Tina Maze: Der neue Popstar am Ski-Himmel

Von Jochen Rabe / Udo Hutflötz
Tina Maze überzeugt seit kurzem nicht nur mit Leistung auf der Piste, sondern auch mit ihrer Stimme
© Imago

Tina Maze dominiert in dieser Saison bislang die Frauen-Ski-Szene. Nun versucht sich die 29-jährige Slowenin auch in der Pop-Szene durchzusetzen und schlägt sich dabei nicht schlecht. Lindsey Vonn indes darf sich nun doch gegen die Herren der Ski-Piste messen. Beim Biathlon-Weltcup-Auftakt in Östersund verhindert ein Stück Stoff den Sieg der deutschen Mixed-Staffel.

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Die erste Dominatorin: Die Slowenin Tina Maze dominiert derzeit den Skizirkus. Letzte Saison wollte es einfach nicht mit einem Sieg klappen, doch in dieser Saison trumpft Maze so richtig auf. Die Bilanz mit zwei Siegen aus vier Rennen kann sich mehr als sehen lassen. Die 29-Jährige, jahrelang als "Zicke" verschrien, ist nicht nur in der Form ihres Lebens, sondern auch persönlich nicht wiederzuerkennen. "Ich kann immer noch ganz schön grantig sein. Aber derzeit gibt es keinen Grund dafür", strahlte die Weltcup-Führende. Die neue Lockerheit hat Maze ihrem hauptsächlich italienischen Privatteam ("Team to Amaze") rund um Freund und Coach Andrea Massi zu verdanken. Momentan fährt die Slowenin vor allem im Riesenslalom in einer eigenen Liga. Und gewinnt sie auch noch einen Super-G, gehört auch sie dem illustren Kreis der Siegerinnen in allen fünf Disziplinen an. Den meisten Spaß hat Maze aber an ihrem im Oktober veröffentlichten Pop-Video ("My way is my decision"), das in den slowenischen Charts sofort auf Platz eins ging. "Sie fährt wie ein Rockstar und singt wie ein Popstar", schrieb eine US-Zeitung. "Ich bin aber weiterhin Skifahrerin und keine Sängerin", beteuerte Maze in Aspen.

Show-Rennen gegen die Männer: Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn hat sich nach ihrem Krankenhausaufenthalt wieder auf der Skipiste blicken lassen. Im amerikanischen Aspen fuhr sie bei ihrem Comeback im Riesenslalom zwar nur auf den 20 Platz, nutzte den Wettberweb aber auch nur als Prolog für das anstehende Rennen in Lake Louise, wo sie wieder voll angreifen will. Angriffslustig gibt sich die 28-Jährige auch im Hinblick auf ein Rennen gegen die Ski-Herren. Die FIS hat ihr das Antreten gegen die Herren in Kanada bereits an diesem Wochenende zwar verboten, jetzt soll 2013 aber ein Show-Rennen den Vergleich gegen die Männer doch ermöglichen. Der perfekte Ort dafür ist das Lake Louise in Kanada."Es ist die einzige Piste, auf der die Herren keinen eklatanten Vorteil hätten", erklärte die elffache Lake-Louise-Siegerin. Die dortige Skipiste wird deshalb auch längst Lake Lindsey genannt.

Klasse Comeback von Stechert: Nach einer Operation am Daumen durfte Tobias Stechert endlich wieder Skifahren - und wie. Bei seinem Comeback in Lake Louise flog der Allgäuer förmlich die Piste hinunter. Bei der Abfahrt belegte er einen sensationellen fünften Platz. "Für mi is des brudal, ja scho Wahnsinn", so Stechert im besten Allgäuerisch. Selbst Alpindirektor Wolfgang Maier haute das Ergebnis im fernen Aspen, im US-Bundesstaat Colorado, aus den Schuhen. "Das ist eine extreme Überraschung für uns alle und ein sehr erfreuliches Ergebnis", sagte er. Warum Maier so erfreut war, wird bei einem Blick in die Geschichtsbücher klar: Besser war ein deutscher Abfahrer zuletzt am 18. Dezember 2004. "I glaub', des war der Rauffer in Gröden", sagte Cheftrainer Charly Waibel. Der "Rauffer Max", wie sie ihn nannten, konnte damals in Südtirol sogar gewinnen.

Zwischen Schulbank und Sprungschanze: Die DSV-Adler haben einen neuen Shootingstar. Der 17-jährige Andreas Wellinger hat bei seinem Weltcup-Debüt im norwegischen Lillehammer mit den Plätzen fünf und 17 für Aufsehen gesorgt. Es könnte der Anfang einer hoffnungsvollen Karriere sein. Nach dem ersten Durchgang hatte Wellinger sogar in Führung gelegen und die gesamte Weltspitze düpiert: "Das war bislang mein bester Sprung. Ich war schon etwas überrascht, dass es so weit geht." Genau wie die Konkurrenz um Gregor Schlierenzauer, den österreichischen Vorflieger der Szene: "Man muss ihn jetzt auf alle Fälle beobachten. Wenn er führt, muss er ja was können." Früher hat er Autogrammkarten von allen Springern gesammelt. Heute springt er mit diesen in einem Team. So schnell kann's gehen.

Flops

"Schweizer Ski-Käse": Was für ein Debakel für die Schweizer Skifahrer! In Lake Louise schaffte es keiner der Eidgenossen in die Top 15 - erst zum siebten Mal überhaupt. Es war das schlechte Abfahrtsresultat aller Zeiten. Natürlich ließ da Hohn und Spott aus dem Nachbarland Österreich nicht lange auf sich warten. "Das war Schweizer Ski-Käse", titelte die "Kronen-Zeitung". An so einem Tiefpunkt hilft eigentlich nur Galgenhumor. Findet auch Patrick Küng: "Zumindest kann ich jetzt behaupten, dass ich bei dieser historischen Pleite dabei gewesen bin. Das können nicht viele von sich sagen", kommentiert der 28-Jährige das schwache Abschneiden seiner Landsleute. Dabei hat Küng beinahe gut lachen: Als 28. war er noch der zweitbeste Schweizer im Feld.

Verdammtes Stück Stoff: Eigentlich war die deutsche Mixedstaffel beim Auftakt des Biathlon-Weltcups in Östersund bereits auf dem Weg zum Sieg - doch dann kam Erik Lesser und ein verdammtes Stück Stoff. Ein solches verschmutzte das Diopter des 24-Jährigen und das Schießen wurde zum Blindflug: "Ich habe erst komplett schwarz gesehen und dann nur noch die Hälfte. Ich musste vogelwild nach vorne schießen", sagte Lesser. "Es hatte sich wohl ein Stoffstück verfangen. Es hatte sich nach dem ersten Schießen angedeutet, dass es ein Problem gibt." Dieses Problem führte dazu, dass der Frankenhainer alle drei Nachladepatronen brauchte und dennoch in die Strafrunde musste. Ärgerlich: Das deutsche Quartett verpasste knapp das Podium und wurde Vierter. Dabei kamen Lessers drei Teamkollegen zusammen auf nur einen weiteren Nachlader...

Andreas Wank: Abnehmen und dafür bestraft werden? Möglich, wenn man Skispringer ist! Denn da zählt jeder Zentimeter Bauchumfang: Seit dieser Saison dürfen nur noch zwei Zentimeter zwischen der Haut und dem Stoff des Anzugs liegen, nicht mehr sechs wie noch im letzten Winter. Diese neue Regel war bereits am Freitag Andreas Kofler zum Verhängnis geworden. Nun traf es am Sonntag auch den Oberhofer Andreas Wank. Dieser wurde beim Weltcup-Auftakt in Lillehammer wegen seiner zu weiten Kleidung disqualifiziert: "Ich muss zur Zeit ein bisschen auf mein Gewicht achten und habe heute etwas weniger gegessen. Da war der Bauch um einen Zentimeter enger und der Anzug um ein, zwei Zentimeter zu weit", so der 24-Jährige. Nur die Spitze des Eisbergs an einem rundum enttäuschenden Wochenende: Am Samstag war er auf der kleinen Schanze bereits im ersten Durchgang gescheitert.

Regelwerk: Skispringen könnte so einfach sein: Derjenige, der am weitesten springt, gewinnt. Entsprechend hätte sich Gregor Schlierenzauer am Sonntag direkt nach seinem Sprung freuen können. Der war mit 141 Metern nämlich der weiteste. Trotzdem hielt sich der 22-Jährige erst einmal zurück: "Weil ich ja vielleicht auch nur Fünfter sein könnte." Punkte zum Ausgleich von Windgeschwindigkeit oder der Anlauflänge und die Möglichkeit taktischer Varianten durch die Verkürzung der Anlauflänge an sich - Schlierenzauer befürchtet, dass die Attraktivität seiner Sportart nicht nur für die Athleten am komplizierten Regelwerk leidet: "Wenn es die Athleten oft nicht verstehen, wie sollen es dann die Zuschauer verstehen?" Und tatsächlich: In Lillehammer waren am Sonntag nur 200 bis 300 Zuschauer. Weil sie sich nicht mehr auskennen, so die Vermutung des 22-Jährigen. Übrigens: Gewonnen hat er das Springen trotz der vertrackten Regeln.