Australian Open LIVE: Wer wird Nadals Gegner? Monfils fordert Berrettini

SID
nadal
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Rafael Nadal taumelte, aber er fiel nicht: Der angeschlagene Tennis-Superstar bewies bei den Australian Open ein riesiges Kämpferherz und ist nun nur noch zwei Siege vom alleinigen Grand-Slam-Rekord entfernt. Der Traum des Doppelspezialisten Tim Pütz (Frankfurt/Main) vom ersten Grand-Slam-Titel ist derweil geplatzt.

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Der Spanier biss sich trotz offensichtlicher körperlicher Probleme zu einem 6:3, 6:4, 4:6, 3:6, 6:3 gegen den Kanadier Denis Shapovalov (22) durch und zog zum siebten Mal ins Halbfinale von Melbourne ein.

Der 35-Jährige trifft nun auf den zehn Jahre jüngeren Wimbledonfinalisten Matteo Berrettini, der den Franzosen Gael Monfils 6:4, 6:4, 3:6, 3:6, 6:2 besiegte und als erster Italiener das Halbfinale des Turniers erreichte. Insgesamt steht er zum dritten Mal in der Runde der letzten Vier bei einem Major.

Nadal verwandelte nach 4:08 Stunden seinen ersten Matchball und ließ sich ausgiebig vom Publikum für diese Energieleistung feiern. "Ich war komplett zerstört nach diesem harten, warmen Tag. Es ist unglaublich für mich, in diesem Halbfinale zu stehen", sagte Nadal, der das Turnier 2009 gewinnen konnte: "Ich habe mich nicht gut im Magen gefühlt. Ich hatte Glück, dass ich im fünften Satz großartig serviert habe."

Mit einem weiteren Titel bei den Australian Open kann Nadal in Abwesenheit von Novak Djokovic (ausgewiesen) und Roger Federer (verletzt) Geschichte schreiben. Bei einem Turniersieg würde er sich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordchampion krönen. Aktuell stehen alle drei Topspieler bei 20 Major-Titeln.

Durch seinen Sieg gegen Shapovalov, der zuvor Alexander Zverev ausgeschaltet hatte, ist Nadal der viertälteste Spieler im Halbfinale der Australian Open. Bei allen vier Grand-Slam-Turnieren steht der Spanier zum 36. Mal unter den besten Vier - nur Federer (46 Halbfinals) und Djokovic (42) ist dies öfter gelungen.

Shapovalov sorgt für Eklat - Nadal stutzt Gegner zurecht

Shapovalov hatte während des ersten Satzes für einen Eklat gesorgt. Er machte Schiedsrichter Carlos Bernardes Junior schwere Vorwürfe, weil Nadal verzögert von der Bank aufs Feld zurückgekommen war.

"Ihr seid doch alle korrupt", sagte er in Richtung des Braslianers. Nadal hatte seinen Kontrahenden rund eine halbe Minuten warten lassen. Auch nach dem ersten Spiel des zweiten Satzes polterte Shapovalov gegen den Unparteiischen.

Nadal nahm sich Shapovalov in der Folge zur Brust und machte seinem Gegner am Netz offenbar mit deutlichen Worten klar, dass so ein Verhalten nichts auf dem Platz zu suchen hätte. Nach dem Spiel zerstörte der ob seiner verpassten Chance frustierte Shapovalov obendrein seinen Schläger.

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Shapovalov kritisierte den Schiedsrichter - Nadal suchte während des Spiels das Gespräch zu seinem Gegner.
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Shapovalov kritisierte den Schiedsrichter - Nadal suchte während des Spiels das Gespräch zu seinem Gegner.

Pütz scheitert im Doppel an Kokkinakis/Kyrgios

Pütz musste sich mit seinem neuseeländischen Partner Michael Venus im Viertelfinale von Melbourne in aufgepeitschter Atmosphäre den Lokalmatadoren Thanasi Kokkinakis und Nick Kyrgios 5:7, 6:3, 3:6 geschlagen geben.

Die Kia Arena glich einem Hexenkessel, jeden Punktgewinn der beiden Australier bejubelten die Fans frenetisch. Teilweise ging die Anfeuerung aber auch über ein angemessenes Maß hinaus, etwa mit Buhrufen bei Aufschlägen von Pütz und Venus.

Mit dem Gewinn des zweiten Satzes nahmen diese etwas Luft raus - aber nur kurz. Vor allem Kyrgios peitschte die Menge mit ausufernden Gesten immer wieder an.

Pütz betonte, dass er mit seinem Partner nicht so gut gespielt habe, die Atmosphäre habe ihm aber "nicht so gut" gefallen, sagte er: "Und ich finde auch, das ist zu viel des Guten. Tennis ist Entertainment, aber das ist zu viel." Es gebe aber keine richtigen Regeln für diese Situationen, die Schiedsrichterin habe ihr Bestes versucht. "Es war schon wild da draußen", meinte der 34-Jährige weiter, Kyrgios sei dabei zu weit gegangen: "Was er da zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag macht, hat nichts mit Entertainment zu tun. Das ist einfach nur unsportlich."

Pütz war der letzte Deutsche in den Einzel- oder Doppelwettbewerben der Australian Open. Zuletzt hatte er beim Halbfinaleinzug mit dem deutschen Team im Davis Cup an der Seite von Kevin Krawietz für Furore gesorgt. Auf Grand-Slam-Ebene hatte er zuvor als beste Resultate zwei Viertelfinals bei den French Open (2020, 2021) zu Buche stehen.

Australian Open: Barty furios - nun gegen Keys

Ashleigh Barty ist bei den Australian Open weiter unantastbar und lässt die Fans vom ersten Heimsieg seit 1978 träumen. Die Weltranglistenerste ließ am Dienstag auch gegen die US-Amerikanerin Jessica Pegula keine Zweifel aufkommen und zog durch ein souveränes 6:2, 6:0 ins Halbfinale ein. Im Kampf um ihr erstes Endspiel in Melbourne wartet auf die 25-Jährige, die noch immer ohne Satzverlust ist, die US-Überraschung Madison Keys.

1978 hatte Christine O'Neil als bislang letzte Australierin den Titel beim Heim-Grand-Slam geholt. Bartys bestes Ergebnis in Melbourne ist bisher der Halbfinaleinzug 2020, im vergangenen Jahr war sie nach einem bis dato tadellosen Turnierverlauf in der Runde der besten acht Spielerinnen ausgeschieden. "Ich hatte wieder viel Spaß hier draußen", sagte Wimbledonsiegerin Barty nach ihrem Sieg gegen Pegula in nur 63 Minuten.

Die ungesetzte Keys, Nummer 51 der Welt, hatte zuvor erstmals seit 2015 das Halbfinale der Australian Open erreicht. Die 26-Jährige setzte sich mit 6:3, 6:2 gegen die favorisierte French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova aus Tschechien durch. Vor sieben Jahren hatte Keys in Melbourne das Halbfinale gegen US-Superstar Serena Williams verloren. Ihr bislang bestes Ergebnis bei einem Grand-Slam-Turnier war das Finale der US Open 2017, das sie gegen ihre Landsfrau Sloane Stephens verlor.

Im Match gegen Keys hatte die favorisierte Krejcikova stark mit der Hitze zu kämpfen. Beim Stand von 2:5 im ersten Satz musste die Weltranglistenvierte eine Behandlungspause nehmen und ließ sich die Temperatur und den Blutdruck messen. Keys war wesentlich frischer. "Im Sommer trainiere ich in Orlando. Ich glaube, dass das im Sommer der heißeste Ort der Welt ist", sagte sie anschließend.

"Wo ist Peng Shuai?"-Shirts nun doch erlaubt

Bei den Australian Open dürfen Fans nun doch mit T-Shirts auf das Schicksal der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai aufmerksam machen. Das sagte Turnierchef Craig Tiley am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, nachdem die Veranstalter des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres wegen ihres umstrittenen Umgangs mit dem Fall in Erklärungsnot geraten waren.

Am Sonntag war im Internet ein Video aufgetaucht, in dem Sicherheitskräfte im Melbourne Park Zuschauer daran hinderten, zur Unterstützung der chinesischen Tennisspielerin T-Shirts mit der Aufschrift "Wo ist Peng Shuai?" zu tragen. Dies hatte vor große Aufregung gesorgt, Tennislegende Martina Navratilova bezeichnete das Vorgehen als "erbärmlich".

Die Shirts seien nun erlaubt - solange deren Träger "nicht als Mob kommen, um zu stören, sondern friedlich sind", wie Tiley sagte: "Wenn sie kommen, um sich Tennis anzusehen, ist das in Ordnung. Aber wir können nicht zulassen, dass jemand am Ende des Tages eine Störung verursacht." Noch am Montag hatte Tennis Australia seine Haltung bekräftigt, keine Banner, Schilder oder Kleidungsstücke zuzulassen, die kommerziell oder politisch sind.

Die Sorge um Peng Shuai ist weiter groß. Die frühere Doppel-Weltranglistenerste hatte im November in einem nur kurz zugänglichen Beitrag im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo über sexuellen Missbrauch durch Chinas Ex-Vizepremierminister Zhang Gaoli berichtet.

Ihre anschließende Abwesenheit in der Öffentlichkeit führte zu Protesten und Forderungen zahlreicher prominenter Kollegen und Institutionen nach unabhängig überprüfbaren Sicherheitsgarantien für die Athletin.

Australian Open: Die heutigen Spiele

  • Damen:
Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis

Barbora Krejcikova (4)

Madison Keys (51)3:6, 2:6
Ashleigh Barty (1)Jessica Pegula (21)6:2, 6:0
  • Herren:
Spieler 1Spieler 2Ergebnis

Rafael Nadal (6)

Denis Shapovalov (14)6:3, 6:4, 4:6, 3:6, 6:4
Matteo Berrettini (7)Gael Monfils (20)6:4, 6:4, 3:6, 3:6, 6:2