Die Non-Waiver Trade Deadline der MLB ist am Montag verstrichen. Doch bis dahin schlugen die Contender teils nochmal so richtig auf dem Transfermarkt zu, um Löcher zu stopfen. Besonders die New York Yankees und Los Angeles Dodgers erwiesen sich dabei als besonders aggressiv. SPOX blickt auf die wichtigsten Transfers und deren Einfluss auf die finalen Monate der Saison.
American League
East Division
New York Yankees
2017 startete für die Bronx Bombers als Übergangsjahr. Das Ziel war es, junge Spieler heranzuführen und zu sehen, mit wem man denn für die möglicherweise rosige Zukunft planen könnte. Doch nach dem enormen Saisonstart und dem Aufstieg von Rookie-Outfielder Aaron Judge zum Star verschob sich die Perspektive des Teams gewaltig. Und da auch eine katastrophale Phase von zehn erfolglosen Serien in Folge die Playoff-Ambitionen nicht schmälerte, besserte General Manager Brian Cashman in großem Stil nach.
Schon vor Wochen schloss "Cash" durch einen Trade mit den Chicago White Sox gleich zwei große Lücken: Mit Third Baseman Todd Frazier und den Relievern David Robertson und Tommy Kahnle wurden die Hot Corner und der Bullpen merklich verstärkt. Was fehlte, war ein fünfter Starter.
Nach der Verletzung von Michael Pineda durften sich vor allem Rechtshänder Luis Cessa und Lefty Caleb Smith versuchen, beide ließen jedoch jegliche Effektivität vermissen. So kamen dann zwei weitere Trades zustande. Für zwei weniger hoch eingeschätzte Prospects kam Linkshänder Jaime Garcia von den Twins, die ihn erst eine Woche zuvor aus Atlanta geholt hatten. Und am Deadline Day wurde auch noch die große Lösung finalisiert: Rechtshänder Sonny Gray von den Oakland A's!
Unter dem Strich baute Cashman also "on the Fly" seinen Kader gezielt um, sodass er nun einen der Topfavoriten der Liga aufs Feld schicken kann. Der Preis dafür war nicht ohne: Die White Sox erhielten in erster Linie Pitcher Ian Clarkin und Outfielder Blake Rutherford. Die A's wiederum bekamen mit Shortstop Jorge Mateo, Pitcher James Kaprielian und Outfielder Dustin Fowler drei der größten Talente der Organisation.
Doch Cashman selbst sagt immer, gute Trades müssen wehtun. Diese erfüllen diese Anforderung nachhaltig. Die ganz großen Talente, also Shortstop Gleyber Torres, Outfielder Clint Frazier und Pitcher Chance Adams, sind allerdings nach wie vor im Farmsystem, insofern gehen die Yankees zunächst als Sieger aus diesem Transfer hervor.
Boston Red Sox
Die Red Sox, die nach schwachem Start zeitweilig so aussahen, als würden sie die AL East locker nach Hause fahren, finden sich nun doch wieder im Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Yankees wieder. Auch, weil Linkshänder David Price nach zweimonatiger Pause erneut über Unterarmprobleme klagt und vorerst ausfällt.
Hinzu kam, dass sowohl der Bullpen als auch das Lineup insgesamt einige Lücken aufweist. General Manager Dave Dombrowski zeigte sich dennoch überzeugt von seinem Team und zurückhaltend, was Transfers angeht. Zweimal traten die Sox dann aber doch in Aktion.
Zunächst wurde das Panda-große Loch an der dritten Base gestopft. Aber nicht etwa mit Neuzugang Eduardo Nunez, der per Trade von den San Francisco Giants kam. Die Lösung an der dritten Base hieß vielmehr Rafael Devers, das Top-Talent der Organisation an der Hot Corner.
Nunez wiederum macht nun das, was er ohnehin am besten kann: Im Infield rotieren und anderen freie Tage verschaffen. Der Deal hat sich also in jedem Fall gelohnt, zumal Nunez seit Anfang Juni einer der heißesten Hitter der Liga ist.
Am Deadline Day selbst wiederum kam dann doch noch Hilfe für den Bullpen dazu: Closer Addison Reed kam von den Mets und dürfte künftig das achte Inning innehaben. Bei ihm gilt wie bei Nunez auch, dass er am Saisonende Free Agent wird. Langfristig muss er also keine Rolle in den Planungen des Teams spielen.
Unterm Strich wurden die Red Sox durch die Deals variabler im Infield und sollten künftig spät in Spielen besser aufgestellt sein, was gerade in den Playoffs äußerst wertvoll ist.
Tampa Bay Rays
Tampa war sehr aktiv auf dem Transfermarkt in den letzten Wochen. In diversen Deals wurden in erster Linie Relief Pitchter akquiriert. Von den Dodgers kam der entlassene Sergio Romo, von den White Sox Linkshänder Dan Jennings und aus Seattle holten sie Steve Cishek. Zudem wurde von den New York Mets First Baseman Lucas Duda losgeeist.
Speziell Letzterer hinterließ schon bleibenden Eindruck und schlug mehrere Homeruns seit seiner Ankunft.
Der Bullpen war sicherlich auch von Beginn an das größte Fragezeichen dieses Teams, denn ansonsten scheinen die Rays ohnehin gut aufgestellt zu sein. Duda wiederum ist ein scheinbar gut funktionierender Überraschungscoup, der dem Lineup mehr Power verleiht.
Central Division
Cleveland Indians
Der amtierende AL-Champion hielt sich deutlich zurück. Lediglich Relief Pitcher Joe Smith wurde von den Blue Jays geholt im Tausch für zwei Prospects.
Der Bullpen, besonders die späten Innings, sind per se eigentlich die Stärke der Indians. Lefty Andrew Miller gilt als einer der besten Reliever überhaupt und Closer Cody Allen ist auch einer der besten seines Fachs. Smith könnte jedoch als neuer Mann fürs siebte Inning interessant werden, um Miller nachhaltig zu entlasten, dessen Workload schon wieder enorm ist.
Ansonsten setzen sie weiter darauf, dass sich ihr etabliertes Teams wieder in einen Rausch spielt und ähnlich wie im Vorjahr zur rechten Zeit die Topform erreicht.
Kansas City Royals
Ob per Wildcard oder über die Division, die Royals sollten es sicher in die Playoffs schaffen. Nach ihren katastrophalen ersten Monaten sind sie nun zu alter Stärke zurückgekehrt und geben wieder richtig Gas. Dennoch nahmen sie zwei Trades vor, die vielleicht ein wenig unter dem Radar flogen, aber keineswegs belanglos waren.
Zunächst mal wurde das Pitching nachhaltig verbessert. In einem Trade mit den Padres kamen Closer Brandon Maurer und Middle Reliever Ryan Buchter, die den ohnehin schon tiefen Bullpen des Teams noch weiter abrunden. Und für die Rotation war dann auch noch Rechtshänder Trevor Cahill mit im Paket. Ein solider und erfahrener Starter, der dank seiner Zeit bei den Oakland A's die American League aus dem Effeff kennt.
Damit nicht genug, es kam auch noch zu einer Rückkehr: Outfielder Melky Cabrera, der bereits 2011 für ein Jahr in Missouri tätig war und dort solide Leistungen ablieferte, kam von den Chicago White Sox, die dafür zwei Pitcher erhielten. Cabrera kann alle drei Spots im Outfield spielen und damit jedem der Etablierten Beine machen. Besonders Urgestein Alex Gordon hatte zuletzt nur selten Topform, während Melky eine gewohnt solide Saison hinlegt.
Ähnlich wie die Indians setzten auch die Royals darauf, eine vorhandene Stärke noch zu vergrößern, was mit den Pitchern aus San Diego sicherlich gelungen sein mag. Cabrera gibt Manager Ned Yost zudem eine weitere gute Option für gleich drei Positionen.
West Division
Houston Astros
Die Astros stehen kurz vor ihrem 70. Saisonsieg und sind haushoch in Führung in ihrer Division. Ihnen ist der Division-Titel eigentlich nicht zu nehmen. Dennoch fiel auf, dass dieses Team gerade in Sachen Pitching noch Lücken hat.
Während aber in der Rotation zahlreiche Leistungsträger von Verletzungen zurückkehren und daher kein größerer Deal ins Auge gefasst wurde, griff man im Bullpen doch nochmal auf dem Markt zu. Aus Toronto kam Linkshänder Francisco Liriano für Outfielder Nori Aoki und ein Outfield-Prospect.
Dieser Deal hat einen doppelten Effekt: Zum einen gibt er den Astros einen weiteren Linkshänder, der zwar vor allem als Reliever auftreten soll, im Notfall aber auch starten könnte. Und durch den Abgang von Aoki wird ein Platz im Outfield frei für Rookie Derek Fisher, der dann mehr Spielpraxis bekommen wird.
Insofern dürfte General Manager Jeff Luhnow am Ende doch einen Weg gefunden haben, dieses schon jetzt großartige Team noch ein wenig besser zu machen.
Seattle Mariners
Nach langer Zeit stehen die Mariners wieder mit einer positiven Bilanz da und sind knapp hinter den Wildcard-Teams der American League noch gut im Rennen. Und für dieses Ziel machten auch die M's ein paar Trades.
Vor allem war auch hier das Pitching im Fokus: Für den Bullpen kam Rechtshänder David Phelps aus Miami, während man dann auch noch den hochveranlagten Linkshänder Marco Gonzales von den Cardinals holte. Im Gegenzug ging das hochrangige Outfield-Prospect Tyler O'Neill nach Missouri.
National League
East Division
Washington Nationals
Der haushohe Favorit der NL East lief zwar der Konkurrenz davon, wurde jedoch von zahlreichen Verletzungen im In- und Outfield gebeutelt. Folglich legten die Nationals in den letzten Wochen nochmal personell nach.
Das größte Problem war jedoch der Bullpen, den man essenziell fixen konnte. Der größte Trade war der mit den Oakland Athletics. Die Nats bekamen Linkshänder Sean Doolittle und Rechtshänder Ryan Madson. Dafür zahlte man mit zwei Prospects sowie Reliever Blake Treinen, der eine der größten Schwachstellen den Pens war.
Damit nicht genug, denn am Deadline Day gesellte sich noch Brandon Kintzler, der bisherige Closer der Twins, dazu. Diese Baustelle sollte damit geschlossen sein.
Für die Personaldecke im In- und Outfield wiederum kam Howie Kendrick von den Phillies. Er spielte zuletzt hauptsächlich im Outfield, verbrachte aber den Großteil seiner Karriere als Infielder. Insofern kommt er für beide Bereich infrage.
Damit dürften die Nationals insgesamt gerüstet sein für einen Playoff-Run, zumal der Rest des Teams ohnehin schon stark war.
Central Division
Chicago Cubs
Der amtierende Champion brauchte bis zum All-Star-Break, um wieder in Form zu kommen. Doch seither feuert man wieder auf allen Zylindern und hat sich die Führung in der Division von den Milwaukee Brewers zurückgeholt.
Ein Grund dafür sind sicher auch personelle Ergänzungen. Der wohl wichtigste Trade war der mit den Stadtrivalen von den White Sox für Starter Jose Quintana. Der Linkshänder, für den die Cubs vor allem Top-Outfield-Prospect Eloy Jimenez locker machten, dürfte eine wacklige Rotation stabilisieren und zwar für die nächsten paar Jahre!
Der zweite wichtige Move war dann der Trade mit den Tigers für Catcher Alex Avila und Reliever Justin Wilson. Auch hier galt: Eigentlich war der Bullpen schon gut, doch mit Wilson wird er noch ein wenig tiefer.
Avila wiederum ist gewissermaßen der Eins-zu-eins-Ersatz für Miguel Montero, den man nach Toronto abgeschoben hat, nachdem er verbal seinen Pitcher Jon Lester vor den Bus geworfen hat, wegen inflationärer Stolen-Base-Zahlen. Avila ist defensiv mindestens genauso gut wie Montero und offensiv auch nicht schlechter.
Milwaukee Brewers
Die Brewers, die auf dem Papier recht komplett wirken, nahmen nur kosmetische Veränderungen vor. Im Grunde holten sie nur zwei Middle Reliever mit Jeremy Jeffress (Rangers) und Anthony Swarzak (White Sox).
Wirklich besser wurden sie dadurch nicht, doch waren sie davor schon stark besetzt.
West Division
Los Angeles Dodgers
Die Dodgers, die über jeden Zweifel erhaben sind und steil auf die 80 Siege zusteuern, während niemand sonst auch nur 70 erreicht hat, hielten sich Trade-technisch lange zurück. Bis zum Deadline Day, an dem sie so richtig zuschlugen und ihre Chancen auf den ersten Titel seit 1988 nochmal gewaltig verbesserten.
Der größte Fisch im Trade-Teich war seit Wochen Yu Darvish, genau den angelte sich General Manager Farhan Zaidi! Der Preis: Drei sehr gute Prospects, aber eben auch nicht die zwei besten der Organisation. Das wiederum wäre auch Overkill gewesen, denn Darvish ist am Saisonende Free Agent und könnte dann gerüchteweise nach Texas zurückkehren.
Sollte nun Clayton Kershaw rechtzeitig für die Playoffs fit werden - und davon ist auszugehen - dann ginge man in jede mögliche Serie mit dem One-Two-Punch Kershaw und Darvish. Wer soll das überwinden, gerade in einer sieben Spiele andauernden Serie?
Darüber hinaus kamen noch zwei Linkshänder für den Pen dazu, nämlich Tony Watson (Pirates) und Tony Cingrani (Reds).
Es war nicht so ganz klar, wie man diese Dodgers noch weiter hätte verbessern können, doch Zaidi hat es wohl geschafft. Oder wie der Amerikaner so gerne sagt: And the Rich got even richer!
Arizona Diamondbacks
Die Diamondbacks sind zwar gefühlt 100 Spiele hinter den Dodgers und haben keine wirklichen Chancen mehr auf die Division, doch in der Wildcard sollten sowohl die D-backs als auch die Rockies konkurrenzlos Richtung Playoffs marschieren. Es geht da essenziell nur noch ums Heimrecht.
Die D-backs hatten ihren großen Splash bereits vor ein paar Wochen, als sie Outfielder J.D. Martinez von den Tigers für drei Infield-Prospects holten. Der tat seither nichts anderes als Homeruns zu schlagen, ist damit also eine echte Verstärkung für die Snakes.
Zur Deadline hin wurde der Fokus dann eher auf die Run-Prävention gelegt. Reliever David Hernandez kam von den Angels, Infielder Adam Rosales von den A's und Catcher John Ryan Murphy von den Twins. Der gezahlte Preis dafür kam jeweils überschaubar daher.
Fazit: Die D-backs wurden durch Martinez sicherlich offensiv ein Stück weit besser.
Colorado Rockies
Die Rockies legten ihr Hauptaugenmerk ebenfalls eher auf Defensive, zumal ihre Offense nachweislich brutal gut funktioniert.
Von den Rangers kam Catcher Jonathan Lucroy, bei dem vor allem dessen Präsenz hinter der Platte und sein professioneller Umgang mit jungen Pitchern als Hauptgrund für die Verpflichtung ins Feld geführt wurden. Zu Recht, denn die überwiegend junge Rotation der Rockies sieht sich zum ersten Mal einem echten Playoff-Rennen gegenüber.
Zudem sicherte man sich Reliever Pat Neshek von den Phillies, der einer der begehrtesten Relief Pitcher auf dem Markt war.
Damit sollten sich auch die Rockies ein wenig besser aufgestellt haben als vorher. Doch auch sie sind damit weiterhin weit weg von den Dodgers, die auf einem anderen Level agieren als der Rest der Liga.
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