NBA

Dank Dreierregen - Spurs demontieren Heat

Von Martin Gödderz
56 Punkte hat Danny Green (r.) in den ersten drei Spielen gemacht, so viele wie kein anderer
© getty

Die San Antonio Spurs liefern eine mehr als beeindruckende Antwort auf die Niederlage im zweiten Spiel und deklassieren die Miami Heat mit 113:77 (BOXSCORE). Gary Neal und Danny Green sorgten für ein einzigartiges Dreier-Feuerwerk. LeBron James ging komplett unter und spielte so schlecht wie lange nicht.

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16 von 32 Dreier verwandelten die San Antonio Spurs und stellten damit einen neuen Finals-Rekord auf für verwandelte Dreier auf. Die Big Three der Spurs zeigten sich gegenüber dem zweiten Spiel zwar verbessert, den entscheidenden Anteil am Sieg gegen die Miami Heat hatten aber andere.

Tony Parker, der bereits angeschlagen ins Spiel ging und am Ende in die Kabine humpelte, legte 6 Punkte (2/5 FG) und 8 Assists auf. Tim Duncan kam mit 12 Punkten und 14 Rebounds auf ein Double-Double, Manu Ginobili legte 7 Punkte und 6 Rebounds auf. Im Rampenlicht standen andere Spieler, allen voran Danny Green, der mit 27 Punkten (7/9 Dreier) zum Top-Scorer des Spiels avancierte und auch mit 2 Steals sowie 2 Blocks glänzte.

Bankspieler Gary Neal stand ihm in nichts nach und kam auf 24 Punkte bei 6 von 10 verwandelten Dreiern. Kawhi Leonard legte ein Double-Double auf (14 Punkte, 12 Rebounds), sammelte dazu 4 Steals und zeigte eine abermals überragende Verteidigung gegen LeBron James.

Bester Punktesammler der Heat war Dwyane Wade, der auf 16 Punkte (7/15 FG) und 4 Steals kam. LeBron James kam zwar mit 15 Punkten und 11 Rebounds auf ein Double-Double, traf aber nur 7 seiner 21 Feldwürfe. Chris Bosh zeichnete sich für 12 Punkte, 10 Rebounds und 3 Blocks verantwortlich. Einen starken Abend erlebte lediglich Rollenspieler Mike Miller mit 15 Punkten (5/5 Dreier). Mario Chalmers, Star des zweiten Spiels, traf keinen Wurf und kam auf 0 Punkte.

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Reaktionen:

Erik Spoelstra (Trainer Miami Heat): "Wir haben bekommen, was wir verdient haben. Sie sind in einen unglaublichen Rhythmus gekommen, schon im ersten Viertel. Jeden Schuss, den sie wollten, haben sie bekommen. Wir haben sie nicht daran gehindert."

Dwyane Wade (Miami Heat): Sie kamen im dritten Viertel raus und haben uns in den Hintern getreten. Dann setzte bei uns augenscheinlich Frustration ein und die hielt sich ein wenig zu lange. Ihr Lauf hätte etwas kürzer sein müssen.

LeBron James (Miami Heat): "Meine Teamkollegen machen einen tollen Job. Ich hab meinen Teil nicht beisteuern können. Ich werde besser spielen. Ich kann nicht so spielen und erwarten, dass wir gewinnen."

Danny Green (San Antonio Spurs): "Ich habe versucht aktiv zu sein in der Verteidigung. Wenn ich defensiv aktiv bin, hilft mir das, auch offensiv im Rhythmus zu bleiben. Und Pop hat einen tollen Job gemacht, indem er uns gesagt hat, dass wir den Ball einfach fliegen lassen sollen."

Tony Parker (San Antonio Spurs): "Ich habe etwas in meinem Oberschenkel gefühlt und weiß es nicht. Ich habe keinen Plan. Wir werden morgen einen Kernspin machen und hoffentlich ist es nichts Großes."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Startformationen haben sich gegenüber den ersten beiden Spielen wieder nicht geändert. Popovich schickt im ersten Spurs-Heimspiel der NBA Finals 2013 wie gewohnt Parker, Green, Leonard, Duncan und Splitter aufs Parkett. Die Heat mit Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh. Änderungen wird es aber sicherlich in taktischer Hinsicht geben.

6.: Die Spurs suchen Duncan von Beginn an. Sie wollen ihren Big Man direkt in den Rhythmus bringen. Duncan kann auch gleich den Layup mit der rechten Hand anbringen, dann fällt aber erstmal nichts mehr bis er von Parker mustergültig in der Zone eingesetzt wird und den Heat den Slam Dunk reindonnert. Auszeit Spoelstra. 11:4 Spurs.

12.: Erst Duncan und Ginobili, dann Andersen auf der Gegenseite: Im ersten Viertel wird ordentlich durch die Luft geflogen. Und dann gleich noch einmal: Ginobili mit einem tollen Pass aus dem Pick and Roll zu Splitter. Der Brasilianer hat freie Bahn und verwandelt per Dunk. 24:20 Spurs.

17.: Die Spurs schalten in der Defensive einen Gang höher, zwingen die Heat zu schwierigen Jumpern aus der Halbdistanz. Und Danny Green, dieser Teufelskerl, ist wieder zur Stelle. Gary Neal findet Green unter Bedrängnis in der Ecke. Der ist völlig frei. Abzug. Drin. 32:26 Spurs.

21.: Die Spurs rollen. James trifft den schwierigen Dreier nicht. Leonard verwandelt per Dunk im Fastbreak. Und dann ist Gary Neal mit dem nächsten Dreier zur Stelle, ehe Sniper Mike Miller auf der Gegenseite per Eckendreier antwortet, Dennoch: 43:32 Spurs.

24.: So schnell kann's gehen. Miller knallt zwei weitere Dreier rein. Wade versenkt den Reverse Layup. Und schon steht es wieder Unentschieden. Aber fünf Sekunden vor Schluss blockt Green James beim Zug zum Korb. Halfcourt-Pass zu Neal. Der positioniert sich an seiner Komfortzone: Der Dreierlinie. Buzzer-Beater. Was ein Statement zum Schluss! 50:44 Spurs.

29.: Die Spurs kommen aus der Kabine und brennen gleich wieder. Green versenkt den nächsten Dreier vom Parkplatz. Als sich Chalmers dann doch mal im Fastbreak alleine auf den Korb zubewegt ist Duncan per Monster Block zur Stelle. Der Big Man rettet den Ball gleich noch vor dem Aus und leitet den nächsten Angriff ein, den Green an der Freiwurflinie erfolgreich beendet. 59:46 Spurs. Damit sind die Heat derzeit noch gut bedient.

33.: Kawhi Leonard ist der Wahnsinn! Innerhalb von einer Spielminuten stealt er zunächst Chalmers den Ball und leitet den Fastbreak ein, den Ginobili per Dunk abschließt. Dann verwandelt er den Dreier von der Glocke, nur um kurz darauf Norris Cole den Ball zu klauen und den nächsten Fastbreak einzuleiten. 69:52 Spurs.

38.: Was ist hier eigentlich los? Der Meister wird komplett demontiert. Neal und Green liefern sich einen teaminternen Dreier-Contest. Insbesondere Neal dreht völlig durch. 94:65 Heat. Jetzt fällt jeder Wurf. Miami wie im falschen Film.

48.: Tracy McGrady hat alles versucht, doch sein Dreier sitzt nicht. Er bleibt ohne Finals-Punkte in seiner NBA-Karriere. Das stört wohl niemanden mehr in San Antonio so richtig. Die Spurs senden ein deutliches Statement ab: 113:77

Miami Heat vs. San Antonio Spurs: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Danny Green Dirk Nowitzki twitterte noch während des Spiels: "Green ist zum Flammenwerfer geworden." Diesen Worten kann man wenig hinzufügen außer blanke Statistiken: 27 Punkte, 7 von 9 verwandelte Dreier, 2 Steals, 2 Blocks. Die Zahlen eines Superstars. Die Finals sind Greens Coming-Out-Party. Der Shooting Guard spielt bislang eine überragende Serie, die er im dritten Spiel krönte. Seine Dreier flogen aus allen Ecken, sie flogen über ausgestreckte Arme und sie kamen immer zur richtigen Zeit. Im letzten Viertel lieferte er sich noch einen Shootout mit Teamkollege Neal.

Beim Dreierregen darf nicht vergessen werden, dass Green auch defensiv einen tollen Job machte. Im Verbund mit Leonard nahm er den amtierenden MVP komplett aus dem Spiel. Einmal blockte er James sogar. Turnover? Fehlanzeige. Neben Green lieferten aber auch Gary Neal und Kawhi Leonard ein überragendes Spiel ab.

Der Flop des Spiels: LeBron James Natürlich spielte James gegen zwei für ihn höchst unangenehme Gegenspieler. Vielleicht ist Leonard sogar schon der beste Individualverteidiger aller Small Forwards. Das alles ist aber egal, denn normalerweise kann auch die beste Verteidigung James nicht stoppen. Doch der MVP der abgelaufenen Saison wirkte ungewohnt gehemmt und spielte noch passiver als in den ersten beiden Spielen der Serie.

Erst warf er gar nicht, dann nahm er fast nur schlechte Sprungwürfe. Als Leonard kurz ausgewechselt wurde, machte James 9 Punkte in knapp zwei Minuten. Viel mehr kam aber nicht. 30 Prozent verwandelte Feldwürfe sind für einen Spieler mit seinen Fähigkeiten indiskutabel. Sein Plus-Minus-Wert war mit -32 der schwächste aller Spieler auf dem Feld. Das erinnerte an den längst vergessen geglaubten Finals-Versager vergangener Tage.

Analyse: 27 Punkte bei 30 Prozent verwandelten Feldwürfen sowie 9 Turnover hatten die Big Three der Spurs im zweiten Spiel lediglich zusammengebracht. Viel zu wenig für die Spurs. Gerade das wollte Popovich ändern. Von der ersten Minute an wurde insbesondere Duncan gesucht. Entweder als Ballverteiler im Highpost, oftmals aber auch am rechten Zonenrand, um selbst zu vollstrecken. Parker, der angeschlagen ins Spiel ging, beschränkte sich das Spiel über auf Vorlagen. Zur Halbzeit hatte der Franzose schon 7 Assists auf dem Konto und erst vier Würfe genommen.

Alles in allem kamen die drei großen Stars der Spurs wesentlich besser ins Spiel, insbesondere Ginobili zeigte neben einigen Lichtblicken aber auch wieder schlampige Anspiele. Dass die Spurs Miami allerdings über das gesamte Spiel komplett dominierten, lag daran, dass die Rollenspieler perfekt funktionierten. Allen voran Gary Neal und Danny Green in der Offensive sowie das Duo Green/Leonard in der Defensive.

Die Defensive der beiden Flügelspieler gegen James bewegte sich nahe der Perfektion. Insbesondere durch die langen Arme, die Cleverness und Hartnäckigkeit Leonards wurde der MVP konsequent am Zug in die Zone gehindert und verkam zum Jump Shooter. Aber Leonard verteidigte nicht nur gegen James auf höchstem Niveau, er stopfte Lücken und er klaute Bälle. Neal machte dazu vielleicht das Spiel seines Lebens.

Hätte sich nicht vor allem Ginobili einige Fehler geleistet und Bonner seine beiden völlig offenen Dreier verwandelt, die Spurs hätten schon zur Halbzeit mit 20 Punkten geführt. Die Heat schienen aber vor dem zweiten Durchgang ein wenig das Momentum gewonnen zu haben. Jegliche Hoffnungen des Meisters zerstörten die Spurs aber jäh. "Bringt euren Namen auf's Papier", hatte Popovich seinen Spieler in einer Auszeit noch mit auf den Weg gegeben und seine Spieler setzten die Worte in Taten um. Die Spurs-Offensive rollte unaufhaltsam, die Perimeter-Verteidigung der Heat war kaum noch vorhanden.

Das Team der Heat hatte mit dem aus Spiel 2 nicht viel gemein. Die Defensive war bei Weitem nicht so aggressiv und stark. James wirkte noch passiver als in den beiden ersten Spiele der Serie und verkam zum Jump Shooter, Wade ließ sein Können wieder nur kurz aufblitzen und war trotz 4 Steals in der Defensive quasi nicht existent. Zusammen kamen die beiden Heat-Stars auf 14 erfolgreiche Würfe bei 36 Versuchen. Wenn Mike Miller (5/5 Dreier, 15 Punkte), der bis vor Kurzem nicht einmal in der Rotation stand, die Heat als einziger Spieler am Leben hält, spricht das Bände.

So war auch Spiel 3 die Geschichte der Rollenspieler. Miller aufseiten der Heat. Neal, Green und Leonard bei den Spurs. Die Stars traten gar nicht großartig in Erscheinung. Warum sollten Duncan, Parker und Co das Spiel auch an sich reißen, wenn Green und Neal alleine 13 von 19 Dreierversuche versenken? Den Spurs-Sieg aber nur auf gutes Shooting zurückzuführen, käme dem Spiel nicht gerecht.

San Antonio war seinem Kontrahenten in allen Belangen überlegen. Insbesondere an den Brettern wurden die Heat vorgeführt. Mit 36:52 (9:19 Offensiv-Rebounds) verloren die Heat das Rebound-Duell. Die Spurs achteten wieder mehr auf den Ball und zwangen die Heat ihrerseits gerade dank Leonard zu mehr Ballverlusten. Am Ende verlor Miami auch das Turnover-Duell mit 12:16.

Die Heat haben seit der Serie gegen die Pacers Probleme mit der Konstanz. Nicht nur dass Rollenspieler wie Mario Chalmers (heute: 0 Punkte, 0/5 FG) ihre Leistung in keinster Weise konservieren können, auch die Stars wie Wade, James und Bosh schwanken in ihren Leistungen. Die Team-Defensive wechselt innerhalb von zwei Tagen von überragend zu schläfrig. Die Spurs dagegen schafften es, ihre Fehler zu minimieren. Wer die Heat in den letzten Spiel aber beobachtet hat, der wird wissen, dass im nächsten Spiel wieder ein ganz anderes Team auf dem Parkett stehen könnte, insbesondere wenn James zu gewohnter Stärke zurückfindet.

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