Lehrgeld für die DLV-Rasselbande

SID
Wieder Edelmetall: Robert Harting räumte in Zürich ab
© getty

Die starken Werfer um Robert Harting, David Storl und Christina Schwanitz erfüllten ihre Gold-Mission und glänzten einmal mehr, Antje Möldner-Schmidt schrieb nach einer Krebsdiagnose ein Hindernis-Märchen - doch der DLV musste bei der EM in Zürich auch jede Menge Lehrgeld zahlen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Medaillen sorgten wieder einmal fast ausschließlich die starken Männer und Frauen, einige Pleiten, Pech und Pannen mussten hingegen die hoch gehandelten Läufer um Rekord-Sprinter Julian Reus hinnehmen.

"Wir haben die Pflicht erfüllt, bei der Kür haben sich einige Hoffnungen aber nicht realisieren können", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes: "Wir haben eine junge Mannschaft nach Zürich geschickt, das ist natürlich auch mit Risiken verbunden."

Mit viermal Gold und dazu dreimal Bronze von Shanice Craft (Diskus), Linda Stahl (Speer) und Cindy Roleder (100 m Hürden) sowie Silber durch die Sprint-Staffel der Männer sind das schlechteste EM-Ergebnis einer deutschen Mannschaft nach der Wiedervereinigung - der vorherige Minus-Rekord mit elf Medaillen (4-5-2) wurde bei der EM 2006 in Göteborg "aufgestellt".

Ausfälle von Leistungsträgern schmerzen

Vor zwei Jahren in Helsinki hatte die deutsche Mannschaft noch 16 Medaillen gewonnen, allein sechsmal Gold. Durch den goldenen Abschluss wurde immerhin noch der dritte Platz im Medaillenspiegel erreicht. Doch gerade die starken Briten und Franzosen sind den deutschen Assen in der Schweiz enteilt.

Der Ausfall von Leistungsträgern wie Speerwurf-Königin Christina Obergföll (Babypause) oder Weltmeister Raphael Holzdeppe (Stab) sowie Vize-Weltmeister Michael Schrader (Zehnkampf), die beide nach Verletzungen nicht in Form gekommen waren, ist für die deutschen Leichtathleten nicht zu kompensieren.

Aber "wir haben Vertrauen in unsere junge Mannschaft, es ist ein Team mit Perspektive für 2016", sagte Prokop.

"Niveau deutlich höher als 2012"

Neben den Enttäuschungen wie Weltrekordlerin Betty Heidler, die mit dem Hammer nicht über Platz fünf hinaus kam, oder Reus, der zuletzt den deutschen Rekord über 100 m auf 10,05 Sekunden verbesserte, das Finale aber verpasste, machten aber auch aufstrebende Talente wie Craft (21 Jahre) oder Weitspringerin Malaika Mihambo (20) als Vierte sowie der Zehnkampf-Sechste Kai Kazmirek (23) auf sich aufmerksam. Sie alle weckten Hoffnungen für die Zukunft.

"Das Niveau in Europa ist in einigen Disziplinen enorm hoch und war hier deutlich höher als 2012", sagte Cheftrainer Idriss Gonschinska: "Das Know-How gleicht sich an. Wir müssen uns systematisch weiterentwickeln."

Das junge Team, mit einem Altersdurchschnitt von nur 25,2 Jahren das jüngste seit der EM 1990, habe "viel Potenzial. Und wenn unsere Leistungsträger zurückkommen, werden wir auf dem Weg nach Rio bestehen."

Viele vierte Plätze

Sportdirektor Thomas Kurschilgen verwies darauf, dass "manchmal eben auch ein kleines Quäntchen Glück fehlte, um eine Medaille zu realisieren".

14 Top-4-Platzierungen seien Ausdruck einer hohen Leistungsfähigkeit des Teams: "Im Medaillenbereich haben wir uns aber nicht da platziert, was wir uns gewünscht haben."

Unter anderem hätten die vierten Plätze von Mihambo, Lisa Ryzih (Stab) oder Carolin Schäfer (Siebenkampf) bewiesen, dass das deutsche Team in der Lage sei, "höchstes europäisches Niveau erreichen zu können".

Craft, die sich im Letzigrund zum Gesicht dieser neuen, aufstrebenden Leichtathletik-Generation aufschwang, sieht auch den Rest der "DLV-Rasselbande" auf dem Sprung zur Weltklasse. "Wir haben unsere Erfahrungen gemacht und können weiter angreifen", sagte sie.

Artikel und Videos zum Thema