Im Schatten der NBA startet auch wieder die College-Saison. Und das mit einem besonderen Highlight in Deutschland. Was hat es damit auf sich? Wer sind die Favoriten? Wer sind die kommenden NBA-Stars? Und was machen die Deutschen? Ein Überblick.
1. Saisonstart in GERMANY!
Schon die letzte Saison startete mit einem ganz besonderen Highlight. Im "Carrier Classic" standen sich North Carolina und Michigan State gegenüber. Der Clou an der Geschichte war der Austragungsort: Das Spiel fand auf dem Flugzeugträger USS Carl Vinson statt. Direkt im Hafen von San Diego, und US-Präsident Barack Obama war selbstverständlich vor Ort. Das Spiel produzierte dann auch die höchste Einschaltquote, die ein College-Basketball-Spiel im November jemals hatte.
Und diese könnte jetzt getoppt werden. Denn: Für den Saisonstart 2012 hat sich die NCAA wieder etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Dieses Mal heißt das Stichwort: Ramstein Air Base! Am 9. November kommt es zum Duell zwischen Michigan State und Connecticut - und zwar auf der Ramstein Air Base. Im C5 Hangar, dem größten Flugzeughangar der US Air Force außerhalb Amerikas.
Tipoff: 23.30 Uhr!
Der größte Militärflugplatz der United States Air Force außerhalb der Vereinigten Staaten als Schauplatz für ein College-Basketball-Spiel? Völlig klar, dass wir es hier mit einem ganz großen Spektakel zu tun haben.
Damit es in den USA zu einer guten Sendezeit am frühen Abend übertragen werden kann, wurde der Tipoff in Ramstein auf 23.30 Uhr Ortszeit (17.30 Uhr Eastern Time in den USA) gelegt. Alleine das ist auf gewisse Weise schon ein Knaller.
Dass es dafür wieder spezielle Camouflage-Jerseys geben wird, versteht sich fast schon von selbst.
"Ein Teil des ersten College-Basketball-Spiels zu sein, das im Ausland auf einer Militär-Base ausgetragen wird, ist wahrhaft eine Ehre. Wir freuen uns sehr auf dieses einmalige Erlebnis", sagt Michigan-State-Head-Coach Tom Izzo.
Uconn kommt mit drei Deutschen
Gespielt wird vor 2500 bis 3000 Soldaten. Uconn und Michigan State werden während ihres Aufenthalts außerdem das Landstuhl Regional Medical Center besuchen und eine Basketball Clinic für Kinder veranstalten.
Für einige Huskies ist es zudem ein Heimspiel, mit Niels Giffey, Enosch Wolf und Leon Tolksdorf stehen gleich drei Deutsche im Kader. "Für unsere tapferen Männer und Frauen in unserem Militär zu spielen, denen wir so viel verdanken, ist eine unglaubliche Gelegenheit. Wir sind sehr dankbar für diese Once-in-a-Lifetime-Erfahrung", meinte Uconn-Coach Kevin Ollie.
Der Höhepunkt zum Start ist eine Sache, der Höhepunkt am Ende die andere. Der große Abschluss der College-Saison findet in dieser Saison im Georgia Dome zu Atlanta statt (Championship Game am 8. April 2013). Als das Final Four 2007 das letzte Mal in Atlanta ausgetragen wurde, gewann Florida die Championship. Im Finale gab es einen 84:75-Sieg gegen Ohio State (u.a. mit Greg Oden). Die Gators schafften es damals zum ersten Mal in der College-Historie mit der exakt gleichen Starting Five (Taurean Green, Lee Humphrey, Corey Brewer, Al Horford, Joakim Noah) zweimal in Serie den Titel zu holen.
2. Die Favoriten
Warum die neue Saison spannend wird? Es gibt kein Über-Team wie Kentucky 2012, aber dafür gibt es eine Menge wirklich guter Mannschaften. Die Ausgeglichenheit macht den Weg zum Final Four so offen wie vielleicht nie zuvor.
1. Indiana
Fast alle sind sich einig: Die Indiana Hoosiers gehen als Nummer-eins-Team in die Saison. Zum ersten Mal seit 19 Jahren bekam Indiana den Preseason-Spitzenplatz, zum ersten Mal seit 2007 ist man zurück in den Top 10. Kurzum: Indiana Basketball is back!
Hauptgrund für den Optimismus: Die Hoosiers haben die komplette Starting Five aus dem Vorjahr behalten. Und mit Cody Zeller haben sie den besten Center im College-Basketball in ihren Reihen. Zeller kann ein Spiel an beiden Enden des Courts bestimmen und könnte Indiana zur Championship führen, so wie es Anthony Davis mit Kentucky gemacht hat.
Ein weiteres Plus: Die Bank. Indiana hat nicht nur einen der besten Spieler des Landes im Kader, sondern ist nebenbei noch so tief besetzt wie kein anderes Team. Wenn man dann noch bedenkt, was für ein starkes Shooting-Team die Hoosiers haben, sind die Aussichten in der Tat rosig.
2. Louisville
Die Kombination aus Ball Pressure am Perimeter und Shot-Blockern am Korb macht die Louisville-Defense aus. Offene Würfe gibt es für die Gegner so gut wie nie. Ein Fragezeichen steht vielmehr hinter der etwas suspekten Offense. Und das ist noch freundlich ausgedrückt.
Der entscheidende Mann heißt Peyton Siva. Der mega-talentierte Point Guard ist anerkanntermaßen einer der besten Floor General im College-Basketball. Wenn er an seine Leistungen anknüpft, die er Ende der letzten Saison zeigte, und sich noch einen Schritt weiterentwickelt, ist mit Louisville stark zu rechnen.
3. Kentucky
Wie kann man nach einer Championship-Saison mehr oder weniger sein komplettes Team verlieren und trotzdem wieder ein Meisterschaftsanwärter sein? It's Kentucky. Sechs Spieler wurden in die NBA gedraftet, aber die Wildcats haben dank einer hervorragenden Recruiting Class erneut eine Top-Mannschaft zusammen.
Der neue Anthony Davis heißt dabei Nerlens Noel. Auch er hat das Zeug dazu, eine brutale Macht in der Defense zu werden und einen Schuss nach dem anderen zu blocken. Die schlechte Nachricht für alle Kentucky-Gegner: Mit Willie Cauley-Stein, einem Ex-Wide-Receiver in der High School, haben die Wildcats noch einen Riesen und Rohdiamanten. Noel und Cauley-Stein werden wohl so gut wie alles wegblocken, was in ihre Nähe kommt... Ein weiterer Schlüsselspieler könnte Combo-Forward Alex Poythress werden. Fazit: Wieder ein unfassbar junges Team, aber auch wieder unfassbar aufregend.
4. Ohio State
Völlig klar, die Ohio State Buckeyes werden Jared Sullinger vermissen, vor allem am defensiven Brett. Auch William Buford ist nicht mehr da. Dass Ohio State dennoch als Top-Team auf der Landkarte bleibt, liegt an Aaron Craft und Deshaun Thomas.
Craft ist einer der besten Defender in der NCAA, wahrscheinlich der beste Defender am Perimeter überhaupt, ohne Sullinger wird er jetzt auch den Schritt zum Scorer (nur 8,8 Punkte letzte Saison) machen müssen. Klarer Go-to-Guy ist jetzt aber Thomas.
5. Michigan
Die Michigan Wolverines verfügen über einen der besten Backcourts des Landes. Trey Burke und Tim Hardaway Jr. wären beide im letzten Draft gezogen worden, entschieden sich aber, noch am College zu bleiben.
Burke (14,8 Punkte) ist vor allem herausragend in Pick'N'-Roll-Situationen, im Moment ist er noch ein besserer Scorer als Playmaker. Hardaway Jr. (14,6 Punkte) hat keinen guten Schuss von draußen, ist aber ein brutal starker Slasher. Interessantester Freshman: Flügelspieler Glenn Robinson III. Der Sohn von Glenn "Big Dog" Robinson. Aufgepasst auf die Söhne von Hardaway und Robinson...
Sleeper Team: Gonzaga Bulldogs
Elias Harris hat in seinem Senior-Year echte Chancen, mit den Gonzaga Bulldogs das Final Four zu erreichen. Mit Harris, Sam Dower und Kelly Olynyk hat Gonzaga ein starkes und erfahrenes Big-Men-Trio. Dazu kommt der kanadische Point Guard Kevin Pangos, den viele schon mit Steve Nash vergleichen. Auch Pangos' Backcourt-Partner Gary Bell Jr. und David Stockton sind gute Optionen am Perimeter.
Der heißeste Name ist aber Przemek Karnowski. Der polnische Freshman-Center hat das Potenzial zum Star. Karnowski ist ein extrem talentierter Lefty, der ohne Probleme auch den Dreier schießen kann.
Die kommenden Superstars
Im vor der Saison gewählten All-America Team stehen diesmal sechs Spieler, da zwei Spieler gleich viele Stimmen bekamen. Ein Überblick.
Center: Cody Zeller (Indiana, Sophomore)
Er gehört der seltenen Spezies an jungen Big Men an, deren Spiel kaum Schwächen hat. Zeller ist ein überragender Rebounder, er ist ein guter Passer, er ist selbst in Transition richtig stark und hat einen hohen Basketball-IQ.
Dazu trifft er auch noch hochprozentig von der Linie. In der letzten Saison kam Zeller im Schnitt auf 15,6 Punkte (62,3 Prozent FG) und 6,6 Rebounds. Ein ganz sicherer Top-5-Pick für den Draft 2013.
Forward: Doug McDermott (Creighton, Junior)
63,2 Prozent Zweier, 48,6 Prozent Dreier, 80 Prozent Freiwürfe - Doug McDermott ist der effizienteste Scorer des Landes. Der Typ scort von überall auf dem Feld. 22,9 Punkte pro Spiel bedeuteten in der letzten Saison Rang 3 in der NCAA.
McDermott, der im Übrigen in Creighton unter seinem Vater Greg spielt, hat trotz seiner überragenden Fähigkeiten als Scorer einiges zu beweisen. Er ist nicht mal ein sicherer Erstrundenpick. NBA-Scouts sind nach wie vor misstrauisch ob McDermotts fehlender Athletik. Welche Position er in der NBA spielen könnte, ist auch unklar.
Forward: Deshaun Thomas (Ohio State, Junior)
Sein Fall ist ähnlich gelagert wie der von McDermott. Thomas ist eine Scoring-Maschine. Sein Schnitt aus der letzten Saison (15,9 Punkte) dürfte sogar noch deutlich nach oben gehen. Aber: Er ist auch kein Super-Athlet, dazu gilt er manchmal zu sehr als Egoist.
Guard: Isaiah Canaan (Murray State, Senior)
Isaiah Canaan ist der Hauptgrund für den Erfolg der Racers und einer der besten Offensivspieler des Landes. In der letzten Saison legte der Guard 19 Punkte im Schnitt auf und schoss bärenstarke 45,6 Prozent von der Dreierlinie.
Guard: C.J. McCollum (Lehigh, Senior)
C.J. McCollum machte in der letzten Saison durch starke Stats (21,9 Punkte, 6,5 Rebounds, 3,5 Assists) auf sich aufmerksam, richtig ins Schaufenster stellte er sich dann mit einer 30-Punkte-Performance im NCAA-Tournament-Schocker von Lehigh gegen Duke.
Guard: Trey Burke (Michigan, Sophomore)
Trey Burke wurde in der letzten Saison zu einer der positiven Überraschungen. Anfang der Saison war nicht mal in den meisten Top-100-Listen, am Ende der Saison teilte er sich den Big Ten Freshman of the Year Award mit Cody Zeller. Eines der größten Point-Guard-Talente in der NCAA.
Die besten Freshmen
Shabazz Muhammad (UCLA, Guard/Forward)
Der Linkshänder ist ein explosiver Scorer, ständig auf dem Weg zum Korb mit dem Ziel eines Monster-Slams. Sein Schuss ist auch schon besser geworden. Ein unermüdlicher Scorer, der ständig den Attackier-Modus eingeschaltet hat. Es gibt gewisses Vergleichspotenzial mit Rockets-Star James Harden.
Marcus Smart (Oklahoma State, Guard)
Spitzname: Smartacus. Marcus Smart gilt als einer der toughsten Spieler, die man sich nur vorstellen kann. Ein typischer Winner-Typ, für den im Leben einzig und allein die Anzahl der Siege in der Tabelle zählt. Ein Coach auf dem Feld, der in der Crunchtime an beiden Enden des Courts die Verantwortung übernimmt. Der geborene Leader.
Nerlens Noel (Kentucky, Center)
Nerlens Noel hat eine schwierige Aufgabe. Er muss in die Fußstapfen von Anthony Davis treten. Dass er Davis' Produktivität erreicht, ist nach menschlichem Ermessen zu viel verlangt. Aber: Noel war in der High-School mindestens so ein guter Shot-Blocker wie Davis. Auch er wird blocken und dunken.
Die Deutschen (Auswahl)
Elias Harris (Gonzaga, Forward): Ob Elias Harris immer noch der verpassten Gelegenheit hinterher trauert, sich nach seinem starken Freshman-Jahr (14,9 Punkte, 7,1 Rebounds) zum NBA-Draft angemeldet zu haben? Eines ist sicher: Damals wäre er ein Erstrundenpick gewesen.
Jetzt geht Harris in sein Senior-Jahr und das bestmögliche Szenario scheint, dass er in der zweiten Runde irgendwo gezogen werden könnte. Harris legte in der letzten Saison 13,1 Punkte und 8,5 Rebounds auf, seine FG- (50,2) und Dreierquote (41,4) waren gut, dafür schwächelte er von der Linie (67,2).
Um eine realistische Chance auf die NBA zu haben, muss Harris sein Tweener-Image ablegen und sich als Small Forward etablieren. Er muss seine beste Saison spielen, ganz einfach. In der letzten Top-100-List von "DraftExpress" ist Harris nicht vertreten (dafür Dennis Schröder/57. und Maximilian Kleber/92.), in der Liste des TV-Senders "CBS" liegt Harris dagegen auf Rang 37. Wo steht Harris wirklich? Man weiß es einfach nicht.
Niels Giffey (Guard/Forward, Connecticut): Diese Saison könnte die große Chance für den Deutschen bringen. Giffey, der in seiner College-Karriere bislang statistisch gesehen nichts bewegt hat (letzte Saison 2,6 Punkte in 11,7 Minuten), könnte für die Huskies auf der Drei starten. Giffey wird aufgrund seines Basketball-IQs, seiner Defense und Leidenschaft sehr geschätzt, besonders vom neuen Coach Kevin Ollie. Zudem ist er als Spot-up-Shooter durchaus brauchbar und kann auch mal scoren, wenn er die Würfe bekommt.
Enosch Wolf (Center, Connecticut): Da die Huskies alle Big Men verloren haben, sollte die Stunde von Wolf schlagen. Er ist der einzige echte Center. Folglich muss Uconn Wolf mehr einsetzen als in der letzten Saison, als er lächerliche 1,3 Minuten pro Spiel auf dem Feld stand. Jetzt kann Wolf zeigen, was er drauf hat.
Leon Tolksdorf (Forward, Connecticut): Seit dieser Saison haben Giffey und Wolf noch einen dritten Deutschen dazu bekommen. Tolksdorf kann auf der 3 und 4 spielen, in der NBBL (17 Punkte, 12,3 Rebounds) war er für Alba bärenstark. Mal schauen, wie viele Minuten er bekommen wird.
T.J. DiLeo (Guard, Temple): Geht in sein Senior-Jahr und könnte jetzt die Starter-Rolle auf der Eins bekommen. In der letzten Saison kam der Sohn vom neuen Sixers-GM Tony DiLeo in 16,5 Minuten nur auf 2,9 Punkte.
Patrick Heckmann (Guard, Boston College): Wenn ein Deutscher vor einer Breakout-Saison stehen könnte, dann Heckmann. Bevor er in der letzten Saison am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte, zeigte er starke Leistungen. Als er zurückkam, war er nicht mehr der gleiche, seine Zahlen waren aber immer noch ordentlich (8,3 Punkte in 22 Minuten). Heckmann wird wieder auf der Drei starten.
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