Neue Trainerdebatte nach WM-Debakel

SID
Wintersport, Skispringen, Rohwein
© DPA

Oberstdorf - Nach dem Debakel der deutschen Weitenjäger bei der Skiflug-Weltmeisterschaft wackelt der Stuhl von Bundestrainer Peter Rohwein.

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Als Reaktion auf das schlechteste Einzel-Ergebnis in der Geschichte der seit 1973 ausgetragenen Titelkämpfe kündigte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller tiefgreifende strukturelle und personelle Veränderungen an.

"Wir warten noch die Junioren-WM in der kommenden Woche ab und werden danach trainingsmethodisch und bei der Zusammenstellung des Trainerpersonals das eine oder andere ändern", erklärte Pfüller. Eine Job-Garantie für Rohwein verweigerte er: "Während der Skiflug-WM führe ich keine Personaldebatte." "Es wird zu einer Zäsur im gesamten Skisprung kommen. Wir werden das Gesamtsystem hinterfragen", sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann.

Wunschkandidat bleibt in Norwegen 

Gespräche mit möglichen Nachfolge-Kandidaten für Rohwein, der im gesamten Saisonverlauf in der Kritik stand, hat es laut Pfüller bislang nicht gegeben. Der von vielen als Wunschkandidat gehandelte Mika Kojonkoski hat seinen Vertrag als norwegischer Chefcoach gerade erst bis zum Frühjahr 2011 verlängert. Andreas Bauer, Sprungtrainer der erfolgreichen Nordischen Kombinierer, steht nach eigener Aussage nicht zur Verfügung.

Pfüller will dennoch zügig die Wende einleiten. "Wir haben keinen Druck, neue Ideen innerhalb von zwei Tagen zu präsentieren. Aber wir werden uns nicht erst am Saisonende hinsetzen und überlegen, was zu tun ist, sondern spätestens in der übernächsten Woche eine umfassende Analyse machen und danach die richtigen Entscheidungen treffen", kündigte der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) an.

Desaströses Abschneiden 

Schon vor der Vierschanzentournee hatte es Zoff zwischen den Stützpunkttrainern und Rohwein gegeben. Nach dem überraschenden dritten Platz von Michael Neumayer ging Rohwein gestärkt aus dem Machtkampf hervor. Der folgende Absturz seiner Mannschaft im Weltcup und das desaströse Abschneiden bei der Heim-WM in Oberstdorf, wo Martin Schmitt als bester DSV-Springer auf Rang 15 landete, haben die Personaldebatte neu entfacht.

"Wir wollten im Einzel an die Medaillenplätze herankommen, das war nach dem Ergebnis bei der Vierschanzentournee realistisch. Die anderen Nationen wie Norwegen haben sich seither gesteigert, wir waren dazu leider nicht in der Lage", stellte Pfüller fest und fügte mit einem Seitenhieb auf Rohwein hinzu: "Dass wir keine Erfolge haben, liegt nicht am Stützpunktsystem."

Das System greift nicht 

Rohwein sieht die Ursachen vor allem in der Sprungtechnik. "Die Athleten aus den führenden Nationen springen aggressiver, haben einen anderen Körperschwerpunkt. Da haben wir uns zurück entwickelt und müssen gewaltige Änderungen vornehmen", meinte der Coach. Zudem müssten "in der Struktur mehrere Punkte geändert werden, um wieder den Weg nach oben zu finden".

Auch seine Athleten wissen, was die Stunde geschlagen hat. "Ich habe das nicht zu entscheiden, aber es ist klar, dass es nicht so bleiben kann. Das System ist einfach nicht erfolgreich. Wenn die Ergebnisse nicht kommen, ist der Bundestrainer immer in der Kritik", sagte Michael Uhrmann.