Olympia: Mühlleitner krault auf Biedermanns Spuren ins Olympia-Finale

SID
Henning Mühlleitner hat den deutschen Olympia-Schwimmern einen Start nach Maß beschert. Der 24-Jährige schwamm überraschend als Vorlaufschnellster ins Finale über 400 m Freistil.
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Henning Mühlleitner hat den deutschen Olympia-Schwimmern einen Start nach Maß beschert. Der 24-Jährige schwamm überraschend als Vorlaufschnellster ins Finale über 400 m Freistil.

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Henning Mühlleitner riss sich die Badekappe vom Kopf und schaute ungläubig auf die Anzeigetafel, auf der Tribüne sprang Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock jubelnd auf. Auf den Spuren von Weltrekordler Paul Biedermann war der 24-Jährige Mühlleitner völlig überraschend als Vorlaufschnellster ins olympische Finale über 400 m Freistil geschwommen - und könnte am Sonntag in Tokio die Medaillenflaute der deutschen Schwimmer beenden.

"Auf Bahn vier zu schwimmen, bringt natürlich ein bisschen Druck rein", sagte der EM-Dritte von 2018 nach seinem deutlichen Vorlaufsieg in 3:43,67 Minuten dem ZDF. Als einziger Deutscher war Biedermann, der von seinem WM-Triumph 2009 immer noch den Weltrekord (3:40,07) hält, schneller als Mühlleitner, der seine persönliche Bestzeit um fast zwei Sekunden verbesserte und in der Jahresweltbestenliste auf Rang drei sprang. Am Sonntag könnte er das erste olympische Edelmetall für die Beckenschwimmer seit 2008 gewinnen.

"Im ersten Moment habe ich mich riesig über die Zeit gefreut. Jetzt muss ich mal schauen, wie sich das organisieren lässt heute Nacht, bis man in die Mensa kommt und was essen kann, runterkommen kann", meinte Mühlleitner, der alle Favoriten um den Australier Elijah Winnington deutlich distanzierte: "Das zieht sicherlich noch ein paar Körner, und dann muss man auch möglichst schnell einschlafen, um morgen wieder angreifen zu können."

Olympia: Matzerath und Schwingenschlögl im 100m-Brust-Halbfinale

Mühlleitner war nur ins Starterfeld gerückt, weil Wellbrock auf einen Start über 400 m verzichtet hatte. Vor drei Jahren bei der EM in Glasgow war ihm mit Bronze der internationale Durchbruch gelungen, auf die WM ein Jahr später musste er wegen einer Knie-Operation und einer anschließenden rätselhaften Bakterienerkrankung verzichten. Jetzt trainiert er in Neckarsulm mit dem Australier Matthew Magee, der "eine neue Trainingsphilosophie in die Gruppe reingebracht hat".

Zuvor war Lagenschwimmer Jacob Heidtmann nur eine Hundertstelsekunde über seinem deutschen Rekord geblieben, hatte seine offene Rechnung mit Olympia aber nicht begleichen können. In 4:12,09 Minuten fehlten dem 26-Jährigen aus Elmshorn fast zwei Sekunden zum 400-m-Finale. Das hätte er vor fünf Jahren als Fünfter erreicht, wäre er nach deutscher Rekordzeit in Rio nicht disqualifiziert worden.

"Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll. Das ist die zweitschnellste Zeit jemals von mir, daher ist das ganz gut", sagte Heidtmann nach seinem zwölften Platz: "Ich fühle mich aber in einer Form, mit der ich noch schneller schwimmen sollte." Der 19-Jährige Lukas Märtens (Magdeburg) verpasste als Zwölfter ebenfalls den Endlauf über 400 m Freistil.

Ins Halbfinale über 100 m Brust schwammen Lukas Matzerath (Frankfurt) in persönlicher Bestzeit als Vorlauf-Elfter und Fabian Schwingenschlögl (Neckarsulm) als 14. Die 4x100-m-Freistilstaffel der Frauen mit Lisa Höpink (Essen), Annika Bruhn (Neckarsulm), Marie Pietruschka (Leipzig) und Hannah Küchler (Hamburg) verpasste auf Platz 13 deutlich das Finale.

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