NBA

Lakers mit Bryant, World Peace und viel Glück

Von SPOX
Kemba Walker war Charlottes Topscorer, Metta World Peace Schlüsselspieler der Lakers
© Getty

Nur mit sehr viel Mühe konnten die Lakers eine Heimpleite gegen die Charlotte Bobcats verhindern, San Antonio schlittert zur nächsten Auswärtspleite. Miami schafft einen historischen Sieg, Golden State etabliert sich in der West-Elite. Washingtons Jordan Crawford und Chicagos Joakim Noah verbuchen Triple-Doubles.

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L.A. Lakers (12-14) - Charlotte Bobcats (7-17) 101:100

Über diese Partie könnte man ein ganzes Buch schreiben. Wir wollen versuchen, sie in wenigen Absätzen zusammenzufassen:

Nachdem die Lakers gegen die vermeintlich unsäglichen Bobcats (11 Niederlagen in Folge) einen ordentlichen Start erwischten, allen voran Rückkehrer Pau Gasol (10 Punkte, 9 Rebounds, 5 Assists, 4 Blocks), führten sie Mitte des zweiten Viertels mit zehn Punkten. Alles sah nach einem standesgemäßen Blowout aus.

Für Gasol musste übrigens nicht Devin Ebanks aus der Starting Five weichen, sondern Metta World Peace. Das machte dem Kraftpaket aber nichts aus, am Ende gehörte er mit 17 Punkten, 4 Steals und furioser Defense trotzdem zu den Schlüsselfiguren.

Die Bobcats wollten sich aber nicht herumschubsen lassen und fuhren das Tempo einfach höher. Die Lakers, vermutlich geblendet von ihrer Führung, lehnten sich zurück und sahen tatenlos zu, wie ihnen Kemba Walker (28 Punkte) und Co. den Ball durch die Nase zogen.

Zur Pause lagen plötzlich die Gäste vorn, die bis zu dieser Partie erstaunlicherweise eine positive Bilanz gegen die Lakers hatten (8-7). Auch im dritten Viertel fanden die Lakers keinen Zugriff auf den Gegner, liefen Mitte des Viertels einem 18-Punkte-Rückstand hinterher und sahen jetzt ihrerseits einem Blowout entgegen.

Bis Coach Mike D'Antoni entschied, dass er genug von Chris Duhon gesehen hatte. Der routinierte Guard hatte in der Defense große Mühe mit seinen Gegnern, Darius Morris sollte sich jetzt versuchen. Der junge Backup brachte frischen Wind, ungeheure Energie und pushte so das ganze Team.

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Die Lakers verteidigten auf einen Schlag aggressiv und zwangen den Gegner zu teils haarsträubenden Ballverlusten im Backcourt. Nach all den Pleiten der letzten Wochen ist das Nervenkostüm der Bobcats, zumal sie extrem unerfahren sind, verständlicherweise angekratzt.

Umso erstaunlicher, wie sie sich dann doch noch mal zur Wehr setzten. Sie verloren zwar im vierten Viertel ihre Führung, hielten das Spiel aber bis zum Ende spannend. Nach vier Kobe-Bryant-Punkten - der Superstar machte übrigens seine standesgemäßen 30 Punkte - in Serie lagen die Lakers mit 101:97 vorn, Charlotte profitierte dann von einem Goaltending Dwight Howards gegen Ramon Sessions, der bei seinem Wurf auch noch gefoult wurde.

Und als Bryant die Chance zur Entscheidung 21 Sekunden vor Schluss verpasste, konnte Charlotte sogar gewinnen. Walker zog gegen Bryant zum Korb und verwarf, aber Gerald Henderson (19) stürmte aus dem Rückraum heran, schnappte sich die Kugel und hatte einen komplett offenen Lefty-Layup. Der Ball sprang ans Brett, rollte über den Ring - und raus.

Nur mit viel Glück, überragenden Bryant und World Peace und Pech auf Seiten der Gäste entkam L.A. hier der größten Schmach der Saison. Noch ein paar Zahlen: Charlottes Byron Mullens (13 Punkte, 17 Rebounds) und L.A.s Dwight Howard (16 Punkte, 18 Rebounds, 4 Blocks) lieferten zwar starke Zahlen ab, machten gefühlt beide aber trotzdem ein schwaches Spiel.

Ramon Sessions wiederum streute 20 Punkte bei starker Quote (7 von 13) und 6 Assists ein.

Denver Nuggets (14-12) - San Antonio Spurs (19-8) 112:106

Eigentlich hatten die Spurs alle Chancen, das Spiel hinten raus doch noch zu gewinnen. Nachdem die Gäste lange Zeit nur hinterher gelaufen waren - in den Vierteln zwei und drei wurden sie ordentlich rundgespielt -, kämpften sie sich im Schlussabschnitt noch mal heran.

Der Abstand wurde zwischenzeitlich auf drei Punkte verkürzt, 32 Sekunden vor Schluss gelang Patty Mills (15 Punkte) beim Stand von 106:110 ein Steal gegen Ty Lawson (12 Punkte). Die Spurs schwärmten aus, bekamen offene Dreier durch Mills, Danny Green und Manu Ginobili (16), aber alle versemmelten ihre Chancen kläglich.

San Antonio musste foulen, Andre Miller brachte das Ergebnis mit sicher verwandelten Freiwürfen nach Hause. Für die Texaner, bei denen Tim Duncan ein überragendes Spiel hinlegte (31 Punkte, 18 Rebounds, 6 Assists, 5 Blocks), war dies bereits die vierte Auswärtspleite in Serie. Ganz untypisch.

Denver wiederum ist in der Frühphase der Saison für jedes Heimspiel dankbar, der Spielplan meint es wirklich nicht gut mit den Nuggets. Danilo Gallinari (28 Punkte) und Kenneth Faried (19 Punkte, 11 Rebounds) unterstrichen, dass es im heimischen Pepsi Center eben doch am schönsten ist. Bis auf das Spiel gegen Miami haben die Nuggets daheim jedes Spiel gewonnen.

Miami Heat (16-6) - Minnesota Timberwolves (12-11) 103:92

Verrücktes Spiel in Miami, dass die Heat eigentlich gar nicht gewinnen konnten: Denn Rebounds sind für gewöhnlich ein echter Gradmesser, der über Siege und Niederlagen entscheidet. Dass die Gastgeber nur 24 davon abgriffen, Minnesota aber 53, und Miami trotzdem siegte, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Seit 1994 hatte keine Mannschaft mehr mit einem solchen Nachteil an den Brettern ein Spiel gewonnen.

"Sie sind unglaubliche Rebounder", bekannte Dwyane Wade, der mit 24 Punkten Topscorer seiner Mannschaft war. "Wir haben diesen Nachteil mit unserer Energie kompensieren können." In der Tat forcierte Miami 19 Turnover und verbuchte 14 Blocks - auch wiederum ein erstaunlicher Wert.

"Wir nehmen aus diesem Spiel mit, dass wir physischer spielen müssen", so Kevin Love nach seinen 11 Punkten und 18 Rebounds. "Wir sind nicht direkt soft, aber wir haben ihnen phasenweise zu viel Raum gegeben." Nikola Pekovic brachte sich mit 18 Punkten und 12 Rebounds ebenfalls stark ein, Ricky Rubio wurde allerdings geschont.

"Es gibt nicht viele Teams wie die Wolves", lobte Heat-Coach Erik Spoelstra den Gegner. "Zäh, unnachgiebig an den Brettern. Irgendwie einzigartig."

Brooklyn Nets (13-11) - Utah Jazz (14-12) 90:92

"Das geht einfach nicht", klagte Joe Johnson (21 Punkte) nach dem Spiel. "Ich hatte das Gefühl, dass wir hier heute einen Blowout schaffen können, dass sich die Starter am Ende ein bisschen ausruhen können. Aber wir schießen uns immer wieder mit Turnovern in den Fuß."

Apropos Turnover: Davon hatte Utah in den letzten 30 Sekunden gleich zwei Stück bei Einwürfen. Die Nets hätten die Partie also immerhin noch gewinnen können, vergaben aber mehrere Möglichkeiten, zumindest mal den Ausgleich zu besorgen.

"Gut, das kann passieren", regte sich Avery Johnson aber nicht allzu sehr über die verpassten Möglichkeiten auf. "Mich stört viel mehr das dritte Viertel. Da haben wir die Partie verloren. Wir sind ja kaum zu Würfen gekommen, so oft haben wir den Ball verloren."

Jazz-Guard Mo Williams (19) verwies aber zurecht auf die stark verbesserte Defense der Gäste nach der Pause: "Wir waren anfangs nicht richtig da. Aber sie haben in der zweiten Hälfte nur 33 Punkte gemacht. Da hat die Ansprache von Coach Corbin in der Pause geholfen." Für Utah verbuchten Al Jefferson (16 Punkte, 11 Rebounds) und Marvin Williams (11 Punkte, 10 Rebounds) jeweils Double-Doubles.

Golden State Warriors (17-8) - New Orleans Hornets (5-19) 103:96

Von der Aussicht beflügelt, nach sieben Spielen endlich wieder in der heimischen Oracle Arena antreten zu dürfen, legten die Warriors gegen New Orleans los wie die Feuerwehr. Nach einem Viertel führte Golden State schon mit zehn Punkten, diese Führung wuchs sogar auf 14 Punkte an, ehe die Hornets anfingen, sich zu wehren.

Ryan Anderson brachte sich mit 28 Punkten von der Bank aus ein, Greivis Vasquez kam auf 20 Zähler und 11 Assists und Rookie Anthony Davis verbuchte das dritte Double-Double seiner jungen Karriere (15 Punkte, 16 Rebounds, dazu 4 Steals).

Erst in den letzten Minuten ging den jungen Gästen die Puste aus, die Warriors dagegen blieben an der Linie eiskalt und machten ihre letzten sieben Punkte per Freiwurf.

David Lee war mit 26 Punkten Topscorer der Gastgeber, vier weitere Spieler punkteten zweistellig. Golden State hat sich inzwischen fest in den Top 5 der Western Conference etabliert und den Abstand auf die hinteren Plätze sogar noch vergrößert.

Chicago Bulls (14-10) - Boston Celtics (12-12) 100:89

Nach dem zweiten Triple-Double seiner Karriere verkündete Joakim Noah (11 Punkte, 13 Rebounds, 10 Assists) voller Stolz die Erfindung einer neuen Position: "Ich bin ein Point-Center. Ich sehe mich immer als jemanden, der den Ball gern passt, und wir haben genug Leute, die aus verschiedenen Positionen treffen können."

Carlos Boozer (21 Punkte, 12 Rebounds), Luol Deng (21) oder Nate Robinson (18) könnten gemeint gewesen sein. Robinson lobte seinen Kollegen in den höchsten Tönen: "Er liebt das Spiel, gibt in jedem Moment alles."

Und das tun auch die Bulls als Team, im Gegensatz zu den Celtics. Nach der dritten Auswärtspleite in Folge war Coach Doc Rivers bedient: "Wir haben jetzt eine ausgeglichene Bilanz, und ich habe auch das Gefühl, dass wir ein mittelmäßiges Team sind. Wir sind einfach nicht gut."

Richtig schwach war Jason Terry (2 Punkte), der in 18 Minuten Einsatzzeit ein Plusminus-Rating von -18 verbuchte. Paul Pierce war trotz seiner 16 Punkte auch nicht viel besser (-13). Rajon Rondo war Topscorer der Partie (26), verbuchte aber "nur" 8 Assists.

Milwaukee Bucks (13-10) - Indiana Pacers (13-12) 98:93

Manchmal ist es Monta Ellis (19 Punkte), der die Bucks trägt, manchmal ist es Brandon Jennings. Gegen Indiana war eins der Spiele, in denen der Point Guard in Topform ist. Jennings machte 34 Punkte.

Aber manchmal ist da noch ein anderer, der tatkräftig hilft. Den brauchten die Bucks gegen die bissigen Pacers auch, und sie fanden ihn in Mike Dunleavy, der nach sieben Spielen Pause erstmals wieder mitmischte.

"Das hat man ihm nicht angesehen", freute sich Coach Scott Skiles über die Rückkehr des erfahrenen Forwards. "Er ist nicht unser bester Athlet, aber er ist groß und hat alles drauf."

Dunleavy trug 17 Punkte von der Bank zum Sieg bei in diesem Duell zweier Central-Division-Teams, der Milwaukee im Osten auf Platz fünf katapultiert. Indiana machte eigentlich vieles richtig, aber der Ball wollte einfach nicht in den Korb: "Wir haben wirklich alles gegeben", war Coach Frank Vogel zufrieden. "Aber wir hatten zu viele Turnover. Und an manchen Tagen trifft man einfach nicht."

Washington Wizards (3-19) - Atlanta Hawks (15-7) 95:100 OT

All die Niederlagen steigen den Wizards - und ihren Fans - wohl langsam zu Kopf. Obwohl Washington mehrere Verletzte zu beklagen hat - keiner wird mehr vermisst als Star-Guard John Wall -, halten sich die Hauptstädter wacker und können gegen die meisten Gegner wenigstens mithalten.

Dass sie jetzt zum wiederholten Mal in der Overtime einbrachen, wird natürlich seine Gründe haben. Die Anhänger im Verizon Center jedenfalls stürzten sich verbal auf Coach Randy Wittman, weil der es gewagt hatte, in der Verlängerung Nene auf die Bank zu beordern. Dabei blieb ihm gar nichts anderes übrig.

Aufgrund anhaltender Fußprobleme müssen die Einsatzzeiten von maximal 20 Minuten eingehalten werden, gegen Atlanta stand er sogar 24 auf dem Court. "Und trotzdem werde ich von den Fans angegriffen. Da musste ich einfach etwas sagen", regte sich Wittman auf. Aber nicht nur der Coach der Gastgeber bekam den Zorn der Fans zu spüren: Auch die Gäste wurden attackiert.

Ex-Wizard DeShawn Stevenson gab die Antwort auf dem Court, indem er zwei Minuten vor Ende der Overtime eiskalt für drei vollstreckte und die Hawks endgültig auf die Siegerstraße brachte. Anschließend gab es eine kleine Geste Richtung Zuschauerränge. "Die musste ich einfach bringen nach allem, was vorher passiert war."

Atlanta konnte eine miese Vorstellung von Al Horford (2 von 11, 5 Punkte) kompensieren, Lou Williams (24) und Josh Smith (17 Punkte, 13 Rebounds, 5 Blocks) überzeugten. Wizard Jordan Crawford konnte sich dagegen sein erstes Triple-Double (27 Punkte, 11 Rebounds, 11 Assists) in die Haar schmieren.

Cleveland Cavaliers (5-21) - Toronto Raptors (7-19) 99:113

Die Raptors haben offiziell einen Lauf. Der Erfolg gegen Cleveland war schon der dritte in Serie, zum ersten Mal triumphierten die Kanadier nach elf Pleiten auswärts. Jose Calderon war mit 23 Punkten Topscorer - Season-High. In Abwesenehit des verletzten Kyle Lowry spielt sich der Spanier gerade in einen echten Rausch, dabei war er vor der Saison in den Medien nur noch als billige Tradeware abgestempelt worden.

Dazu punkteten vier Reservisten zweistellig, ein Indiz, dass das Team durchaus eine gewisse Tiefe hat. Besonders überzeugend dabei Swingman ALan Anderson (18), der im entscheidenden letzten Viertel drei Dreier versenkte. Für die Cavs trafen die üblichen Verdächtigen am besten: Kyrie Irving machte 23 Punkte, Anderson Varejao 22 und 10 Rebounds.

Schön für die Cavs war natürlich, dass nach acht Spielen Pause Rookie-Guard Dion Waiter wieder mit von der Partie war und gleich starten durfte. Nach seinen Knöchelproblemen war ihm der Rost aber anzumerken, Waiter kam lediglich auf 8 Punkte bei einer schwachen Quote (4 von 13).

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