Schleck: "Alle schauen nur auf uns"

Von Torsten Adams
Auf dem Plateau de Beille pariert Contador die Attacken der Schleck-Brüder
© Getty

Fränk und Andy Schleck attackieren am Plateau de Beille, können die Konkurrenten um Alberto Contador aber nicht distanzieren. Indes holt sich Jelle Vanendert den Tagessieg (das Ergebnis der 14. Etappe). Damiano Cunego ist der Verlierer des Tages.

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Diesmal sollten die Verfechter der Statistik kein Recht behalten. Bisher gewann jeder der vier Fahrer, der auf dem Plateau de Beille siegte, im Anschluss auch die Tour.

Pantani (1998), Armstrong (2002 und 2004) und Contador (2007) kamen bei den vergangenen Ankünften im Skiresort als jeweils Erste am Gipfel an. Schleck, Evans, Contador oder Basso waren die Expertentipps der diesjährigen Ausgabe.

Doch während sich die großen Namen auf dem Schlussanstieg belauerten, riskierte Jelle Vanendert die Attacke und wurde mit dem Tagessieg belohnt.

Vanendert holt dritten Omega-Sieg

Der Belgier, der bereits auf der 12. Etappe nach Luz-Ardiden seine enormen Kletterqualitäten unter Beweis stellte, fährt seine erste Tour de France. Mit dem Triumph am Plateau de Beille beschert der 26-Jährige seinem Team Omega Pharma-Lotto bereits den dritten Tageserfolg - und sich selbst das Highlight seiner bisherigen Karriere.

"Ich habe eine Ruhephase genutzt, um mir ein Polster zu verschaffen. Eigentlich habe ich gedacht, dass sie mich wieder einholen, aber dann kam niemand", sagte Vanendert im Ziel und gab zu: "Da war auch etwas Glück dabei."

Cunego Verlierer des Tages

Glück, das anderen am dritten Tag in den Pyrenäen fehlte. So kristallisierte sich Damiano Cunego am Anstieg zum Plateau als Verlierer des Tages heraus. Der Italiener verlor 39 Sekunden auf die Favoriten und fällt im Klassement von Platz sechs auf acht.

Dass die 39 Sekunden auf der Königsetappe so arg ins Gewicht fallen, liegt daran, dass die Favoriten untereinander keine Abstände zuließen.

Lediglich Andy Schleck konnte durch einen beherzten Zielsprint zwei mickrige Sekunden auf die Konkurrenz gutmachen - und das auf einer 168 Kilometer langen Etappe inklusive sechs Pyrenäenriesen und Bergankunft.

Schlecks attackieren - Contador defensiv

Im Schlussanstieg bot sich immer wieder das gleiche Szenario. Die Schleck-Brüder zeigten sich als aggressive Angreifer, versuchten mehrfach, Contador und Co. mit abwechselnden Attacken abzuhängen.

Doch der Spanier wie auch Basso, Evans und Voeckler ließen sich einfach nicht abschütteln. Vor allem Voeckler duldete keinen noch so kleinen Angriff und fuhr die Löcher mit der von ihm gewohnten Willensstärke wieder zu.

Schleck: "Alle schauen nur auf uns"

Contador, der auf der ersten Pyrenäenetappe nach Luz-Ardiden noch 33 Sekunden auf Fränk Schleck verlor, wirkte wachsamer und jederzeit imstande, das Tempo der beiden Luxemburger mitzugehen. Ein eigener Angriff schien dagegen nicht auf der Taktiktafel des Spaniers zu stehen.

Sehr zum Leidwesen von Fränk Schleck: "Die Situation ist schwierig. Leider attackieren nur Andy und ich - und Ivan Basso mit Abstrichen." Der ältere der Brüder macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Favoritenbürde, die in den letzten Jahren noch Contador inne hatte, nicht sonderlich schmeckt: "Alle schauen nur auf uns."

Gesamtwertung: Schlecks auf 2 und 4

Voigt stürzt zweimal

Die deutschen Teamkollegen der Schleck-Brüder, Jens Voigt und Linus Gerdemann, gehörten zusammen mit 22 anderen Fahrern lange Zeit zu einer großen Spitzengruppe. Auch dies war ein taktischer Schachzug der Leoparden.

Voigt zeigte dabei erneut seinen unbändigen Kampfgeist. In der Abfahrt vom Port de Lers stürzte der deutsche Routinier zweimal, rappelte sich aber wieder auf und leistete schließlich im Hauptfeld noch einen wertvollen Beitrag zum guten Abschneiden seiner Kapitäne.

Als Gerdemann und Voigt die Tour-Favoriten noch aus dem Wind hielten, war Tony Martin bereits nicht mehr zu sehen.

Martin: "Helferrolle angenommen"

Der 26-Jährige musste zeitig abreißen lassen und kam letztlich als 75. mit 17:03 Minuten Rückstand ins Ziel und verlor endgültig seine Kapitänsrolle beim Team HTC-Highroad.

"Ich habe die Helferrolle für Peter Velits angenommen und mich damit abgefunden. Insofern relativiert es sich ein bisschen", sagte Martin, der sich nun auf das Zeitfahren in Grenoble konzentrieren möchte.

"Da liegt der ganz große Fokus drauf. Es wäre auch schön, noch mal in einer Ausreißergruppe zu landen", so Martin. Doch auch der neue Kapitän Velits verlor als 24. fast fünf Minuten und ist als 16. derzeit von einer Top-Platzierung weit entfernt.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Thomas Voeckler (EUC)

Sprinter: Mark Cavendish (THR)

Bergtrikot: Jelle Vanendert (OLO)

Bester Jungprofi: Rigoberto Uran (SKY)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen

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