"Ich bin der bessere Boxer als die Klitschkos"

Von Interview: Stefan Maurer
Evander Holyfield ist vierfacher Weltmeister im Schwergewicht - einfach The Real Deal
© Getty

Am Sonntag tritt Evander Holyfield in Äthiopien zum Kampf gegen Sammy Retta an. Doch es geht nicht um einen Gürtel, sondern darum, die Menschen in Afrika für das Thema AIDS zu sensibilisieren.

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SPOX sprach mit dem 46-Jährigen, der gutgelaunt von seinem sozialen Engagement und seinen WM-Chancen erzählte und erklärte, warum er der beste Herausforderer für die Klitschkos wäre.

SPOX: Herr Holyfield, am Sonntag kämpfen Sie in Äthiopien. Wie fühlen Sie sich?

Evander Holyfield: Ich fühle mich großartig. Ich fühle mich wirklich großartig.

SPOX: Wie war die Vorbereitung auf den Kampf gegen Sammy Retta?

Holyfield: Absolut perfekt. Alles lief, wie es laufen soll.

SPOX: Der Kampf findet in erster Linie zu wohltätigen Zwecken statt. Sie unterstützen AIDS-Initiativen. Wie wichtig ist es, trotzdem zu siegen?

Holyfield: Ich bin ein Gewinner. Wenn ich nicht gewinnen will, brauche ich gar nicht erst hinzufahren.

SPOX: Sportlich kann ein Wohltätigkeitskampf gegen Retta für einen Gewinner wie Sie aber nicht das Ende sein, oder?

Holyfield: Ich bin jetzt 46 Jahre alt und ich werde kämpfen bis ich wieder der unumstrittene Weltmeister im Schwergewicht bin. Das ist das ultimative Ziel. Das ist seit 1992 immer das Ziel.

SPOX: Letztes Jahr hatten Sie die Chance gegen Nikolai Walujew. Würden Sie noch einmal gegen ihn boxen?

Holyfield: Ich hoffe, ich bekomme noch einmal die Chance, gegen ihn zu boxen.

SPOX: Haben sie die umstrittene Niederlage im Dezember 2008 verarbeitet?

Holyfield: Ja, was passiert ist, ist passiert. Das ist vorbei. Ich kann daran ja jetzt nichts mehr ändern. Aber ich werde hart trainieren, um auf die nächste Chance vorbereitet zu sein.

SPOX: Eine theoretische Frage: Wer würde diesen Kampf gewinnen - Evander Holyfield 1996 gegen Evander Holyfield 2009?

Holyfield: Evander Holyfield 2009. Ich bin schlauer und stärker, als ich es damals war. Außerdem kann ich viel härter schlagen und mein Selbstvertrauen ist einfach durch nichts zu erschüttern.

SPOX: Mit so viel Selbstvertrauen könnten Sie sicherlich auch den Klitschko-Brüdern einen guten Kampf liefern, oder?

Holyfield: Aber klar doch. Die beiden sind zwar verdammt stark, aber nicht unschlagbar. Sie mussten bisher noch nie gegen jemanden mit sehr langen Armen kämpfen. Das würde sie dazu zwingen, ihren Kampfstil zu ändern. Derzeit lehnen sie sich sehr viel zurück. Es wäre interessant zu sehen, wie sie gegen Gegner mit langen Armen boxen - ob sie den Schlägen ausweichen können. Das heißt nicht, dass sie das nicht können, aber sie mussten es eben noch nie zeigen.

SPOX: Mit welcher Taktik würden Sie in den Ring steigen?

Holyfield: Das ist ganz einfach - ich bin ein sehr viel besserer Boxer als die Kerle, gegen die die beiden bisher boxen mussten. Wir müssten den Kampf also abwarten und sehen, was passiert.

SPOX: Was wird die Welt von Ihnen in den nächsten Monaten sehen?

Holyfield: Auch die Welt muss abwarten was passiert. Ich werde nichts andeuten. Alles was ich der Welt sagen kann ist, dass ich der Beste bin.

SPOX: Vor den Klitschkos kommt aber am Wochenende erst einmal Retta. Wie kam dieser Kampf denn zustande und warum findet er in Äthiopien statt?

Holyfield: Weil dort viele Menschen an AIDS leiden. Diese schwere Krankheit ist ein sehr ernstes Thema, das die Menschen niemals vergessen sollten. Ich wurde schon vor einer ganzen Weile angesprochen, aber zuerst ging es bei dem Fight nicht um den Kampf gegen AIDS, weshalb ich ihn auch nicht machen wollte. Der Kerl hat keinen Gürtel und ich kämpfe nicht gegen Boxer ohne Gürtel. Aber als das Thema AIDS zur Sprache kam, wurde mein Interesse geweckt. Mein Name sollte dafür genutzt werden, mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. Wissen Sie, ich glaube an Gott und ich glaube an den Himmel und ich glaube, dass es wichtig ist, meine Berühmtheit für den guten Zweck zu nutzen. Wenn mein Leben irgendwann zu Ende geht, habe ich vielleicht ein paar andere Leben retten können.

SPOX: An wen geht das Geld, das Sie durch den Kampf einnehmen?

Holyfield: Die Veranstalter haben mir, als ich vor Ort war, einige Orte und Institutionen gezeigt, in die sie investieren wollen. Ich hoffe aber auch, dass ich einen Teil des Geldes für die Holyfield Foundation zur Verfügung gestellt bekomme, damit ich AIDS-Infizierten helfen kann.

SPOX: Sie sprechen Ihre eigene Wohltätigkeits-Organisation an. Welche Projekte führen sie durch?

Holyfield: In erster Linie versuchen wir, unterprivilegierten Kindern zu helfen. Dabei spielt Bildung eine sehr wichtige Rolle. Ich wurde selbst in ärmlichen Verhältnissen geboren und aufgezogen, deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, Hilfe zu bekommen. Wenn es nicht einige Menschen gegeben hätte, die mir zur Seite gestanden haben, dann wäre ich nicht der, der ich heute bin. Wenn ich Kinder sehe, die sich in derselben Situation befinden wie ich in meiner Kindheit, dann werde ich jedes Mal daran erinnert, dass ich Hilfe hatte.

SPOX: Wer hat Ihnen damals geholfen?

Holyfield: Ich spreche hier von Hilfe, die von außen kommt, nicht von der Hilfe, die ich von meinen Eltern erhalten habe. Damals, Anfang der 70er Jahre, als die Gräben zwischen Schwarzen und Weißen in den USA noch viel tiefer waren als heute, ging ich in ein Boxstudio. Dort war dieser ältere weiße Mann, der mir zeigte, wie man boxt und mir erklärte, wie wichtig Bildung für mich ist. Einmal stand ich kurz davor, die Schule zu verlassen. Da hat er mir angedroht, dass er mich nicht mehr trainieren wird, wenn ich das tue. Er hat mir gezeigt, dass Bildung die Grundlage für alles andere ist.

SPOX: Warum engagieren Sie sich so stark für wohltätige Zwecke?

Holyfield: Es war schon immer eine Leidenschaft von mir, anderen zu helfen. Eines Tages, wenn ich im Himmel vor Gott stehe und er mich fragt, was ich mit meinem Leben angefangen habe, will ich ihm nicht nur sagen, dass ich vier Mal Weltmeister im Schwergewicht war. Ich bin mir sicher, dass man durch das, was man tut, der wird, der man ist. Wir sollten alle etwas tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

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