Rydzek und Vogt holen WM-Titel

SID
Johannes Rydzek fuhr als Erster über die Ziellinie
© getty

Erst stürmte Kombinierer Johannes Rydzek völlig überraschend zum WM-Titel, keine zwei Stunden später zog Skispringerin Carina Vogt nach: Der Deutsche Skiverband hat bei der nordischen WM in Falun einen ebenso goldenen wie traumhaften Freitag erlebt. Zwei Weltmeister-Titel bedeuten für das deutsche Team schon nach zwei Wettkampftagen eine bessere Bilanz als während der gesamten WM 2013, als es "nur" einmal Gold gegeben hatte.

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Für den ersten Paukenschlag an einem kaum für möglich gehaltenen Tag sorgte Rydzek. Nicht Topfavorit Eric Frenzel, sondern sein Kronprinz bescherte dem deutschen Team das erste Gold der Titelkämpfe in Schweden. "Im Ziel habe ich gedacht: Zwick mich bitte jemand, ich glaub, ich träume. Das war so ein bewegender Moment, ich konnte es erst gar nicht glauben", sagte der 23-Jährige.

Auf dem letzten Kilometer hatte Rydzek, der 2011 in Oslo als 19-Jähriger bereits dreimal WM-Silber geholt hatte, den so starken Italiener Alessandro Pittin gnadenlos abgekocht und im Zielsprint alt aussehen lassen. "Ich habe gemerkt, dass ich noch etwas zulegen kann, habe eine Attacke gesetzt, und es hat gereicht. Heute ist einfach alles für mich gelaufen", sagte Rydzek und sorgte bei Bundestrainer Hermann Weinbuch für ein breites Lächeln.

"Das freut mich sehr für ihn"

"Das freut mich so sehr für ihn", sagte der Weltmeister von 1985: "Vor einem Jahr in Sotschi ist er kurz vor dem Ziel gestrauchelt, jetzt ist er Weltmeister. So ist das im Leben, manchmal kriegt man etwas zurück." Dritter wurde Titelverteidiger Jason Lamy Chappuis (Frankreich), Frenzel (Oberwiesenthal) blieb als Viertem nur Blech.

Die Kombinierer im RE-LIVE

Die deutsche Nationalhymne war kaum erklungen, da gab es wenige Meter entfernt schon das nächste Gold. Ein Jahr nach der Sensation von Sotschi fuhr Carina Vogt auch den WM-Titel ein. "Es ist wieder etwas fast Unmögliches passiert, das ist einfach unglaublich", sagte die 23-Jährige.

Vogt flog 374 Tage nach ihrer historischen Goldmedaille auf starke 91,5 und 92,0 Meter und siegte mit 236,9 Punkten knapp vor der Japanerin Yuki Ito (235,1). Bronze ging an die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz (233,8), die nach dem ersten Durchgang noch in Führung gelegen hatte.

"Hätte nicht gedacht, dass es reicht"

"Ich hatte nach dem ersten Durchgang nicht gedacht, dass es noch reicht", sagte Vogt nach ihren beiden Traumflügen. Kaum zu glauben: Die Schwäbin hat in ihrer Karriere erst vier Skispringen gewonnen - zwei im Weltcup, bei Olympia und nun bei der WM.

Der SPOX-Favoritencheck

Bundestrainer Andreas Bauer meinte: "Das ist ein unglaublicher Tag für uns. Es freut mich für Carina, dass sie hier ihren Olympiasieg bestätigt hat. Wir haben mit einer Medaille geliebäugelt, ich wusste, dass sie innerlich sehr stark ist", sagte Bauer.

Nächste Medaillen-Chance am Sonntag

Die übrigen DSV-Starterinnen zeigten eine eher durchwachsene Leistung. Juliane Seyfarth (Ruhla) kam als zweitbeste Deutsche auf den 14. Rang. Katharina Althaus (Oberstdorf) und die ehemalige Vizeweltmeisterin Ulrike Gräßler (Klingenthal) landeten am Ende auf den Plätzen 17 und 22. Gräßler, Deutschlands beste Skispringerin der frühen Jahre, hatte 2009 in Liberec mit Silber die bislang einzige deutsche Einzelmedaille bei einer WM geholt.

Ansprüche auf eine Medaille meldeten die deutschen Männer in der Qualifikation an. Der automatisch für den Wettbewerb am Samstag qualifizierte Severin Freund (Rastbüchl) sprang auf starke 93,0 Meter, Andreas Wellinger (Ruhpolding) belegte mit einem Flug auf 91,0 Meter Rang vier unter den nicht vorqualifizierten Athleten. Auch Richard Freitag (Aue) und Marinus Kraus (Oberaudorf) schafften problemlos den Sprung in das Feld der besten 50 Springer.

Das Damen-Springen im RE-LIVE

Schon am Sonntag bietet sich dann Vogt die nächste Medaillen-Chance. Im Mixed-Springen, bei dem pro Nation zwei Männer und zwei Frauen an den Start gehen, gilt das DSV-Team als Mitfavorit. "Die Jungs um Severin Freund sind zur Zeit ja ganz gut drauf", sagte Vogt: "Da rechnen wir uns schon was aus."

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