Stosur siegt eiskalt gegen tobende Williams

Von dapd
Küsschen für den Pokal: Samantha Stosur freut sich über ihren Sieg bei den US Open
© Getty

Sam Stosur war die strahlende Überraschungs-Gewinnerin der US Open, doch im Rampenlicht stand einmal wieder Serena Williams. Wegen eines Ausrasters muss sie aber nur 2000 Dollar Strafe zahlen.

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Es hat nicht viel gefehlt und die US Open hätten nach Regen-Chaos und Spieler-Revolte auch noch einen handfesten Skandal erlebt. Und wie vor zwei Jahren stand Serena Williams im Mittelpunkt. Nach einem Strafpunkt, der die Topfavoritin im Endspiel der US Open gegen Überraschungssiegerin Samantha Stosur am Sonntag (Ortszeit) in New York endgültig auf die Verliererstraße einbiegen ließ, beschimpfte sie die Stuhlschiedsrichterin bei jedem Seitenwechsel und wandelte am Rande einer Disqualifikation.

"Es passierte alles so schnell. Ich kann mich nicht einmal mehr an den ganzen Ballwechsel erinnern", sagte Stosur diplomatisch nach dem verblüffend deutlichen 6:2, 6:3-Finalsieg, der ihr den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere bescherte. Von der Pöbelei ihrer Kontrahentin ließ sie sich nicht beeinflussen. Williams hatte im ersten Spiel des zweiten Satzes bei eigenem Aufschlag ihre Erleichterung über einen vermeintlichen Gewinnschlag herausgeschrien, noch ehe der Ball den Boden berührt hatte. Dafür bekam sie von Stuhlschiedsrichterin Eva Asderaki, die eine Behinderung der Australierin erkannte, einen Strafpunkt aufgebrummt. Pech für Williams, weil es der Breakball zum 0:1 war.

Milde Strafe für Williams

Weitreichende Folgen für Williams blieben nach dem 2:6, 3:6 im Finale aber aus. Der ehemaligen Nummer eins muss lediglich 2000 Dollar Strafe zahlen. Im schlimmsten Fall hätte sie sogar von den US Open 2012 ausgeschlossen werden können.n.

"Ich dachte, es ist ein klarer Punkt", rechtfertigte sich Williams. Am zehnten Jahrestag des Terroranschlags auf das Word Trade Center wollte sie ihren Landsleuten unbedingt den Sieg schenken, wie sie betonte. Und nun das. Die 24.000 Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion, die vor Spielbeginn der Toten gedacht hatten, pfiffen und buhten, weil sie mit der Entscheidung, die Oberschiedsrichter Brian Early als "vollkommen richtig" bezeichnete, nicht einverstanden waren. "Es war schwer, konzentriert zu bleiben", sagte Stosur. "Wahrscheinlich war es das lauteste Publikum, vor dem ich je gespielt habe."

"Ich wünschte, ich wäre leichtfüßiger gewesen"

Das ganze Bohei taugte dennoch nicht als Katalysator für Williams' schwache Vorstellung. "Ich wünschte, ich wäre leichtfüßiger gewesen und hätte mich schneller bewegt", erkannte sie später. "Außerdem habe ich nicht gut aufgeschlagen." Der starken Stosur, die im Halbfinale die Kielerin Angelique Kerber aus dem Turnier geworfen hatte, war so nicht beizukommen: "Ich bin immer noch sprachlos. Es ist der beste Tag meines Spielerlebens."

Als einzige Australierin neben Margaret Court, die 1973 ihren letzten von fünf Titeln holte, hat sie bei den US Open triumphiert. "Es ist unglaublich, dass ich diese lange Durststrecke beendet habe." Zu oft schon hatten ihr die Nerven einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei den French Open 2010 etwa, als sie im Finale der Italienerin Francesca Schiavone unterlag. Neun von zwölf Endspielen hat sie verloren. Der Wendepunkt war 2007 ihre lange Krankheit nach einem Zeckenbiss. "Das Tennis hat mir in dieser Zeit sehr gefehlt. Ich hatte aber auch Zeit nachzudenken." Fortan spielte die Doppel-Siegerin von New York 2005 und Paris 2006 mehr Einzel.

Beim Small Talk war alles wieder okay

Als Stosur ihren dritten Matchball nach 73 Minuten verwandelt hatte, kauerte sie kurz auf dem Boden, als sei sie über den schnellen Sieg erschrocken, nahm dann die Glückwünsche der Verliererin entgegen und ließ sich in der Box von ihrer Entourage feiern. Als sie zurück war, hatte sich Williams gefangen und den Streit mit der jungen Griechin auf dem Schiedsrichterstuhl beigelegt.

Im Small Talk vor der Siegerehrung zeigte die Verliererin schließlich Reue. "Serena hat sich zu mir gesetzt, was unüblich ist. Sie fragte, wie es mir geht und ob ich aufgeregt sei", erzählte die neue Nummer sieben der Weltrangliste, die sich über die mit Abstand größte Börse (1,8 Millionen Dollar) ihrer Karriere freuen durfte. "Es zeigt, wie nett sie ist. Das hatte Klasse."

An der zu erwartenden Geldstrafe wird das kaum etwas ändern. Bei einem Preisgeld von 1,4 Millionen Dollar, worin der Bonus von 500.000 Dollar für den Sieg in der US-Vorbereitungsserie enthalten ist, wird es die Multimillionärin verschmerzen. Eine Sperre würde sie weit mehr treffen, nachdem sie erst im Sommer nach 14 Monaten Verletzungspause zurück auf die Tennis-Tour gekommen ist.

US Open 2011 - alle Damen-Ergebnisse

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