Frenzel liefert Meisterstück ab

SID
Eric Frenzel sicherte sich sein erstes olympisches Gold in Sotschi.
© getty

Eric Frenzel hat sich zum Kombinations-König von Sotschi gekrönt und gleich im ersten olympischen Wettkampf das erwartete Gold geholt.

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Eric Frenzel sprang mit einem Riesensatz auf das Podium, immer wieder streckte er beide Arme in die Höhe und genoss lächelnd den Jubel. Der neue König des nordischen Skisports hielt Hof, und 7000 Fans im Gorki Center feierten ihn begeistert.

"Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, den Traum von Gold wahr gemacht zu haben", sagte Frenzel nach seinem Meisterstück in der Kombination, das er als haushoher Goldfavorit unter immensem Druck scheinbar spielend leicht abgeliefert hatte. Und auch wenn er noch ein "unglaublich" hinterher schickte, wirkte Frenzel in den Minuten seines größten Triumphes beherrscht wie immer, so als hätte er nichts anderes erwartet.

"So eine coole Sau"

Wenige Meter weiter jedoch stand Hermann Weinbuch, der Bundestrainer, er zitterte und weinte vor Erleichterung und Freude. "Der Eric, was der leistet, das ist unglaublich", sagte er mit brüchiger Stimme: "Er ist so eine coole Sau. Der Druck war enorm. Eric ist der Beste - als Zweiter wäre er schon der Verlierer gewesen."

Weinbuch, dreimaliger Weltmeister, hat als Kombinierer und Trainer alles erlebt. Doch so einer wie dieser schmächtige, unscheinbare Sachse mit diesem riesigen Kämpferherzen ist ihm auch noch nicht untergekommen. Im Alter von 25 Jahren hat Frenzel alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. "Es gibt nichts Größeres, mehr geht nicht", sagte Frenzel: "Olympiasieger ist man für immer. Dass es gleich beim ersten Mal geklappt hat, ist unglaublich."

Mit seiner fast schon typischen Dominanz wischte "Effe" den höllischen Druck einfach weg, ließ der Konkurrenz mit einem Traumsprung und einer taktischen Meisterleistung in der Loipe keine Luft zum Atmen. Selbst der Japaner Akiro Watabe (Silber) und der Norweger Magnus Krog (Bronze) hatten eigentlich zu keiner Zeit eine reele Siegchance.

"So etwas schaffen nur die ganz Großen. Und Eric ist ein ganz Großer", sagte Johannes Rydzek, der seinen Teamkollegen im Ziel fast erdrückte. Rydzek, Fabian Rießle und Tino Edelmann unterstrichen auf den Plätzen sechs, acht und neun die deutschen Gold-Ansprüche für den Team-Wettbewerb am Donnerstag kommender Woche. Im Einzel von der Großschanze zwei Tage zuvor ist Frenzel erneut großer Favorit.

Folgen weitere Goldmedaillen?

Drei Olympiasiege in einem Jahr hat noch kein Kombinierer gefeiert, als einzigem deutscher Wintersportler gelang dieses Kunststück Biathlet Michael Greis 2006 in Turin. Deutsches Olympia-Gold in der Kombination hatten vor Frenzel bereits Georg Thoma (1960), Franz Keller (1968), DDR-Athlet Ulrich Wehling (1972, 1976, 1980) und Georg Hettich (2006) gewonnen.

Bei frühlingshaften Temperaturen ließ Frenzel am Fuße der kaukasischen Berge zu keinem Zeitpunkt etwas anbrennen. Dabei musste er auf seine liebsten Glücksbringer verzichten: Freundin Laura und Söhnchen Philipp, die sonst bei jedem Großereignis dabei sind, fieberten im heimischen Flossenbürg mit, reisen erst zum zweiten Wettkampf nach Sotschi.

Schock auf der Schanze

Schon auf der Schanze schockte Frenzel mit der Tagesbestweite von 103,0 Metern die Konkurrenz. "Ein Hund ist er schon, dass er so einen raushaut", sagte Weinbuch. Lediglich Watabe blieb mit sechs Sekunden Rückstand auf Tuchfühlung. Und Sachse und Japaner schmiedeten eine Allianz. "Wir haben uns abgesprochen, dass wir uns das Feld vom Leib halten wollen. Das hat gut geklappt", sagte Frenzel.

Auf der sehr selektiven Strecke kam die große Verfolgergruppe zwar auf Sichtweite, aber nie auf Schlagdistanz heran. Frenzel mit seiner ganzen taktischen Klasse hatte das Geschehen stets fest im Griff. Bis kurz vor dem Ziel ließ er seinen japanischen Gefährten mithalten, dann zündete er seinen berühmten Turbo - und wurde mit Überqueren der Ziellinie endgültig zu einem der Größten in der Geschichte seiner Sportart.

Bundestrainer Weinbuch grinste nach dem goldenen Auftakt bis zu den Ohren: "Der große Druck ist weg", sagte er: "Jetzt können das sehr schöne Spiele werden."

Der Olympia-Zeitplan

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