Briggs wird in Hamburg operiert

SID
Nach dem Kampf um die WBC-WM gegen Klitschko, musste Shannon Briggs (l.) auf die Intensivstation
© Getty

Zwei Tage nach seiner Punktniederlage gegen Witali Klitschko muss Schwergewichts-Boxer Shannon Briggs in Hamburg operiert werden. Grund ist die im Kampf erlittene Armverletzung.

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Den amerikanischen Dokumentarfilm "After The Last Round" (Nach der letzten Runde) hat sich Shannon Briggs wahrscheinlich noch nie angesehen. Er hätte sonst vielleicht aufgegeben am Samstag, spätestens nach der sechsten Runde, als schon klar war, dass er keine Chance gegen WBC-Champion Witali Klitschko hat.

Er hätte sich schwere Schläge zum Kopf erspart und schwere Verletzungen. Der Film zeigt auf eindringliche Art und Weise die möglichen Spätfolgen des Berufsboxens: Alte, hilflose Männer, die nicht mehr vollständig Herr ihrer Sinne sind.

Aufgabe keine Option

"Für mich war Aufgabe nie eine Option, mein Trainer Herman Calcido wollte den Fight stoppen", erklärte Briggs am Montag aus dem Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, wohin er nach dem Kampf am Samstag mit Blaulicht gefahren worden war: "Die Ärzte haben nach verschiedenen Tests bestätigt, dass es keine ernsthaften Kopfverletzungen gibt."

"Shannon wird nicht mehr derselbe sein", hatte der erfahrene Ringsprecher Michael Buffer spontan und entsetzt schon am Ring in Hamburg gesagt.

Klitschkos Trainer Fritz Sdunek war der gleichen Meinung, wollte über mögliche Spätfolgen aber nicht spekulieren: "Das ist ja von Boxer zu Boxer verschieden. Einige machen nur wenige Kämpfe und sind anscheinend später behindert, andere zeigen trotz schwerster Treffer keinerlei Spuren."

Operation aufgrund einer Bizepsverletzung

Briggs erlitt in dem Kampf Brüche des Gesichtsknochens über dem rechten und unter dem linken Auge sowie einen Riss des Trommelfells. Die befürchtete Gehirnblutung konnte durch eine Computertomografie ausgeschlossen werden.

Der 38-Jährige muss sich aber wegen einer Bizepsverletzung im linken Arm einer Operation unterziehen. Das bestätigte Briggs' Manager Greg Cohen nach seiner Rückkehr nach New York.

Der Ex-Weltmeister erlitt einen Abriss eines Muskelstrangs und den Anriss einer Sehne im Bizeps. Möglicherweise erfordert diese Verletzung sogar mehr als nur einen operativen Eingriff.

"Unglücklicherweise hat die Armverletzung mich daran gehindert, meine Kampftaktik vollständig umzusetzen", fabulierte Briggs, "hätte ich mich nicht früh verletzt, wer weiß, wie der Kampf ausgegangen wäre." Manager Cohen ergänzte: "Shannon möchte so schnell wie möglich das Krankenhaus verlassen, aber das wird etwas länger dauern. Er ist am Boden zerstört, er hat wirklich gedacht, er könne gewinnen."

171 Volltreffer eingesteckt

Der Amerikaner kassierte in dem einseitigen Kampf 171 Volltreffer von Klitschko, hielt aber bis zum Ende der 12 Runden durch, ohne zu Boden zu gehen.

"Ich hätte den Kampf aufgegeben", sagte Cohen, "aber Shannon wollte unbedingt weiter boxen und hat das seiner Ecke gesagt. Ich wünschte, sie hätten nicht auf ihn gehört."

Cohen: "Shannons Wille war ungebrochen"

Auch Ringrichter Ian-John Lewis aus Großbritannien wollte den Fight nicht stoppen. Es sei ein WM-Kampf gewesen, und Briggs hätte sich bis zum Schluss gewehrt. Tatsächlich hatte Klitschko noch in der elften Runde einen Schlag des Herausforderers eingefangen.

"Shannons Wille war ungebrochen", erzählte Cohen, "er hat bis zuletzt gesagt er sei okay und werde Klitschko erwischen." 750.000 Dollar Schmerzensgeld hat Briggs für den Auftritt in der Hansestadt erhalten.

Wie teuer er aber mit seiner Gesundheit bezahlt hat, wird erst die Zukunft erweisen. Muhammad Ali, der schwer an Parkinson erkrankt ist, gilt als prominentestes Opfer seines Sports. Bei dem "Größten" gibt es aber keinen Beweis dafür, dass die Krankheit nicht auch ohne den Faustkampf ausgebrochen wäre.

"Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich"

Bei den ehemaligen Boxern, die in "After The Last Round" gezeigt werden - nicht etwa vorgeführt - ist der Grund für ihren Verfall dagegen unstrittig. Filmmacher Tom Moyer hat den Streifen produziert, weil er durch das Schicksal seiner Cousins berührt war.

Beide waren ehemalige Profis und erkrankten an schwerer Demenz. Der ehemalige Profi Ray Manicini sagte, er habe seinen südkoreanischen Gegner Kim Duk-Koo nicht getötet: "Er starb in Folge unseres Kampfes."

Dieses Schicksal ist Shannon Briggs glücklicherweise erspart geblieben. "Er war trainiert und hundertprozentig fit", sagte Cohen, "die Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich, es wird ihm bald wieder richtig gutgehen." Jedenfalls wird es so aussehen.

Briggs nach Niederlage auf Intensivstation