Vierschanzentournee: Karl Geiger gewinnt in Oberstdorf - Monstersprung rettet Eisenbichler

SID
Geiger hat das erste Springen der Tournee gewonnen.
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Karl Geiger fliegt beim Tournee-Auftakt zum Sieg. Markus Eisenbichler hält seine Hoffnung auf den Gesamtsieg mit einem starken zweiten Durchgang am Leben.

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Als "Schneekönig" Karl Geiger den Siegerpokal überglücklich in die Höhe streckte, vermisste der Lokalmatador nur die jubelnden Fans in der Skisprung-Arena. "Wenn jetzt noch Zuschauer da wären, wäre es perfekt", sagte der Skiflug-Weltmeister nach seinem Traumstart in die 69. Vierschanzentournee in Oberstdorf sichtlich berührt.

Geiger war nach seinem unverhofften Triumph "überwältigt", der Heimsieg sei "etwas Besonderes und bedeutet mir echt viel", sagte er. Mit ihm feierte im Auslauf sein Kumpel Markus Eisenbichler, der seine eigenen Tournee-Hoffnungen mit einem fünften Platz nach einer grandiosen Aufholjagd im zweiten Durchgang am Leben hielt.

"Megageil! Ich hab's ihm so gewünscht, er ist einfach ein cooler Hund", sagte der Weltmeister über seinen Zimmerkollegen. "Karle" gelang auf der Schattenbergschanze vor Tausenden Pappkameraden der erste Erfolg eines Oberstdorfers seit Max Bolkart vor 61 Jahren. Es war zugleich der erste deutsche Auftaktsieg bei der Tournee seit Severin Freund in der Saison 2015/16.

"Es war brutal, zwei saugute Sprünge", sagte Geiger, der sich nun große Hoffnungen auf den ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 19 Jahren machen darf. "Man muss von Tag zu Tag schauen, und ich nehme die Favoritenrolle an", sagte der 27-Jährige.

Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war erfreut. "Das Resümee ist absolut positiv, unsere zwei Topleute sind vorne dabei", sagte der Österreicher. Jetzt sei das Motto, etwas runterzukommen, um dann in Garmisch "wieder hochzufahren".

Geiger, der vor zwei Wochen noch positiv auf das Coronavirus getestet worden war, überzeugte mit Flügen auf 127,0 m und 136,5, m, er blieb mit 291,1 Punkten vor Kamil Stoch (Polen/288,3) und Marius Lindvik (Norwegen/285,2). Der Jubel der sonst 27.000 Fans blieb bei gespenstischer Kulisse aber aus.

Eisenbichler kann nach Monstersprung wieder hoffen

Eisenbichler verpatzte seinen ersten Durchgang mit einer Weite von 118,0 m und Platz 27 zwar völlig, hielt sich mit einem Satz auf 142,0 m aber im Rennen. "Yesss, boom!", schrie "Eisei" erleichtert in die Kameras.

Nach seinem Flug, der nur 1,5 m unter dem Schanzenrekord blieb, war Eisenbichler sichtlich erleichtert. "Der Flug war Hammer, echt geil", sagte der Bayer im ZDF. Mit Blick auf den Gesamtsieg rechnet er sich noch Chancen aus: "Es ist eng, ich muss dranbleiben."

Norwegens Topfavorit Halvor Egner Granerud musste sich mit Platz vier begnügen, sein Landsmann Robert Johansson verpasste gar den zweiten Durchgang.

Polnisches Team nach Corona-Posse stark

Die polnischen Mitfavoriten landeten nach der 24 Stunden langen Corona-Posse hingegen geschlossen im Spitzenfeld. Neben Stoch überzeugte auch Andrzej Stekala als Siebter, Titelverteidiger Dawid Kubacki belegte Rang 15.

Am Montag waren die Polen von der Qualifikation ausgeschlossen worden, nachdem ihr Springer Klemens Muranka positiv getestet worden war. Nach wiederholten negativen Tests bei Muranka und dessen Teamkollegen gab es dann doch das "Go", das Quali-Ergebnis wurde gestrichen. Alle 62 Springer durften antreten.

Markus Eisenbichler
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DSV-Adler können Gunst der Stunde nicht nutzen

Die zwölf Deutschen konnten die Gunst der Stunde aber nicht nutzen, einzig Ex-Weltmeister Severin Freund sammelte neben Geiger und Eisenbichler als 25. noch Punkte. Die weiteren DSV-Athleten um Pius Paschke, Constantin Schmid und Martin Hamann verpassten bei Rückenwind die Entscheidung der Top 30 genauso wie die Sorgenkinder um Team-Weltmeister Richard Freitag und Olympiasieger Andreas Wellinger.

Am Mittwoch reist der Tournee-Tross nach Garmisch-Partenkirchen, wo am Donnerstag (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) die Qualifikation zum zweiten Tourneespringen am Neujahrstag ansteht.