Ski WM: Bittersüß! Rebensburg verpasst die Krönung: Zweites WM-Silber im Riesenslalom

SID
Viktoria Rebensburg strahlt mit ihrer Silbermedaille.
© getty

Viktoria Rebensburg hat Gold vor Augen, am Ende aber fehlen 0,14 Sekunden zum erträumten WM-Titel im Riesenslalom. Ihr Silber ist für den Deutschen Skiverband die erste Medaille in Are.

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Gold war nur noch wenige Meter entfernt, mit vier Zehntelsekunden Vorsprung bog Viktoria Rebensburg in den Zielhang am windumtosten WM-Berg Areskutan ein. Doch als die beste deutsche Skirennläuferin rund 20 Sekunden später auf die Anzeigetafel schaute, erstarrte sie für einen Moment: aus Gold im Riesenslalom war plötzlich Silber geworden.

Rebensburg warf den Kopf erst in den Nacken, dann ließ sie ihn enttäuscht auf die Brust sinken. Bei der Siegerehrung wenige Minuten später setzte sie ein eher schiefes Lächeln auf. "Der erste Gedanke im Ziel war: Ich bin leider nur Zweite geworden", sagte die 29-Jährige aus Kreuth am Tegernsee, "aber grundsätzlich bin ich sehr happy über die Silbermedaille. Im Großen und Ganzen habe ich Silber gewonnen."

Rebensburg verliert Gold im Schlussteil

Als Führende des ersten Laufs hatte Rebensburg jedoch Gold vor Augen, die Krönung ihrer erfolgreichen Karriere, die 2007 just in Are mit Platz acht im Riesenslalom bei ihrem WM-Debüt so richtig begonnen hatte. Ihr Vorsprung auf Petra Vlhova betrug 0,19 Sekunden, ehe sie bei starken Böen ein letztes Mal auf die "Olympia" ging, und sie baute diesen Vorsprung zunächst aus. Doch als das Ziel schon in Sichtweite war, unterlief ihr ein folgenschwerer Fehler. "Die letzte Welle war nicht so gut für mich", sagte Rebensburg, "scheinbar habe ich da doch ganz schön viel Zeit liegen gelassen."

Jedenfalls genug, um Vlhova den Vortritt zu lassen, die über die erste WM-Goldmedaille für die Slowakei jubelte. Rebensburg fehlten letztlich 0,14 Sekunden zum Triumph, zu diesem vermaledeiten WM-Titel, "der mir ja noch fehlt", wie sie etwas geknickt meinte. Bronze ging an Super-G-Weltmeisterin Mikaela Shiffrin (USA), WM-Debütantin Marlene Schmotz (Leitzachtal) belegte den guten 19. Platz.

"Ich freue mich, dass wir Gottseidank die erste Medaille gewonnen haben und diesem Edelmetall nicht mehr hinterherfahren müssen", sagte Alpinchef Wolfgang Maier, der wie Rebensburg gemischte Gefühle hatte. "Wenn man sieht, wie souverän sie bis zu den letzten fünf Toren war, ist es normal, dass man überlegt, was möglich gewesen wäre", sagte er, und versicherte: "Wir sind trotzdem total happy."

Rebensburg über Karriereende: "Nicht so schnell"

Für Rebensburg war es nach Olympia-Gold 2010 und -Bronze 2014 sowie WM-Silber 2015 die vierte Medaille bei Großereignissen, alle fuhr sie in ihrem geliebten "Riesen" ein. Zwölf Jahre nach ihrem WM-Debüt an gleicher Stelle schloss sich für sie ein Kreis. "Aufhören", hatte sie zuvor betont, "werde ich aber noch nicht so schnell." Warum auch?

Im Super-G von Are hatte Rebensburg den Titel und damit eine Sensation noch um 0,07 Sekunden verpasst, Bronze war nur 0,02 Sekunden weg. In der Abfahrt reichte es lediglich zu Platz elf - doch Rebensburg ließ sich nicht beirren und zeigte ihre Klasse bei ihrem letzten Are-Rennen. Nur das I-Tüpfelchen fehlte in einer Saison, in der sie einem Sieg auch im Weltcup vergeblich hinterher fährt.

Nach dem ersten Durchgang hatte sie es sich verschmitzt lächelnd auf dem Holzthron mit Rentierfell bequem gemacht, auf dem die Führenden sitzen dürfen. Wie sie das Finale, in das sie erstmals bei einem Großereignis als Beste ging, anpacken würde? "Nicht viel anders als den ersten Lauf", sagte sie, "mir den Lauf anschauen und dann Gas geben. Denn sonst gewinnt man nichts." Sie gewann Silber. "Es ist ein schönes Gefühl, das mit heim nehmen zu dürfen", sagte sie.

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