Ronnie O' Sullivan: "Ich liebe es, ich zu sein"

Von Stefan Maurer
Superstar Ronnie O' Sullivan ist bei jedem Turnier, das er spielt, der Top-Favorit
© Getty

Mit dem Shanghai Masters beginnt am 7. September die Snooker Main Tour. Zeit für SPOX, die zehn Spieler näher zu beleuchten, die für Aufsehen sorgen könnten. Mit dabei sind natürlich The Rocket, der Merlin of Milton und der Wizard of Wishaw.

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Was wird aus Ronnie O' Sullivan?

Es ist in jedem Jahr dasselbe - die Saison ist zu Ende und Ronnie philosophiert über seine Zukunft, über seine Beziehung zum Snooker und sein Leben.

"Ich habe das Gefühl, nichts mehr beweisen zu müssen, ich habe alles gegeben, was ich geben kann und suche wirklich sehr, sehr intensiv nach Gründen weiterzumachen", sagte O'Sullivan und ergänzte: "Ich liebe mein Leben. Ich liebe es, ich zu sein und ich liebe, was ich tue - außer Snooker spielen. Wenn Snooker das Einzige ist, was mich nicht befriedigt, dann ist das okay. Ich habe trotzdem ein tolles Leben."

Kommt Ronnie also zurück, oder lässt er sein Queue in einer Ecke verstauben? Der talentierteste Spieler aller Zeiten wird die Fans auch in der nächsten Saison an den Tischen verzücken, denn er liebt das Spiel genauso, wie er es hasst. Das ist Teil seiner Person, die seit Jahren mit inneren Dämonen kämpft. Immer wieder gewinnen die Depressionen die Überhand über sein Gemüt.

Doch für die nächste Saison gibt es auch Grund zur Freude. Sein Vater, der 1992 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, kann seinen Sohn erstmals auf der Main Tour sehen, da er im Laufe der Saison endgültig entlassen wird. Er ist der Mittelpunkt in Ronnies Leben: "Ich habe, seit er im Gefängnis ist, jede Sekunde an jedem Tag über seine Entlassung nachgedacht."

Der SPOX-Tipp: Ein Titel und mindestens das WM-Halbfinale

John Higgins - Ziel Titelverteidigung

Der Weltmeister ist der beste Allrounder der Welt und psychisch das Gegenteil von Ronnie O'Sullivan - solid as a rock. Der WM-Titel war eine Genugtuung für den Wizard of Wishaw, der sowohl einer der besten Break-Builder der Szene ist als auch Safeties auf absolutem Top-Niveau spielt.

Nach seinem dritten Triumph in Sheffield sagte er: "Viele Leute konzentrierten sich auf die sogenannten Big Four mit Ronnie [O' Sullivan], Mark [Selby], Stephen [Maguire] und Shaun [Murphy], aber ich denke, dass ich gut genug bin, um in diese Gruppe zu gehören und ich hoffe, dass die Menschen nun auch so über mich denken."

Den Druck, den der WM-Titel mit sich bringt, verkraftet wohl kein Spieler so gut wie der Schotte, der im Crucible zweimal nur einen Frame vom Aus entfernt war. Auch aufgrund dieser Fähigkeit zählt Higgins in der kommenden Saison zu den Spielern, die alle im Blick haben müssen, wenn es um Siege geht.

Der SPOX-Tipp: Ein Titel, aber nicht bei der WM

Wettet Stephen Maguire?

Das Spiel des Merlin of Milton scheint keine Schwächen zu haben, sein Kopf aber schon. Maguire fällt in langen engen Matches oft in der Konzentration ab und so entstehen Rückstände, die schwer aufzuholen sind.

Am Ende der letzten Saison war der Schotte frustriert: "Teilweise war meine Vorstellung bei der WM peinlich. Im Jahr spiele ich zwei, drei gute Matches. Irgendwie bin ich die Nummer zwei der Welt, aber ich weiß nicht wieso, denn ich spiele wie eine 102."

Im Sommer musste sich Maguire mit Problemen ganz anderer Art auseinandersetzen. Zusammen mit Jamie Burnett wurde er Anfang August von der Polizei hinsichtlich eines Spiels der beiden bei der UK Championship vernommen. Im Vorfeld des Spiels waren ungewöhnlich hohe Wetteinsätze auf einen 9:3-Sieg Maguires eingegangen, der das Spiel prompt mit diesem Ergebnis für sich entschied.

Maguire bestreitet, mit den Wetten in Verbindung zu stehen, aber ein Fragezeichen wird bis zum offiziellen Bericht der Polizei über ihm schweben. Zusätzlich setzt sich Maguire selbst unter Druck. Er will endlich einen großen Turniersieg beim Masters, der UK Championship oder der WM. Für Maguire spricht, dass er sich im Sommer um seine Augen gekümmert hat - die sind frisch gelasert.

Der SPOX-Tipp: Ganz schwer, aber Maguire gewinnt kein Turnier

Stephen Hendry auf dem Weg zurück?

Der Golden Boy und Dominator der 90er-Jahre durchlebt seit Jahren eine Achterbahnfahrt. Einem Ball, der an den unglaublichen Hendry vergangener Zeiten erinnert, folgt oft eine verschossene Farbe vom Spot oder ein einfacher Fehler im Stellungsspiel.

Hendry selbst sagt, er würde aufhören, wenn er nicht wüsste, dass er noch Siege in sich hätte. Seine Trainingsleistungen sind überragend, allein der Transfer in die Turniere gelingt nicht.

Einfacher wird die Rückkehr auf den Snooker-Thron auch im kommenden Jahr nicht. Hendry feierte im Januar seinen 40. Geburtstag. Auch wenn Snooker kein wirklich körperbetonter Sport ist, wird es im Alter schwerer, die Konzentration über Stunden hochzuhalten. Auch die Augen werden mit 40 nicht besser. Gründe, die gegen ein großes Comeback von Hendry sprechen.

Doch der Wille des siebenfachen Weltmeisters sollte nicht unterschätzt werden: "Ich will Shanghai gewinnen. Die Kulisse dort ist unglaublich. Ein Finale gegen Ronnie [O' Sullivan], John [Higgins] oder Ding [Junhui] wäre der Hammer."

Der SPOX-Tipp: Hendry holt einen Titel

Mark Allen auf dem Weg an die Spitze

The Pistol gehört mit seinen 23 Jahren zu einer neuen Generation, die in den nächsten Jahren für Aufsehen sorgen wird. Allen läuft mit kleinen schnellen Schritten um den Tisch, visiert nur kurz an und stößt - sein Spiel ist schnell, er kann sich pushen und zeigt Emotionen.

Der Nordire schlug bei der vergangenen WM Titelverteidiger Ronnie O' Sullivan und kündigte schon vor dem Match an, dass er alles mitbringe, um The Rocket zu schlagen. Allen zeichnet ein großes Vertrauen in seine Fähigkeiten aus: "Ich habe jede Sekunde dort draußen geliebt. Hier in Sheffield gegen den talentiertesten Spieler aller Zeiten zu spielen, ist ein Traum. Andere wären daran zerbrochen, doch mich hat das inspiriert."

Sollte es Allen gelingen zu seinem überragenden Lochspiel in der kommenden Saison ein ordentliches Safety-Spiel zu entwickeln, ist er reif für den ersten großen Titel. Läuft der Nordire heiß, ist er kaum zu stoppen, doch noch ist er zu abhängig von einem solchen Lauf, bei dem er "in the zone" ist.

Der SPOX-Tipp: Ein Finale und der Schritt unter die Top 8 der Welt.