Wladimir Klitschko kritisert Thomas Bach wegen Russland-Plänen: "Nicht zum Komplizen" machen

SID
klitschko-1200
© imago images

Der frühere Box-Weltmeister und Olympiasieger Wladimir Klitschko (46) hat das IOC dazu aufgerufen, alle russischen und belarussischen Athleten von den Sommerspielen 2024 in Paris auszuschließen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In einer Videobotschaft an IOC-Präsident Thomas Bach, gefilmt vor einem zerstörten Haus, sagte der Ukrainer: "Heute sind Russen Olympiasieger in Verbrechen gegen Zivilisten. Sie gewinnen die Goldmedaille in der Verschleppung von Kindern und der Vergewaltigung von Frauen."

Bach solle diese Verbrechen nicht mit dem "olympischen Abzeichen" versehen, da er sich sonst zum "Komplizen dieses abscheulichen Krieges" mache und "den olympischen Geist" verrate, sagte Klitschko: "Ein Land, das die Grundprinzipien des Völkerrechts mit Füßen tritt", könne vom IOC nicht "legitimiert und unterstützt werden".

Das Nationale Olympische Komitee Russlands ROC forderte unterdessen die Aufhebung aller Sanktionen für seine Athleten im Hinblick auf die Sommerspiele 2024 in Paris. "Russen müssen genau zu den gleichen Bedingungen teilnehmen wie alle anderen Athleten", sagte der Vorsitzende Stanislaw Posdnjakow laut nationaler Nachrichtenagenturen. Alle zusätzlichen Bedingungen seien "unerwünscht, vor allem die mit politischen Untertönen, die für die olympische Bewegung völlig inakzeptabel sind".

IOC-Präsident Thomas Bach will Sanktionen gegen Russland aufheben

Das Internationale Olympische Komitee mit dem Würzburger Thomas Bach an der Spitze plant, russischen und belarussischen Sportlern die Rückkehr in den Weltsport als "Neutrale Athleten" zu ermöglichen. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine Ende Februar 2022 hatte das IOC den internationalen Weltverbänden den Ausschluss empfohlen, seit Monaten arbeiten die Eigentümer der Olympischen Spiele allerdings an der Wiedereingliederung der Sportler "unter strengen Bedingungen".

Bach argumentiert mit den Menschenrechtsanforderungen der Olympischen Charta wie auch der Vereinten Nationen. Athleten "aufgrund ihres Passes auszuschließen", verstoße dagegen. Bach stützt sich auf eine "überwiegende Mehrheit", die er in der Olympischen Bewegung nach "Konsultationsgesprächen" ausgemacht habe. Bei den Asienspielen im kommenden Herbst, die als Qualifikation für Paris 2024 gelten, dürfen voraussichtlich neutrale Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus teilnehmen.

In Deutschland lehnt die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die Pläne strikt ab, allerdings gibt es auch Verständnis für das IOC wie von Andreas Michelmann, dem Präsidenten des Deutschen Handballbundes (DHB). "Wenn ich es ernst nehme, dass es im Kern um die Athleten geht, muss ich die Athleten trennen von den Staaten", sagte Michelmann im Deutschlandfunk.

Klitschko, Olympiasieger von Atlanta 1996, folgt mit seinen Forderungen an das IOC dem ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj. Der hatte Bach und das IOC scharf kritisiert. "Ich lade Herrn Bach nach Bachmut ein, dort kann er sich selbst davon überzeugen, dass Neutralität nicht existiert", wurde Selenskyj von der französischen Nachrichtenagentur AFP zitiert: "Es ist offensichtlich, dass jedes neutrale Banner russischer Athleten mit Blut befleckt ist."