MLB

In der Ruhe liegt die Kraft?

Yankees-Star Aaron Judge sucht in der ALCS noch seine Form
© getty

Mit einer 2-0-Führung in der American League Championship Series im Gepäck reisen die Houston Astros zum ersten Auswärtsspiel bei den New York Yankees. Beide Teams geben sich betont gelassen - gerade für die Yankees ist die Situation ja nicht neu. Aber wie bekommt man die Offense in Schwung?

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Hatten wir das nicht alles schon?

Angesichts ihrer schwierigen Situation in der ALCS könnte man bei den Yankees schon fast von einem Deja-vu sprechen: Es ist kaum eine Woche her, da reiste das Team mit den markanten Nadelstreifen auf der Uniform ebenfalls mit zwei Niederlagen im Gepäck zurück in den Big Apple. Keinen Stich hatte man auswärts gegen einen favorisierten Gegner mit über 100 Siegen in der Regular Season gemacht, Spiel 2 sogar auf extrem bittere Art und Weise verloren. Nach der Pleite am Samstag gegen die Astros sind die Parallelen offensichtlich.

Der Unterschied? Im best-of-five-Format der Division Series stand man gegen die Cleveland Indians vor dem ersten Heimspiel mit dem Rücken schon vollständig zur Wand. Gegen Houston dürfte man sich sogar noch eine Niederlage mehr leisten. Und selbst beim Stand von 0-3 wäre eine best-of-seven-Serie in der MLB noch nicht entschieden. Niemand weiß das besser als die Yankees selbst.

Dazu will man es selbstverständlich erst gar nicht kommen lassen. Und wenn man in New York City eine Erkenntnis aus dem Duell gegen die Indians gewonnen hat, dann diese: Ein 0-2 ist kein Grund zur Panik.

New York Yankees: Warten auf den Funken

"Dieses Team hat sich über die gesamte Saison stets ruhig und besonnen gezeigt, egal wie es gerade lief", weiß Pitcher C.C. Sabathia. Der massige Lefty wird Spiel 3 im ausverkauften Yankee Stadium eröffnen, im Gepäck seine geballte Erfahrung aus 20 Postseason-Starts. "Auch in diesem Playoff-Run war es so. Für ihr Alter sind die Jungs extrem erwachsen. Da muss man keine großen Reden schwingen."

Der Glaube beim 37-Jährigen und dem teilweise extrem jungen Lineup hinter ihm ist unerschütterlich. Schließlich gewann man gegen die Indians, den großen Favoriten auf das Erreichen der World Series, drei Spiele in Folge - zwei davon sogar gegen Cy-Young-Favorit Corey Kluber. Zählt man noch das Wild Card Game gegen die Minnesota Twins und Max Kepler hinzu, haben die Yankees nun vier Elimination Games in Folge für sich entschieden.

Da könnte sich auch die Serie gegen Houston schnell drehen. Schließlich hat in den beiden 1:2-Niederlagen jeweils nicht viel gefehlt. Ein Sieg und plötzlich sieht die Situation mit zwei weiteren anstehenden Heimspielen schon sehr viel besser aus. "Es braucht nur einen kleinen Funken, um uns in Gang zu bringen", betonte Third Baseman Todd Frazier.

Den Funken erhofft man sich vor allem von MVP-Kandidat Aaron Judge. Sabathia (jeweils zwei Earned Runs in den Spielen gegen Cleveland) sollte als alter Hase zumindest eine solide Leistung zeigen, dahinter wartet ein gut erholter, hochkarätig besetzter Bullpen. Aber das Pitching war auch schon im Minute Maid Park nicht das Problem.

Breaking Balls: Aaron Judge als Strikeout-Maschine

Die Offense der Bronx Bombers steht in der Pflicht. In Spiel 1 und 2 kassierte das Team, in der Regular Season extrem homerun-freudig, üble 27 Strikeouts in 63 At-Bats. AL-Homerun-King Judge etwa steckt in der Krise. Gegen Breaking Balls, also Pitches mit verminderter Geschwindigkeit und hoher Rotation, die im letzten Moment wegbrechen, sieht er derzeit überhaupt kein Land (3 von 20, 14 Strikeouts). Das machten sich die Pitcher in dieser Postseason zu nutze und servierten ihm rekordverdächtige 56 Prozent Off-Speed-Pitches. Fast immer tief und nach außen. 42 Mal schwang er bislang gegen einen solchen Pitch - 28 Mal schwang er komplett vorbei.

"Die Pitcher haben gegen ihn wirklich gute Pitches aufgelegt. Sie wissen, dass sie gegen ihn sehr vorsichtig sein müssen, und das sind sie auch", schützte Manager Joe Giradi seinen Slugger. "Deswegen sind ja auch einige Walks dabei." Damit kann Houston gut leben, bleibt so doch der gefürchtete Knüppel des 2,01-Meter-Hünen stumm. Der muss umgekehrt aber aufpassen, dass er nicht schon in seiner ersten Postseason den Playoff-Strikeout-Rekord knackt. Den hält Alfonso Soriano mit 26 Strikeouts, Judge steht bereits bei 19 K's.

Die Probleme an Judge allein festzumachen, wäre verkehrt, schließlich ergeht es seinen Teamkollegen ja nicht viel besser. Catcher Gary Sanchez (2-20, 12 Strikeouts in den letzen fünf Spielen) schlug in der Regular Season 33 Homeruns in 122 Partien. In den letzten fünf Partien hat er gerade mal einen Run nach Hause gebracht.

Und, noch viel wichtiger: Houstons Asse hat man erst einmal hinter sich. Dallas Keuchel und Justin Verlander pitchten in Spiel 1 und 2 jeweils überragend, aber irgendwann müssen auch die Normalsterblichen ran.

Houston Astros: Gute Erinnerungen ans Yankee Stadium

In Spiel 3 wird das Charlie Morton sein. 25 Starts absolvierte der 33-Jährige für die Astros in der Regular Season, bei einem überschaubaren ERA von 3.62, aber guten Strikeout-Quoten. Gegen ihn sahen die Yankees in der Vergangenheit ganz gut aus, es wird außerdem erst der dritte Postseason-Start seiner Karriere sein. Keine leichte Aufgabe vor rund 48.000 Zuschauern im Yankee Stadium.

Auch deshalb herrscht bei den Gästen gesunder Respekt vor. Weiß man doch um die Comeback-Qualitäten der Yankees. Manager A.J. Hinch bläst derweil ins gleiche Horn wie der Gegner: Primetime im Big Apple? Das kann doch einen Astro nicht erschüttern! "Wir sind in dieser Postseason das ruhigste Team gewesen. Die bisherigen Spiele zeigen, dass wir uns auf den Punkt konzentrieren können."

Schließlich haben Stars wie Jose Altuve, Carlos Correa oder George Springer gute Erinnerungen an die imposante Heimstätte des Gegners: Vor zwei Jahren trat man dort zum Wild Card Game an - und fertigte die Yankees mit 3:0 ab. "Es sind zwar nicht mehr so viele Spieler von damals übrig", sagte Keuchel, der damals sechs scorelose Innings auflegte, "aber andererseits sind wir in der Zwischenzeit noch stärker geworden."

Die beiden Kontrahenten bauen also auf die eigene Stärke. Mit den zwei Heimsiegen hätte die Serie für Houston nicht besser beginnen können, auch wenn man in Spiel 3 in Sachen Starting Pitcher mal nicht die Oberhand hat. Dafür steht man offensiv klar besser da. Gastgeschenke wird es auf keinen Fall geben, weiß Hinch: "Die Yankees werden sicherlich nicht von sich aus die Segel streichen. Das hat man gegen die Indians gesehen."

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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