Uchimura bleibt König

SID
Kohei Uchimura hatte nur 0,1 Punkte Vorsprung vor dem Ukrainer Oleg Wernjajew
© getty

Kohei Uchimura bleibt der König der Kunstturner. Der japanische Superstar gewann am Mittwoch in Rio de Janeiro den olympischen Sechskampf mit 92,365 Punkten vor dem Ukrainer Oleg Wernjajew (92,266) und dem Briten Max Whitlock (90,641).

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Für den Bruchteil einer Sekunde berührten seine Finger den Holm, im nächsten Moment lag "Stuntman" Andreas Bretschneider doch auf dem Boden: Der Reck-Spezialist aus Chemnitz hat auch im olympischen Mehrkampf von Rio de Janeiro seine Höchstschwierigkeit "Bretschneider 2" nicht durchgeturnt und muss weiter auf die offizielle Anerkennung des gestreckten Doppelsaltos mit zweifacher Schraube warten.

Bretschneider verlor damit an seinem Paradegerät wertvolle Punkte und hatte ebenso wie sein Mannschaftskollege Marcel Nguyen (Unterhaching) nichts zu tun mit dem Kampf um die Medaillen. Beim Triumph des japanischen Superstars Kohei Uchimura (92,365 Punkte) landete der 27-jährige Bretschneider mit 84,965 Zählern auf dem 20. Rang, der ein Jahr ältere Nguyen (86,031) direkt davor.

"In der Einturnhalle hat es einmal funktioniert, aber was soll's es geht weiter", sagte Bretschneider über seinen Versuch: "Der Szenen-Applaus der Japaner ist schön und gut, aber es ist bitter, dass es im Wettkampf nicht geklappt hat. Ich bleibe dran." Nguyen lobte den überragenden Uchimura: "Es war ganz eng vorne, er hat einen richtig krassen Durchgang durchgezogen."

"Leben eines Turners ist eine Hure"

Dank eines Schlussspurts am Reck setzte Uchimura seine Regentschaft als König der Kunstturner fort. Der 27-Jährige, der seit 2009 im Mehrkampf unbesiegt ist und in Rio schon mit Nippons Riege Gold holte, siegte vor dem Ukrainer Oleg Wernjajew (92,266). Bronze ging an Briten Max Whitlock (90,641).

Dass Bretschneider, wegen seiner waghalsigen Aktionen von Bundestrainer Andreas Hirsch als Stuntman bezeichnet, bei seiner Reck-Übung auf dem Hosenboden landen würde, hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet.

Sowohl in der Qualifikation als auch im Teamfinale stürzte er beim Versuch, die einfachere Ursprungs-Variante seines Elements mit dem gehockten Doppelsalto zu turnen. Er hatte sich wie so oft in den vergangenen Wochen vergriffen - und danach dann auch noch die falsche Wortwahl gewählt.

"Wir haben schmerzlich erfahren müssen, dass das Leben eines Turners eine Hure ist, die nur zu gern ihre Beine spreizt", schrieb er auf seinem Facebook-Profil über die Erfahrungen in Rio. Was genau er damit sagen wollte, blieb unklar - auch die Kollegen wunderten sich. "Das muss jeder selbst wissen, was er da schreibt", sagte beispielsweise Nguyen.

Hambüchens letzter Auftritt

Mit positiven sportlichen Schlagzeilen hätte Bretschneider die Aussagen zwar nicht wieder rückgängig machen, davon aber zumindest ablenken können. Auch Nguyen, der in Rio den letzten Mehrkampf seiner Karriere turnte, konnte sein eigenes Barren-Element nicht vollenden.

Die Felge aus dem Seitverhalten mit einer Dreiviertel-Drehung hätte er in den Handstand bringen müssen - eben so, wie er es am Montag bereits im Teamfinale gemacht hatte, als der zweifache Silbermedaillengewinner von London 2012 den "Nguyen" auf offizieller Bühne turnte. Sein eigenes Element zu besitzen, hatte er als "cooles und schönes Gefühl" bezeichnet.

Der letzte Auftritt eines deutschen Turners gebührt in Rio Fabian Hambüchen, der sich im Alter von 28 Jahren von der internationalen Bühne verabschiedet und nach den Sommerspielen nur noch in der Bundesliga an die Geräte gehen wird. Am kommenden Dienstag könnte er am Königsgerät Reck seine dritte olympische Medaille gewinnen.

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