Olympia-Slalom: Hirscher und Kristoffersen patzen - alter Schwede Myhrer holt Gold

SID
Andre Myhrer gewann im Slalom.
© getty

Ski-König Marcel Hirscher scheitert beim Versuch, den Olympia-Hattrick zu komplettieren, Kronprinz Henrik Kristoffersen wirft Gold weg - und macht den Weg frei für Andre Myhrer.

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Marcel Hirscher hatte den Drachenberg nach seiner gescheiterten "Mission Hattrick" bereits verlassen, als dieser irrwitzige Olympia-Slalom noch einmal eine ganz andere, sensationelle Wende nahm. "Hoffentlich erwische ich noch ein Ticket für einen Flieger nach Hause", hatte der Doppel-Olympiasieger nach seinem Aus nach nur 22 Fahrsekunden gesagt, wie Gold seinem Kronprinzen Henrik Kristoffersen zufallen würde, wollte er nicht mit ansehen. Doch Kristoffersen schied im Finale nach nur zehn Toren aus, Gold ging überraschend an Andre Myhrer aus Schweden.

Fluch des Königs beendet

"Das ist ein unfassbares Gefühl", sagte der mit 35 Jahren zweitälteste alpine Olympiasieger hinter Aksel Lund Svindal (Norwegen/Abfahrt), "ich habe für diesen Moment so viele Jahre so unfassbar hart gearbeitet. Ich bin sehr stolz, es ist unfassbar." Ähnlich empfand wohl Schwedens König Carl Gustaf XVI., der auf der Tribüne in Yongpyong verdutzt aus der Wäsche schaute, als Myhrer jubelte.

Seit seine Majestät in Südkorea angekommen war, hatte sein Königreich eine seltsame Pechsträhne ereilt, die Zeitung Aftonbladet fragte nach dem "Fiasko" im Eishockey-Viertelfinale gegen die Deutschen bereits: "Sollte er nicht nach Hause geschickt werden?" Am Donnerstag gehörte er zu den ersten Gratulanten Myhrers, der Bronze von 2010 in Vancouver veredelte und als erster Schwede seit Ingemar Stenmark (1980) Slalom-Gold gewann.

Silber ging an Ramon Zenhäusern (Schweiz/+0,84 Sekunden) vor Michael Matt (0,67). Der Österreicher setzte vier Jahre nach Gold durch seinen Bruder Mario im Slalom die Familientradition fort - 2010 hatte Bruder Andreas zudem Silber im Skicross gewonnen. Fritz Dopfer (Garmisch) belegte Rang 20, Linus Straßer (München) scheiterte im ersten Lauf.

Hirscher erwischt schlechten Tag

Hirscher bekannte, er habe sich im voraussichtlich letzten Olympia-Rennen seiner Karriere "sch...." gefühlt. Seine Skier, sagte er, "funktionieren super, nur halt hier nicht". Dazu kam, dass die Verhältnisse eher etwas für Gefühlsfahrer als Kraftbolzen wie ihn gewesen seien.

Hirscher fügte an, er sei "schon mal mehr angefressen" gewesen, mit zwei Goldmedaillen habe er "das Maximum rausgeholt". Alerdings: Von den letzten sieben Slaloms im Weltcup hatte er sechs gewonnen, ausgeschieden war er zuletzt im Februar 2016. Das, betet er den Reportern aus der Heimat seit Jahren vor, kann immer mal passieren. "Ihr glaubt es mir ja nie", sagte er am Donnerstag, "aber heute glaubt ihr's."

Kristoffersen mit "zu viel Speed"

Und Kristoffersen? Der Norweger hatte bisher noch jeden Slalom gewonnen, in dem er nach dem ersten Durchgang führte. "Will man gewinnen, muss man riskieren", sagte er über seine Harakiri-Fahrt im Finale: "Ich hatte zu viel Speed."

"Bitter" und "nicht lustig", fand DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier die Vorstellung seines Duos. Während Dopfer nach einem ordentlichen Finale "gemischte Gefühle" hatte, musste sich Straßer Kritik von Felix Neureuther anhören, weil er sein Aus auf die schwierigen Schneeverhältnisse geschoben hatte. "Er soll keine Ausreden suchen", sagte der verletzte Teamleader, der das Rennen für Eurosport kommentierte.

Als letzte Medaillenchance bleibt den deutschen Alpinen der erstmals ausgetragene Teamwettbewerb am Samstag. Wobei sich Maier keinen Illusionen hingibt. "Lass es uns realistisch betrachten", sagte er, "ich habe keine Lust mehr, mit Hoffnungen zu leben. Du brauchst top, top, top schnelle Leute - und die haben wir einfach nicht."

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