Fourcade gegen Kollektivstrafe für Russland

SID
Martin Fourcade hat sich gegen eine Kollektivstrafe Russlands ausgesprochen
© getty

Der fünfmalige Gesamtweltcupsieger Martin Fourcade ist trotz der massiven Dopinganschuldigungen gegen die russischen Biathleten gegen einen Entzug des Weltcups im westsibirischen Tjumen und generell gegen Kollektivstrafen.

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"Wenn es eine Sache gibt, gegen die ich bin, dann ist es ein Boykott von Tjumen. Ich will auf jeden Fall nach Tjumen, was auch immer nach dem McLaren-Report passiert", sagte Fourcade dem russischen TV-Sender Match TV.

Der zehnmalige Weltmeister wolle "im März in Tjumen sein, um zu zeigen, wie sehr ich das russische Volk respektiere", betonte der 28-Jährige. Erstmals wird vom 9. bis 12. März in der Erdölstadt ein Weltcup der Skijäger durchgeführt. Zuletzt war spekuliert worden, ob der Weltverband IBU den Russen die Veranstaltung in Folge der jüngsten Dopingvorwürfe entzieht.

Zuletzt hatte Doppel-Olympiasieger Fourcade selbst einen Weltcup-Boykott im Januar in Erwägung gezogen, falls die IBU nicht knallhart gegen die vermeintlichen russischen Doper durchgreift.

31 Biathleten sowie weitere Skilangläufer gehören zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland, die Ermittler Richard McLaren in seinen Untersuchungen zum Doping-Skandal belastet.

"Ich bin nicht mein Land"

Fourcade schränkte seine Aussagen nun allerdings etwas ein. "Ich möchte keine Kollektivstrafe, ich möchte, dass die russischen Athleten nächste Saison bei den Olympischen Spielen dabei sind", betonte Fourcade: "Selbst wenn es früher Doping in Russland gab, habe einige der aktuellen Athleten ganz sicher nicht gedopt. Ich habe sehr viel Respekt für diese Athleten."

Es könne nicht sein, dass alle Sportler unabhängig von ihrer persönlichen Schuld gleich bestraft werden. "Wenn mein Land etwas falsch gemacht hat, würde ich mich schrecklich fühlen, wenn ich nicht antreten darf. Ich trete für mein Land an, aber ich bin nicht mein Land", sagte Fourcade.

Die IBU hatte in der Vorwoche eine Expertengruppe mit Mitgliedern aus fünf Nationen gegründet, um die Fälle aus dem McLaren-Report zu prüfen und anschließend an den Vorstand des Verbandes zu berichten. Bereits am Donnerstag könnten die ersten Ergebnisse präsentiert werden.

In der Zwischenzeit hat sich der russische Verband zu den Anschuldigungen geäußert. Demnach hat der RBU keine Kenntnis über die Identität der 31 dopingverdächtigen Athleten aus dem McLaren-Report.

Null-Toleranz-Politik für Dopingsünder

"Wir kennen die Namen der Sportler nicht, die von unseren Kollegen von der IBU diskutiert werden. Wir sind aber bereit, sie mit umfassenden Informationen über jeden RBU-Athleten zu versorgen, der je an einer Biathlon-Veranstaltung teilgenommen hat", hieß es in einer Mitteilung.

Die RBU gehe jedoch davon aus, dass der Großteil bereits bestraft wurde oder betreffende Sportler ihre Karriere bereits beendet haben. Zudem betonte der Verband, dass es spätestens seit dem Führungswechsel 2014 eine Null-Toleranz-Politik für Dopingsünder gebe und alles für einen sauberen Sport getan werde.

"Ein Beweis für die Null-Toleranz-Politik ist die Zusammenarbeit mit ausländischen Experten wie Ricco Groß und Wolfgang Pichler", hieß es.

Tschechien kündigt Boykott an

Derweil will der tschechische Verband den Weltcup in Tjumen boykottieren. Das berichten mehrere tschechische Medien übereinstimmend.

"Es ist an der Zeit, dass Verbände laut aussprechen, über was hinter verschlossenen Türen gesprochen wird", sagte der tschechische Verbandspräsident Jiri Hamza der Tageszeitung DNES.

Wenn die Tschechen diesen Plan in die Tat umsetzen, wäre das ein starkes Zeichen. Immerhin stellt die Mannschaft in Gabriela Koukalova die aktuelle Gesamtweltcup-Siegerin, auch das Männerteam um Ondrej Moravec, zweimaliger Silbermedaillengewinner bei Olympia in Sotschi, gehört zur Weltspitze.

Folgen will in jedem Fall der verhältnismäßig kleine Verband aus Großbritannien. "Der Vorstand hat die einstimmige Entscheidung getroffen, den Weltcup in Tjumen zu boykottieren", schrieb Generalsekretär Mark Goodson in einer Mail an das Fachportal FasterSkier.com.

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