Davis-Cup-Team will Klassenerhalt gegen Polen

SID
Halle-Champion Florian Mayer ist der Hoffnungsträger für die Partie gegen Polen
© getty

Michael Kohlmann würde sich gerne voll und ganz auf das so wichtige Relegationsduell mit Polen konzentrieren, doch im Umfeld des deutschen Davis-Cup-Teams rumort es zur Unzeit ordentlich. Die "abtrünnigen" Dustin Brown, Mischa Zverew und Tobias Kamke sollen für ein Jahr aus der Mannschaft aussortiert werden, zudem winkt Teamchef Kohlmann trotz des drohenden Abstiegs aus der Weltgruppe eine Vertragsverlängerung mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB).

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"Ich möchte mich mit meiner Mannschaft komplett auf das Wochenende konzentrieren. Wir wollen hier drei Punkte holen, alles andere können wir danach besprechen", sagte Kohlmann, als er am Donnerstag auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung angesprochen wurde. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff hatte dort unter anderem von den Sanktionen berichtet. "Wir werden diese Spieler eine Saison lang nicht mehr für den Davis Cup berücksichtigen", hatte Hordorff zuvor gesagt: "Wir wollen Spieler, die sich ganz mit dem DTB-Team identifizieren."

Ab Freitag tritt im Davis Cup gegen Außenseiter Polen nur eine deutsche Rumpfmannschaft an und soll den ersten Abstieg seit 13 Jahren verhindern. Unter anderem fehlen die beiden Topleute Alexander Zverev (überspielt) und Philipp Kohlschreiber (Fußverletzung). Mischa Zverev, Alexanders älterer Bruder, und Tobias Kamke waren als Ersatzkräfte angefragt worden, doch zogen es laut Hordorff vor, bei Challenger-Turnieren anzutreten.

Brown reagiert auf Twitter

Hordorffs Kritik richtete sich auch an Dustin Brown, der sich mit Kohlmann eine öffentliche Auseinandersetzung geliefert hatte. Brown sammelt nach seiner Verletzungspause Weltranglisten-Punkte und spielt bei einem Challenger-Turnier in Stettin. "Das ist Rosinenpickerei", sagte Hordorff, "wenn man bei strahlenderen Erstrundenpartien dabei ist und sich dann dem Abstiegskampf verweigert."

Brown reagierte giftig und twitterte: "Wenn ich nicht 100 Prozent fit bin und beim Challenger verliere, ist das mein persönliches Risiko. Wenn ich aber beim Davis Cup antrete, könnte Deutschland verlieren. Darüber hinaus sollte der DTB den Ball besser flach halten, ohne jegliche Förderung meiner Person früher oder heute."

Ungeachtet der Streitereien will Kohlmann als Teamchef weitermachen. "Es ist so besprochen worden, dass ich meine Arbeit für den Davis Cup auch 2017 weiterführe", sagte er, ohne eine angeblich vom DTB-Präsidium beschlossene Vertragsverlängerung zu bestätigen. Grund dafür sei unter anderem sein Engagement im Nachwuchsbereich. "Darüber muss noch gesprochen werden, ob das verlängert wird", sagte Kohlmann.

Kohlmann: "Sind Favorit"

Deutlich leichter dürften ihm die Gespräche fallen, wenn am Wochenende der Klassenerhalt gelingt. "Wir müssen uns nicht verstecken. In den vier Einzelpartien sind wir auf jeden Fall Favorit", sagte Kohlmann, der im ersten Einzel am Freitag (11.00 Uhr) Jan-Lennard Struff ins Rennen schickt. Der Weltranglisten-67. aus Warstein trifft auf den 210 Ränge schlechter platzierten Kamil Majchrzak, der in Abwesenheit von Topspieler Jerzy Janowicz noch der stärkste Pole ist.

Im zweiten Einzel tritt Routinier Florian Mayer (Bayreuth/59.) gegen Außenseiter Hubert Hurkacz an. Für das Doppel am Samstag (13.00) wurden Daniel Brands (Deggendorf) und Daniel Masur (München) gegen Marcin Matkowski und Lukasz Kubot nominiert.

Gespielt wird auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß im Steffi-Graf-Stadion. Berlin ist nach 25 Jahren erstmals wieder Gastgeber für den Davis Cup. 1991 gewann Deutschland mit Boris Becker und Michael Stich in der Deutschlandhalle das Viertelfinale in der Weltgruppe gegen Argentinien mit 5:0. Deutschland und Polen standen sich bislang dreimal im Davis Cup gegenüber, Deutschland führt mit 2:1.

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