Schwazer gewinnt Gold im Gehen

SID
Erster Held des 14. Wettkampf-Tages war ein Südtiroler: Alex Schwazer holte Gold im 50 km Gehen
© Getty

Peking - Über dreieinhalb Stunden knallte die Sonne auf seinen Kopf. 50 Kilometer lang stank und wellte sich der Kunststoff-Teppich zu seinen Füßen. Seine Lunge stach, die Beine schmerzten.

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"Nein, es gibt im Sport keine größere Qual", sagte Geher Andre Höhne nach seinem achtbaren zwölften Platz. Die 50 Kilometer wollten im Backofen von Peking keine Ende nehmen, erst nach rund 45.000 Schritten war das Martyrium vorbei.

Der italienische Olympiasieger Alex Schwazer weinte vor Glück und Erschöpfung, als er über die Ziellinie marschierte.

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Fieber und zerstörtes Gewebe

Wie auf Eiern gingen die Geher nach ihrem Wettkampf die 20 Stufen zu den Reportern herunter, manch einer musste sich mühsam am Geländer entlang hangeln. "Das ist eine extreme Belastung, weil sehr viel Gewebe zerstört wird", erklärte der deutsche Mannschaftsarzt Uwe Wegner aus Hannover.

"Außerdem haben sie oft noch eine Woche danach 38 bis 39 Grad Fieber." Gegen die Entzündungen im Körper gibt's erst mal Schmerztabletten.

Höhne mit Handicap

"Hinten raus war's verdammt hart. Aber es ging irgendwie. Ich musste da durch und habe alles abgerufen", sagte Höhne, dessen Pulsmesser auch noch ausgefallen war. Mit 3:49:52 Stunden verfehlte der 30-Jährige seine persönliche Bestzeit nur um 52 Sekunden.

Und das bei dieser "Schweine-Temperatur", wie sein langjähriger Trainer Peter Selzer sagte. "Bei so einer Hitze kommt es darauf an, den Schmerzpunkt immer weiter hinaus zu schieben. Ich glaube, Andre hat heute fünf Liter getrunken."

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"Nächstes Jahr kommt meine Zeit"

Höhne wollte unbedingt zeigen, "dass ich nicht der absolute Loser bin". Nach seinem 25. Platz sechs Tage zuvor über 20 Kilometer war er "todunglücklich". Doch am Ende konnte der Olympia-Achte von Athen wieder lächeln.

"In diesem Jahr habe ich härter trainiert als im letzten" - bis zu 220 Kilometer war er in der Woche auf dem Asphalt unterwegs. "Leider konnte ich das nicht zeigen." Doch er ist überzeugt, dass sich die Schinderei irgendwann auszahlt. Deshalb blickte er schon auf seine Heim-WM in Berlin: "Nächstes Jahr kommt meine Zeit."

Olympischer Rekord geknackt

Von Höhne unerreicht kämpfte sich Schwazer souverän zu seinem ersten Olympiasieg. Der 23-Jährige war in 3:37:09 Stunden so schnell wie noch nie ein Geher bei Olympia. Der zweimalige WM-Dritte ist damit Nachfolger von Robert Korzeniowski.

Der Pole hatte zuletzt dreimal bei Olympia die Langstrecke dominiert und war nach seinem Triumph 2004 zurückgetreten. "Die Goldmedaille widme ich meinem Großvater, der im Juli gestorben ist. Er war sein ganzes Leben lang für mich da und jetzt ist er bestimmt ganz glücklich", sagte der Italiener.

Silber gewann der Australier Jared Tallent in 3:39:27 Stunden vor dem Russen Denis Nischegorodow (3:40:14).

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