Jahrhundertschmach für De La Hoya

Von Merja Schubert
Oscar De La Hoya (l.) hatte gegen den Philippino Manny Pacquiao nicht den Hauch einer Chance
© Getty

Alle Kritiker des Fights haben Recht behalten, als sie sagten, der Nicht-Titelkampf zwischen Oscar De La Hoya und Manny Pacquiao sei "ein schlechter Witz". Nur wussten sie damals nicht, dass es genau anders verläuft, als sie es eigentlich gedacht hatten.

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Denn entgegen aller Erwartungen dominierte nicht De La Hoya den Philippino - nein, dieser beherrschte den US-Amerikaner mexikanischer Abstammung nach Belieben.

Coach Beristain wirft Handtuch

Es war ein Kampf, der einseitiger nicht hätte verlaufen können. Acht lange Runden quälte Pacquiao den ehemaligen Weltmeister sechs verschiedener Gewichtsklassen durch den Ring, seine Schläge landete der 29-Jährige wie er wollte.

Vor der neunten Runde dann das endgültige Aus: Sichtlich mitgenommen und mit einem zugeschwollenen linken Auge sitzt De La Hoya in seiner Ecke. Dann wirft sein Coach Nacho Beristain das Handtuch. Ein Raunen geht durch den mit 15.000 Zuschauern gefüllten MGM Grand Garden in Las Vegas. Das hätte niemand erwartet.

Denn eigens für diesen Kampf übersprang der philippinische Wirbelwind zwei Gewichtsklassen, stimmte einem Kampf im Weltergewicht zu. Alle Kritiker hielten diese Idee für eine Farce, ein Winzling wie Pacquiao könne niemals gegen den Koloss De La Hoya bestehen.

David besiegt Goliath

Aber der vermeintliche Goliath, der sich steif wie eine Statue durch den Ring bewegte, konnte der starken Linken von Pacquiao nichts entgegensetzen.

"Er ist ein großartiger Kämpfer und heute war er der Bessere", so De La Hoya nach dem Fight zu "ESPN". "Er verdient alle Anerkennung. Ich konnte ihn einfach nicht gut genug einschätzen."

Für den 35-Jährigen Ex-Weltmeister war es in seinem 45. Kampf erst die zweite vorzeitige Niederlage, die sechste insgesamt.

Der siegreiche Philippino selbst wusste nicht so recht, wie ihm geschieht: "Ich wusste, wie ich mich vor seiner Führhand schützen kann und er konnte dem nichts entgegensetzen. Ich dagegen konnte nachlegen, wie ich wollte."

De La Hoya: "Ich hab's einfach nicht mehr drauf"

Die Freude bei Coach Freddie Roach - im Übrigen der ehemalige Trainer von De La Hoya - war überschwänglich: "Wir wussten nach der ersten Runde schon, dass wir ihn haben. Er war schwach in den Beinen, zu zögerlich und torkelte nur herum." Nun steht für den Pac-Man im Frühjahr ein Fight gegen Champion Ricky Hatton an.

Nach dem Kampf ging De La Hoya resigniert zu seinem Ex-Coach Freddie Roach: "Freddie, du hattest Recht: Ich hab's einfach nicht mehr drauf."

Wie nun seine Karriere weitergehen wird, weiß der alternde Ex-Champ noch nicht so genau: "Mein Herz will immer noch kämpfen. Aber was soll man machen, wenn es dein Körper nicht mehr zulässt? Ich muss klug sein und nun ganz genau überlegen, wie meine Zukunft aussieht."

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