Deutsche Piloten bei Simon-Sieg ohne Chance

SID
Stefan Bradl schied beim Heimspiel nach einem Sturz aus
© Getty

Die deutschen Motorrad-Piloten haben beim Heimspiel auf dem Sachsenring einen Platz auf dem Podest verpasst. Sandro Cortese fuhr als bester Deutscher auf Rang sechs.

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Jonas Folger standen die Tränen in den Augen, Stefan Bradl übte mit gesenktem Kopf Selbstkritik, nur Sandro Cortese war nach Platz sechs "irgendwie auch ein bisschen happy".

Bei den deutschen Motorrad-Assen herrschte beim Heimspiel auf dem Sachsenring mehr Katerstimmung als Partylaune.

Die Träume der drei deutschen Sieghoffnungen waren an einem chaotischen Wochenende in Sachsen mit zahlreichen Wolkenbrüchen, mehr als 50 Stürzen und einem Rennabbruch in der 250er-Klasse jäh geplatzt.

Der 15 Jahre alte Shootingstar Folger (Schwindegg/Aprilia) und der letztjährige WM-Vierte Bradl (Zahling/Aprilia) schieden nach Stürzen aus; Cortese konnte zumindest Schadensbegrenzung betreiben und führt das geschlossen zusammenliegende deutsche Trio in der Gesamtwertung der 125er-Klasse als Achter nun an.

Deutsche Gaststarter überraschend stark

Für überraschende Highlights sorgten die deutschen Gaststarter: Der vom fünfmaligen Weltmeister Toni Mang betreute Marcel Schrötter (Pflugdorf/Honda) holte nach seinem Husarenritt als Vierter im Qualifying durch Rang zwölf seine ersten vier WM-Punkte. Wildcard-Pilot Daniel Kartheininger (Boos/Honda) fuhr bei seiner WM-Premiere als 15. ebenfalls einen Zähler ein. Toni Finsterbusch (Krostitz/Honda) belegte Rang 21.

Folger war mit stockender Stimme anschließend kaum in der Lage, sein Rennen zu analysieren. "Beim Abbremsen ist die Maschine mir einfach weggerutscht", sagte er.

Stefan Bradl fand nach seinem Sturz dagegen deutliche Worte. "Ich habe erst angefangen, zu denken, als ich auf der Fresse lag", meinte der 19-Jährige, im Vorjahr noch umjubelter Zweiter.

"Ich war einfach enttäuscht über Platz sieben und wollte zu viel. Aber in der jetzigen Situation muss ich mit diesen Platzierungen wohl zufrieden sein. Das Motorrad und der Fahrer geben im Moment nicht mehr her."

Bradl will Erwartungen zurückschrauben

Deshalb müsse man die Erwartungen für den Rest der Saison "wohl zurückschrauben". Zukunftssorgen macht sich der Sohn des früheren Vize-Weltmeisters Helmut Bradl in der heißen Verhandlungsphase aber nicht: "Ich glaube schon, dass man mich nächstes Jahr in der WM sieht."

Cortese zog trotz 21 Sekunden Rückstandes auf den überlegenen Sieger und WM-Spitzenreiter Julian Simon (Spanien/Aprilia) noch ein versöhnliches Fazit.

"Natürlich hätte ich lieber auf dem Podest gestanden", sagte der 19-Jährige: "Aber es war ein schwieriges Wochenende, deshalb bin ich irgendwie auch ein bisschen happy, bester Deutscher geworden zu sein." Damit war er beim iberischen Fünffach-Erfolg in der Achtelliterklasse übrigens auch bester "Nicht-Spanier".

Großer Zuschauerzuspruch

Obwohl die erhofften Erfolge der Lokalmatadoren ausblieben und das Wetter auf die Stimmung drückte, machten über 200.000 Zuschauer an den drei Renntagen den WM-Lauf wieder zum bisher bestbesuchten deutschen Sportereignis des Jahres.

So fährt die Motorrad-WM im Gegensatz zu den deutschen Formel-1-Läufen auf dem Nürburgring und in Hockenheim auch Gewinne ein.

"Wir sind in einer sehr guten Position im Moment", sagte ADAC-Motorsportpräsident Hermann Tomczyk: "Wir haben mit dem Vermarkter Dorna gemeinsam in die Zukunft investiert, und nun profitieren beide davon."

Rossi baut Führung aus

In der MotoGP wandelt Superstar Valentino Rossi weiter auf den Spuren des 15-maligen Weltmeisters Giacomo Agostini.

Mit seinem Sieg auf dem Sachsenring baute der Italiener seine Führung in der Gesamtwertung der MotoGP weiter aus und fuhr die 159. Podiumsplatzierung seiner Karriere ein. Diese Zahl hatte bisher nur Rossis Landsmann Agostini erreicht.

In der 250er-Klasse siegte Titelverteidiger Marco Simoncelli (Italien/Gilera) und setzte seine Aufholjagd auf den diesmal drittplatzierten Japaner Hiroshi Aoyama (Honda) fort.

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