Voigt radelt in die Geschichtsbücher

SID
Auch in diesem Jahr wird Jens Voigt (r.) wieder fleißig Kilometer für seine Kapitäne fressen
© Getty

Am Wochenende hatte Jens Voigt noch Schwerstarbeit zu verrichten. Der neunte Geburtstag seiner Tochter Linda wurde gefeiert, 17 Kinder waren geladen, seine eigenen sechs nicht einmal mitgezählt. Feste im Kreise der Familie bleiben beim Altmeister aber vorerst eine Seltenheit, erst recht im Juli. Denn Voigt hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft. Trotz eines massiven Staraufgebots steht der 40-Jährige im Aufgebot seines Teams RadioShack-Nissan für die Tour de France.

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Es ist bereits seine 15. Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt, womit er zum alleinigen deutschen Rekordhalter aufsteigt. Bislang hatte er sich die Ehre mit Erik Zabel geteilt. Insgeheim hatte er sich im vergangenen Jahr schon von der Tour verabschiedet, doch sein Motor läuft und läuft und läuft...

Helferdienste für die Kapitäne

"Ich bin zwar schon 40, aber freiwillig gebe ich die Tour auch nicht auf. Wenn jüngere Fahrer besser sind, ist das in Ordnung. Ich glaube, dass ich das noch kann. Wenn sie einen talentierten jungen Fahrer mit Brillantohrring haben möchten, dann bin ich nicht dabei. Wenn sie aber einen brauchen, der unzerstörbar ist und den ganzen Tag fährt, dann bin ich dabei", hatte Voigt schon Anfang des Jahres gesagt und schließlich recht behalten.

Der zuletzt arg in die Doping-Schlagzeilen geratene Teamchef Johan Bruyneel will keinen Fahrer mit Brillantohrring, er will Voigt. "Jens ist wie ein Blue Chip auf dem Stock Market", sagt der frühere Mentor von Lance Armstrong voller Hochachtung.

So wird der gebürtige Mecklenburger am 30. Juni wieder in Lüttich beim "Grand Depart" von der Rampe rollen. Seine Aufgabe ist klar. Voigt ist der Arbeiter im Team. Ausreißergruppen zurückholen, Tempo bolzen am Berg und wichtige Helferdienste für die Kapitäne Fränk Schleck oder Andreas Klöden wird er verrichten, so wie er es seit jeher gemacht hat.

"Hatte meine 15 Minuten Ruhm"

Eigene Interessen verfolgt er bei der Tour nicht mehr. Er habe seine 15 Minuten Ruhm gehabt, scherzt Voigt und untertreibt gerne. Immerhin gewann er bei der Tour zwei Etappen (2001, 2006) und trug zwei Tage das Gelbe Trikot (2001, 2005) - ganz zu schweigen von seinen unzähligen Ausreißversuchen, die meist ohne Happy End endeten, ihm aber die Sympathien der französischen Fans einbrachten.

Er hat aber nicht nur gute Erinnerungen an die Landstraßen Frankreichs. Insbesondere 2009, als er auf der rasenden Abfahrt vom kleinen Sankt Bernard bei Tempo 70 zu Fall kam. Voigt blieb regungslos auf dem Asphalt liegen, neben seinem Kopf eine Blutlache. Er hatte unheimliches Glück, ohne bleibende Schäden davongekommen zu sein.

Ein Jahr später folgte auf der Etappe nach Pau ein weiterer schwerer Sturz. Damals hatte er sich trotz zahlreicher Wunden noch alleine ins Ziel gequält, gut zehn Kilometer davon auf einem Kinderfahrrad, weil seine Rennmaschine hinüber und der Materialwagen schon weg war.

So hat er in den Tour-Geschichtsbüchern längst einen festen Platz. Ob es auch noch zur Bestmarke der meisten Teilnahmen aller Tour-Fahrer reicht, bleibt fraglich. Der Niederländer Joop Zoetemelk und der Amerikaner George Hincapie waren schon 16 Mal am Start. Und Hincapie hat zum Abschluss seiner Karriere die 17. Teilnahme fest eingeplant.

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