Wimbledon, Tag 3: Koepfer nach Fünfsatz-Krimi erstmals in der dritten Runde - Otte verpasst Überraschung gegen Murray

Von SPOX/SID
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© getty

Qualifikant Oscar Otte hat auf dem Centre Court von Wimbledon die Überraschung gegen Andy Murray nach großem Kampf knapp verpasst. In der dritten Runde steht hingegen Dominik Koepfer.
 

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Schon beim Gang auf den legendären Centre Court von Wimbledon konnte sich Oscar Otte ein Grinsen nicht verkneifen - und dann sorgte er dafür, dass dem britischen Publikum in der Kathedrale des Tennis das Lachen zwischenzeitlich ordentlich verging. Der Kölner Qualifikant glänzte beim Rasen-Klassiker mit einer unbekümmerten Vorstellung gegen Publikumsliebling Andy Murray, den sensationellen Zweitrunden-Sieg gegen den zweimaligen Champion mit dem künstlichen Hüftgelenk verpasste er dennoch knapp.

"Natürlich will ich auch gewinnen", hatte Otte im Vorfeld betont - und daran ließ er keinen Zweifel. Der 27-Jährige, der erstmals überhaupt im Wimbledon-Hauptfeld stand, spielte gegen die frühere Nummer eins der Welt mutig und frech, nach 3:50 Stunden musste er Murray aber zum 3:6, 6:4, 6:4, 4:6, 2:6 gratulieren.

"Ich habe jede Minute genossen, ich habe alles auf dem Platz gelassen", sagte Otte anschließend: "Ich kann mich nicht beschweren - natürlich hätte das Resultat besser sein können. Es ist okay für mich, aber ich hätte lieber gewonnen." Die aufgeheizte Stimmung auf dem Centre Court sei "nicht real" gewesen, Murray richtete deshalb seinen Dank an die Zuschauer. "Was für eine Atmosphäre", sagte der 34-Jährige: "Ich habe jeden Einzelnen von euch gebraucht. Es war ein hartes Match."

Dass Otte es mit prominenten Namen auf der ganz großen Bühne aufnehmen kann, hatte er jüngst bei den French Open bewiesen, wo er den späteren Halbfinalisten Alexander Zverev (Hamburg) in der Auftaktrunde über fünf Sätze beschäftigte. Auch Murray lieferte er spätestens ab Mitte des zweiten Satzes ein Match auf Augenhöhe, als er sich von einem Break-Rückstand zurückkämpfte.

Die Sensation lag in der Luft, und Otte wurde vor dem aufgepeitschten Publikum immer selbstbewusster. Aber auch Murray zeigte sein enormes Kämpferherz - der Centre Court wurde zum Hexenkessel. Dann musste das Dach geschlossen werden, nach der rund viertelstündigen Pause war bei Otte der Schwung kurz raus - aber es reichte für Murray, um den Entscheidungssatz zu erzwingen. Dort entwickelte sich eine Zitterpartie, in der der Favorit die besseren Nerven bewies.

Köpfer gewinnt Fünfsatz-Krimi - Djokovic locker weiter

Wenige Minuten zuvor hatte Dominik Koepfer den Südkoreaner Kwon Sonwoo 6:3, 6:7 (8:10), 7:6 (7:2), 5:7, 6:3 bezwungen und ebenfalls erstmals die dritte Wimbledon-Runde erreicht. In die zog auch Titelverteidiger Novak Djokovic durch einen lockeren Dreisatzsieg in der Neuauflage des 2018er-Finals gegen Kevin Anderson (Südafrika) ein.

Direkt nach seinem hart erkämpften Fünfsatz-Sieg am Vorabend gegen Arthur Rinderknech hatte Otte an der großen Bedeutung des Duells mit Murray keinen Zweifel gelassen. Als "große Ikone in diesem Sport" bezeichnete er den zweimaligen Olympiasieger. Diesen Respekt seiner Gegner und die Liebe des britischen Publikums hatte sich Murray aber nicht nur wegen seiner Erfolge erarbeitet.

Vor dem Start der Australian Open 2019 hatte der Schotte wegen der dauernden Schmerzen in der Hüfte eigentlich schon das Ende seiner Karriere angekündigt. Dank eines künstlichen Hüftgelenks konnte der zweimalige Olympiasieger aber weiterspielen. In der Weltrangliste ist Murray nur noch auf Rang 118 geführt, dank einer Wildcard war er erstmals seit vier Jahren wieder in Wimbledon dabei.

Am Donnerstag (ab 12.00 Uhr MESZ/Sky) haben auch Alexander Zverev und Angelique Kerber die Chance, die dritte Runde zu erreichen. Der Weltranglistensechste Zverev bekommt es mit dem US-Amerikaner Tennys Sandgren zu tun, die frühere Wimbledonsiegerin Kerber trifft auf die Spanierin Sara Sorribes. Ein besonders reizvolles Duell wartet indes auf Andrea Petkovic, die Roland-Garros-Siegerin Barbora Krejcikova aus Tschechien herausfordert.

Trotz einiger Ausrutscher auf dem "heiligen Rasen" hat Topfavorit Novak Djokovic (34) bei seiner Mission Titelverteidigung in Wimbledon auch die zweite Hürde souverän genommen. Der Weltranglistenerste aus Serbien, der in London den dritten Triumph in Serie und den sechsten insgesamt anstrebt, bezwang in der Neuauflage des Endspiels von 2018 den Südafrikaner Kevin Anderson 6:3, 6:3, 6:3.

Große Probleme bereitete Djokovic nur der Rasen auf dem Centre Court, mehrmals rutschte er aus und knallte unsanft auf den Boden. Anders als die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA) oder Adrian Mannarino (Frankreich), die am Vortag nach Ausrutschern auf dem Hauptplatz beide aufgeben mussten, zog er sich dabei aber keine Verletzungen zu. In der dritten Runde trifft Djokovic auf Andreas Seppi (Italien) oder Denis Kudla (USA).

Der 19-malige Grand-Slam-Champion jagt in Wimbledon gleich mehrere Bestmarken. Mit einem weiteren Major-Titel würde er mit den Rekordhaltern Roger Federer und Rafael Nadal gleichziehen. Zudem peilt Djokovic den Golden Slam an - den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere sowie Olympiagold in einem Jahr. Das war bislang nur der deutschen Tennis-Ikone Steffi Graf 1988 gelungen. Die Turniere in Melbourne und Paris hat Djokovic in diesem Jahr schon gewonnen.

Wimbledon: Die Top-Matches des 3. Tages im Überblick

Herren

Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis
Novak Djokovic (SRB/1)Kevin Anderson (RSA)6:3, 6:3, 6:3
Oscar Otte (GER)Andy Murray (GBR)3:6, 6:4, 6:4, 4:6, 2:6
Nick Kyrgios (AUS)Ugo Humbert (FRA/12)6:4, 4:6, 3:6, 6:1, 9:7
Matteo Berrettini (ITA/7)Guido Pella (ARG)6:4, 3:6, 6:4, 6:0
Diego Schwartzman (ARG/9)Liam Broady (GBR)4:6, 6:2, 6:1, 6:4
Dominik Koepfer (GER)Soonwo Kwon (KOR)6:3, 6:7 (8:10), 7:6 (7:2), 5:7, 6:3
Andrey Rublev (RUS/5)Lloyd Harris (RSA)6:1, 6:2, 7:5

Damen

Spieler 1Spieler 2Ergebnis
Aryna Sabalenka (BLR/2)Katie Boulter (GBR)4:6, 6:3, 6:3
Elina Svitolina (UKR/3)Alison Van Uytvanck (BEL)6:3, 2:6, 6:3
Alize Cornet (FRA)Bianca Andreescu (CAN/5)6:2, 6:1
Iga Swiatek (POL/7)Vera Zvonareva (RUS)6:1, 6:3
Sofia Kenin (USA/4)Madison Brengle (USA)2:6, 4:6
Karolina Pliskova (CZE/8)Donna Vekic (CRO)3:6, 6:4, 6:4
Belinda Bencic (SUI/9)Kaja Juvan (SLO)3:6, 3:6
Garbine Muguruza (ESP/11)Lesley Pattinama Kerkhove (NED)6:1, 6:4
Viktoria Azarenka (BLR/12)Kateryna Kozlova (UKR)6:1, 6:3
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