NADA relativiert Doping-Kritik

SID
Die NADA wehrt sich gegen Vorwürfe an der eigenen Struktur
© getty

Die NADA hat Vorwürfe an der gegenwärtigen Doping-Bekämpfung zurückgewiesen, die im Zuge der Veröffentlichung der jüngsten Dopingstudie aufgekommen sind. Laut dieser sollen 40 Prozent aller Leichtathleten bei der WM 2011 in Daegu/Südkorea gedopt gewesen sein. Perikles Simon, Co-Autor der Studie, hatte in der FAZ die Strukturen im deutschen Anti-Doping-Kampf angeprangert.

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"Wir sehen nicht alles so schwarz wie Herr Simon", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer dem SID: "Es hat sich in den letzten Jahren im Doping-Kampf einiges getan, vor allem was Transparenz und Unabhängigkeit einzelner Einrichtungen angeht. Es ist kein Gemauschel der Verbände mehr", so Mortsiefer.

Auch Simons Kritik am Bund, der zwar die Förderhoheit habe, aber nicht ausreichend kontrolliere, wollte Mortsiefer so nicht gelten lassen. Simon hatte gefordert, dass sich neben dem Bundesinnenministerium (BMI) auch das Gesundheitsministerium und auch das Bundesjustizministerium mit der Spitzensportförderung beschäftigen müsse.

Mortsiefer: Investitionen ausgebaut

"Das greift zu kurz, was Herr Simon da sagt", meinte Mortsiefer. "Das BMI hat seine finanzielle Unterstützung in den letzten Jahren ausgebaut und finanziert mittlerweile über 60 Prozent des NADA-Etats und trägt somit auch zur Stabilisierung des Anti-Doping-Kampfes in Deutschland bei".

Mortsiefer wollte die Zahlen der Studie allerdings auch nicht abwerten. "Das ist eine Warnung an die Verbände. Es muss sich weiter etwas tun, vor allem beim Ausbau eines international ausgeglichenen Kontrollsystems sowie bei Fragen zum Compliance", so Mortsiefer.

Die Studie mit den erschreckenden Ergebnissen war von Wissenschaftlern der Universität Tübingen und der Harvard Medical School erstellt worden, nachdem ihre Veröffentlichung jahrelang blockiert worden war. Bei den Pan-Arabischen Spielen in Doha 2011 sollen demnach sogar 57,1 Prozent der Athleten gedopt gewesen sein. Die Ergebnisse resultieren aus einer anonymen Befragung unter insgesamt 2167 Athleten.

Mortsiefer: Athleten wissen nicht immer, ob sie dopen

"Da habe ich auch so meine Probleme mit", sagte Mortsiefer. Der Anti-Doping-Experte glaubt, dass zum Beispiel Athleten mit medizinischen Ausnahmegenehmigungen für verbotene Substanzen angegeben haben, Dopingmittel zu nehmen. "Manchmal wissen die Athleten nicht, wann sie sich im Doping-Bereich befinden", so Mortsiefer.

Wissenschaftler Simon hatte dem SID als Resultat der Studie über den aktuellen Anti-Doping-Kampf gesagt: "Dieses Testsystem können wir komplett in die Tonne treten. Da gibt es gar nichts, keine Struktur, keine Idee, keine funktionierende Methodik." Auch das wollte Mortsiefer so nicht stehen lassen: "Wir haben Herrn Simon mehrfach angeboten, bei uns mitzuarbeiten. Er hat es immer ausgeschlagen. Das verstehe ich dann auch nicht so ganz."

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