Kyle Croxall siegt vor Pihlainen und Kolc

SID
Kyle Croxall hatte beim "Red Bull Crashed Ice"-Contest die Nase vorn
© Getty

Die Kufen glühten, die Fans feierten: Die Rückkehr des spektakulären Red Bull Crashed Ice im Olympiapark München ließ keine Wünsche offen. Vor über 23.000 Zuschauern sicherte sich Kyle Croxall (CAN) nach spannenden Runs und packenden Duellen den Sieg beim ersten Stopp der Ice Cross Downhill-Weltmeisterschaft.

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Martin Niefnecker ist früh ausgeschieden. Im Viertelfinale war Schluss für den Weltmeister im "Ice Cross Downhill". Das hat der Stimmung im Olympiapark in München aber keinen Abbruch getan.

Aus welchen Gründen auch immer waren am Samstagabend 23.000 Menschen gekommen, sie hatten Eintritt für den ersten Lauf der sogenannten "Crashed Ice World Championship" bezahlt, die Betuchten immerhin 250 Euro - und diese selbstverständlich unglaublich coolen Event-Besucher der Generation iPod hingen dabei unbeabsichtigt, aber dennoch zweifelsfrei dem olympischen Gedanken nach: Dabei sein ist alles. Im Vorjahr kamen übrigens 50.000 Schaulustige, weitere 15.000 mussten von der Polizei abgewiesen werden, aber da war der Eintritt auch noch frei.

"Weltmeisterschaft" ohne Tradition

Diese "Weltmeisterschaft" hat keine Tradition, sie ist eine Erfindung, geboren in einem Marketing-Labor, aus dem viele verrückte Ideen kommen und dann mit dem Siegel der zwei Roten Bullen versehen werden.

Und irgendetwas müssen diese Denksportler im Auftrag von Dietrich Mateschitz richtig machen. Selbst das Fernsehen war diesmal live dabei, "Kabel1" bot dafür Andrea Kaiser auf, die auf "Sport1" und für "Sat.1" bei Fußballspielen plaudert, und sie wird auch auf den nächsten Stationen dieser allerdings ziemlich kurzen Tour im niederländischen Valkenburg (5. Februar), in Moskau (26. Februar) und im kanadischen Quebec (19. März) die Gastgeberin sein.

Rein sportlich betrachtet ist "Ice Cross Downhill" nur etwas für gute Schlittschuhläufer "mit einem leichten Sprung in der Schüssel", wie Niefnecker zugibt. Die Strecke durch den Olympiapark ist 353 Meter lang, ganz am Anfang steht eine steile Rampe mit einer Neigung von 68 Prozent, der Eiskanal ist 8 Meter breit, hatte "kicker", also künstlich eingebaute Wellen, diesmal aber auch nur ein kurzes "battlefield", also Schlachtfeld.

Das kommt Niefnecker, der es durch seinen Sieg im vergangenen Jahr in München zu einiger Berühmtheit gebracht hat, so gar nicht entgegen. Seine Stärken beim Kampf gegen drei Konkurrenten liegen gerade in jenen eher ebenen Schlachtfeld-Sektionen.

Kyle Croxall siegt

"Riesig geärgert" habe er sich, sagte Niefnecker, dass er schon so früh ausschied, das sei auch "schade für die Zuschauer, die hätten sich sicher mehr gefreut, wenn ein Deutscher gewonnen hätte." Diese Mutmaßung lässt sich nicht überprüfen, und ebensowenig kann an diesem Abend die Ur-Motivation der Besucher empirisch belegt werden. Am Ende wird bei diesem Eis-Rodeo mit bis zu Tempo 70 jedenfalls der Kanadier Kyle Croxall gefeiert, Niefnecker wird schließlich auf Rang 10 geführt. Ach ja, und Fabian Mels aus Rösrath, 20 Jahre alt, wird als bester Rookie ausgezeichnet.

Dass ein paar recht gute Schlittschuhläufer in Eishockey-Montur einen Eis-Parcour runterfahren oder bisweilen -stürzen, ist so neu übrigens nicht. Im Jahr 2000 fand das erste Rennen statt, der Legende nach auf "crashed ice" vom Stockholmer Fischmarkt. Insgesamt nur 16 weitere Rennen folgten, in der nun angebrochenen Saison sind es zum ersten Mal mehr als drei.

In Tirol gibt es mittlerweile eine permanente Übungsstrecke für die Top-Fahrer und solche, die es werden wollen. Die Sportart werde spätestens in zehn Jahren eine der populärsten der Welt sein, sagt Sportdirektor Christian Papillon. Zum Finale in Quebec werden wieder über 120.000 Zuschauer erwartet.

Der eigentliche Weltmeister dieser Sportart, oder was immer das auch sein mag, ist allerdings das Vermarktungsgenie, das dahintersteckt.

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