"2012 war ein sehr lehrreiches Jahr für mich"

Von Interview: Liane Killmann
Angelique Kerber nahm 2012 in Istanbul erstmals am WTA-Masters der besten acht Spielerinnen teil
© Getty

Zwei Turniersiege, Wimbledon-Halbfinale und das erste WTA-Masters - Angelique Kerber hat das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere hinter sich. Die Deutsche geht als Weltranglistenfünfte in die Australian Open. SPOX sprach mit der 24-Jährigen über ihre Highlights des Vorjahres, Lehren aus bitteren Niederlagen und die nächsten Ziele. Darunter: Einmal in einem Formel-1-Boliden über die Strecke heizen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Frau Kerber, wir gratulieren herzlich zum bestandenen Tauchschein! Was probieren Sie als nächstes aus?

Angelique Kerber: Das weiß ich jetzt noch nicht genau. Jetzt steht ja erst mal wieder Tennis im Vordergrund!

SPOX: Das Jahr 2011 beendeten Sie auf Rang 32, nun sind Sie die Nummer fünf der Welt - was kommt 2013?

Kerber: Das lasse ich auf mich zukommen. Wichtig für mich ist, dass ich mein Bestes gebe. Alles andere kommt von alleine.

Weltklasse-Tennis aus Sydney: Jede Nacht FOR FREE im SPOX LIVE-STREAM

SPOX: Was ist in dieser Saison Ihr größtes Ziel?

Kerber: Im Mittelpunkt wird stehen, mein Tennis auf einem hohen Niveau zu stabilisieren.

WTA in Sydney: Angie Kerber im Viertelfinale

SPOX: Viele klasse Matches mit Ihnen bleiben uns aus der abgelaufenen Saison in Erinnerung. Gegen Kim Clijsters und Sabine Lisicki in Wimbledon etwa. Die Siege über Serena in Cincinnati und über Venus bei Olympia und den US Open. In Istanbul hatten Sie die Weltranglistenerste Victoria Azarenka am Rande der Niederlage. Woran denken Sie gern zurück? Welcher Erfolg spornt Sie besonders an?

Kerber: Es gibt da wirklich ein paar tolle Erinnerungen: Mein Sieg gegen Serena in Cincinnati, die beiden Turniersiege, das Halbfinale in Wimbledon, und natürlich die Olympischen Spiele!

SPOX: Gibt es denn auch ein Spiel, das Ihnen in negativer Erinnerung geblieben ist?

Kerber: Also wenn ich ein Match oder einen Punkt noch einmal spielen könnte, dann wäre das das Finale von Eastbourne gegen Tamira Paszek.

SPOX: Da vergaben Sie gegen die Österreicherin fünf Matchbälle. Wie verarbeiten Sie so eine Niederlage?

Kerber: Natürlich ist keine Niederlage schön, aber ich habe mir abgewöhnt, das so verbissen zu sehen. Früher haben mich Niederlagen lange beschäftigt, heute weiß ich, dass es dazugehört, auch einmal zu verlieren.

SPOX: Woher kommt der enorme Kampfgeist, mit dessen Hilfe Sie sich immer wieder aus kniffligen Situationen befreien? Ihre Dreisatz-Bilanz war 2012 mit 19 Siegen und nur zwei Niederlagen ja der Wahnsinn.

Kerber: Niederlagen sind einfach nicht schön. Deshalb versuche ich, immer bis zum letzten Punkt alles zu geben.

SPOX: Was haben Sie 2012 über sich gelernt?

Kerber: Ich habe 2012 gelernt, dass man immer an sich glauben sollte, dass mit Spaß und Freude alles machbar ist und dass tatsächlich manchmal weniger auch mehr sein kann. Von daher war 2012 ein sehr lehrreiches Jahr für mich.

SPOX: Sind die Akkus trotz der kurzen Turnierpause vollkommen aufgeladen? Streben Sie jetzt eine dosiertere Turnierplanung an?

Kerber: Sie haben Recht, die Pause war kurz. Aber ich denke, ich habe sie optimal zur Erholung und zum Trainieren genutzt. Da ich ein Match-Typ bin, macht mir diese Belastung aber auch nicht zu viel aus. Ich stehe gerne auf dem Platz.

SPOX: Welche Aspekte Ihres Spiels haben Sie sich in der Trainingsphase seit Weihnachten besonders vorgeknöpft?

Kerber: Neben der Fitness habe ich sicherlich am meisten an meinem Aufschlag gefeilt.

SPOX: Was hat sich in Ihrem Tennis-Leben in den letzten zwei Jahren am meisten verändert? Nehmen die Kolleginnen Sie anders wahr?

Kerber: Ja, das hat sich auf jeden Fall geändert. Die Kolleginnen haben schon mehr Respekt vor mir, weil sie gesehen haben, dass ich dauerhaft gute Leistungen bringen kann. Außerdem genießt man als Top-10-Spielerin auch auf den Turnieren einen höheren Komfort.

SPOX: Bei der Wahl zur Sportlerin des (Olympia-)Jahres landete nur Magdalena Neuner vor Ihnen - ist diese Anerkennung mehr Ansporn oder Druck?

Kerber: Nein, auf keinen Fall Druck! Diese Auszeichnung hat mich sehr gefreut und auch überrascht, gerade weil sie mir in einem Olympischen Jahr verliehen wurde. Das ist für mich eine große Motivation, meinen Weg so weiterzugehen.

SPOX: Barbara Rittner traut Ihnen zu, dass Sie sich 2013 in der Weltspitze behaupten oder sogar noch einen draufsetzen können. Was antworten Sie denen, die Sie schon als erste deutsche Grand-Slam-Siegerin seit Steffi Graf verkaufen wollen?

Kerber: Das ehrt mich auf der einen Seite natürlich sehr. Aber es müssen so viele Faktoren zusammenspielen, um einen Grand Slam zu gewinnen, dass ich darüber eigentlich gar nicht so viel reden möchte.

SPOX: Sebastian Vettel hat Sie bei der Sportler-Wahl in aller Öffentlichkeit als Tennislehrerin engagiert. Wann steigt die Stunde und wie sieht seine Gegenleistung aus?

Kerber: Es gibt zwar noch keinen Termin für eine Tennis-Stunde, aber als Gegenleistung wäre ich gerne einmal bei einem Formel-1-Rennen hautnah dabei und vielleicht darf ich ja auch mal eine Runde in einem Formel-1-Auto drehen...

Die WTA-Weltrangliste