Parker und Manu Ginobili zum Korb, vollendeten dort oder bedienten freie Mitspieler. San Antonios Offensiv-Maschinerie kam plötzlich ins Laufen, die Mavs hatten nichts entgegenzusetzen.

Zwar stellten sie mitunter auf Zonenverteidigung um, da die Spurs ihre Dreier jedoch mit grausamer Selbstverständlichkeit trafen (14/28 3FG), war auch das kein Mittel. Doch damit nicht genug: Stand er nicht auf dem Feld, vermissten die Mavs Chandler auch vorne. Ohne all die Tap-Outs des Centers fehlten plötzlich Second-Chance Points.

Chandler füllt Rolle aus

Positiv formuliert füllte Chandler direkt im ersten Spiel jene Rolle aus, die man sich in Dallas vom neuen, alten Fünfer erhofft. Er verteidigte, er reboundete - und er ging voran (8 Punkte, 4/8 FG, 10 Rebounds). Ständig sprach der Big Man mit seinen Mitspielern, leitete sie an - egal, ob auf dem Feld oder von der Bank aus.

Und die Mavs profitierten. Dass am Ende doch noch der Sieg möglich war, lag allerdings auch an San Antonios plötzlicher Schwäche. Im Gefühl des sicheren Sieges gaben die Spurs den Ball in den finalen Minuten immer wieder unnötig aus der Hand und ermöglichten Dallas so das Comeback.

"Ein großartiges Basketballspiel"

Ob Kawhi Leonard, der den Auftakt aufgrund einer Augeninfektion verpasste, in dieser Phase geholfen hätte, ist natürlich schwer zu belegen. Ganz unwahrscheinlich ist es freilich nicht. Zumal auch Tiago Splitter fehlte. Andererseits fingen gerade Tim Duncan, Ginobili und Parker die Ausfälle teils beeindruckend auf. Stichwort: Effizienz.

Effizienz, die schlussendlich den Ausschlag zugunsten der Spurs gab. "Es war ein großartiges Basketballspiel", fand dann auch Rick Carlisle lobende Worte für beide Teams. "Für die Fans kann man die Saison mit keinem besseren Spiel als diesem beginnen. Das geht nicht. Am Ende erinnern sich alle jedoch unglücklicherweise nur die kleinen Dinge, die über Sieg und Niederlage entschieden haben. Bekommen wir einen Stop mehr, machen einen Korb mehr, dann stehen wir in anderer Stimmung hier. In dieser Welt leben wir nun mal in der Western Conference." Noch so eine Analogie zur vergangenen Saison.

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