Heute Mitsubishi, morgen VW

SID
Luc Alphand gewann die Rallye Dakar 2006 im Mitsubishi
© Getty

Der nächste Automobilkonzern zollt der weltweiten Finanzkrise Tribut: Das japanische Unternehmen Mitsubishi gab bekannt, dass es nicht mehr am Ralleysport teilnehmen wird. Und auch Volkswagen könnte Folgen.

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Heute Mitsubishi, morgen VW - die weltweite Finanzkrise zwingt immer weitere Automobilkonzerne zur Vollbremung. Am Mittwoch gab Mitsubishi den Rückzug aus dem Marathon-Rallyesport bekannt und läutete damit das Ende der legendären Rallye Dakar in ihrer bisherigen Form ein.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Volkswagen nach dem historischen Dakar-Triumph vor wenigen Wochen dem Beispiel Mitsubishis folgen wird, da eine Fortsetzung des Engagements ohne den Hauptgegner keinen Sinn mehr macht.

Stuck deutet Rückzug an

"Es wird mit Sicherheit Einsparmaßnahmen im Motorsport geben", sagte VW-Repräsentant Hans-Joachim Stuck und deutete damit den Ausstieg bereits an. Nach sid-Informationen will der Vorstand der Wolfsburger im März eine Entscheidung verkünden.

VW lässt sich das Abenteuer Dakar mit Vorbereitung und Entwicklung jährlich etwa 50 Millionen Euro kosten - angesichts der Flaute auf dem Automarkt eine gigantische Summe. "Der plötzliche Einbruch der Weltwirtschaft zwingt das Unternehmen, seine Ressourcen gezielter einzusetzen", begründete der Mitsubishi den Schritt.

Die Japaner sind mit insgesamt zwölf Erfolgen Rekordsieger der Dakar, die nach Terror-Drohungen in diesem Jahr erstmals in Südamerika stattfand. VW ist sportlich seit diesem Jahr ebenfalls am Ziel, feierte im Januar durch den Erfolg des Südafrikaners Giniel de Villiers mit Beifahrer Dirk von Zitzewitz (Karlshofen) im Race Touareg einen historischen Sieg und gewann den Klassiker als erster Hersteller mit einem Diesel-Auto.

Dakar-Direktor ist guter Dinge

Zudem gehen nach den zahlreichen Rückzügen der Konkurrenz die Herausforderer aus. Ein eingeschränktes Engagement ist nicht möglich; die Dakar kostet mit drei Autos nahezu genauso viel wie mit bisher vier.

Dakar-Direktor Etienne Lavigne zeigte sich "überrascht" vom Entschluss Mitsubishis. "Ich bedauere es sehr, dass wir - auch menschlich - eines der besten Teams der Geschichte verlieren", sagte Lavigne, machte sich aber keine Sorgen um die Zukunft der legendären Rallye: "Wir haben schon andere Ausstiege erlebt, wie die von Peugeot und Citroen."

VW-Sportchef Kris Nissen bedauerte die Entscheidung von Mitsubishi: "Wir hoffen jedoch, dass dieses gute Team eine Möglichkeit findet, weiterhin an den Start zu gehen."

Mitsubishi mit Defizit von 500 Millionen Euro

Mitsubishi, der viertgrößte Automobilhersteller Japans, gab am Mittwoch bekannt, in der im März vorzulegenden Jahresbilanz ein Defizit von mehr als 500 Millionen Euro netto zu erwarten. Der Autobauer hatte sein Engagement in der Rallye-WM bereits 2005 beendet.

Mit dem Finnen Tommi Mäkinen gewann Mitsubshi von 1996 bis 1999 viermal in Folge die Fahrer-WM und 1998 zudem den Hersteller-Titel. Mit insgesamt 34 Siegen zählen die Japaner zu den erfolgreichsten Herstellern in der WM.

Neben einer geplanten Gehaltskürzung der leitenden Angestellten von 40 Prozent fällt auch der Rallyesport den Kürzungen zum Opfer. "Es ist sehr traurig und tut mir sehr leid für unsere Fans", sagte Mitsubishi-Motorsportpräsident Osamu Masuko: "Seit 2004 hatten wir schwere Zeiten und haben unser Engagement mit Kostenreduzierungen immer wieder fortgesetzt. Es tut mir weh, aber wir sind einfach nicht mehr in der Lage, dies weiterhin zu tun."

Honda und Kawasaki hoffen auf private Investoren

Zuvor hatten bereits Suzuki und Subaru wegen der Finanzkrise ihren Rückzug aus der Rallye-WM erklärt. Dort sind in diesem Jahr werksseitig nur Markenchampion Citroen und Ford vertreten. Nach dem Ausstieg von Honda aus der Formel 1 und Kawasaki aus der Motorrad-WM bedeutete der Mitsubishi-Rückzug bereits die fünfte Vollbremsung im Motorsport innerhalb weniger Wochen.

Honda und Kawasaki hoffen noch, dass private Investoren die Teams übernehmen; bisher hat sich aber noch niemand gefunden. Mitsubishi-Sprecher Adam Sorkin bestätigte, dass es schon "vor und während der Dakar Gespräche über die Zukunft" gegeben habe.

Nach dem missglückten Premieren-Jahr mit den Diesel-Motoren wurde das ursprünglich bis 2011 geplante Projekt schließlich gestoppt.