Bauermann-Nachfolger aus der NBA?

Von Für SPOX in Vilnius: Haruka Gruber
Tony DiLeos Vertrag bei den Philadelphia 76ers lief in diesem Sommer aus
© Getty

Tony DiLeo war in den 80ern eine Basketball-Größe in Deutschland, dann ging er in die NBA und machte Karriere bei den Philadelphia 76ers. Nun könnte er in seine zweite Heimat zurückkehren - als neuer Bundestrainer. Es gab bereits ein erstes Gespräch.

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Wer Trotz aus seinen Worten heraushörte, lag richtig. Ermattet ob der folgenschweren 75:84-Niederlage gegen Gastgeber Litauen sprach Bundestrainer Dirk Bauermann betrübt über das Ausscheiden in der EM-Zwischenrunde.

Als das Thema jedoch auf seine eigene Zukunft kam, veränderte sich sein Duktus. Es zeugte vom Kampfeswillen gegen all die Kritiker aus den Reihen der BBL, die eine weitere Ausübung der Doppelfunktion verboten hatten.

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"Das war nicht das letzte Mal, dass ich Verantwortung für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft getragen habe. Ich weiß nicht, wann es sein wird, aber das war nicht das letzte Mal", sagte Bauermann, der sich künftig auf die Arbeit beim Aufsteiger FC Bayern beschränken muss.

Präsident Weiss schließt NBA-Lösung nicht aus

Wann immer Bauermann zurückkehren wird - für das Jetzt ist der DBB angehalten, einen neuen Trainer zu finden. Verbandspräsident Ingo Weiss kündigte jedoch an, dass bei der Suche eines Nachfolgers kein Zeitdruck herrscht. "Vielleicht geben wir auch erst Ende 2011 oder Anfang 2012 etwas bekannt", sagte Weiss.

Daher, so der Präsident weiter, sei in diesem Stadium alles denkbar und nichts ausgeschlossen. Um dies zu unterstreichen, nannte er gleich vier mögliche interne Lösungen: Frank Menz (A2 und U 20), Kay Blümel (U 18), Bauermanns Co-Trainer Hansi Gnad sowie Stephan Baeck, der in der Vorbereitung ebenfalls der A-Nationalmannschaft assistiert hatte.

Ebenfalls denkbar ist aber auch das ausländische Modell. Selbst ein klangvoller Name des europäischen Basketballs wäre möglich, genauso wie "jemand aus der NBA", wie Weiss nebenbei erwähnte.

DBB: Gespräch mit DiLeo

Als der Präsident dies Mitte vergangener Woche sagte, wurde davon ausgegangen, dass er nur klarstellen wollte, wie offen die Trainerfrage diskutiert wird.

Doch es gibt tatsächlich einen Kandidaten aus der NBA, der sich bereits mit Weiss getroffen hat: Tony DiLeo.

Gegenüber SPOX bekundet er Interesse an der Bauermann-Nachfolge: "Die Aufgabe hat seinen Reiz. Alles ist möglich", sagt DiLeo, der sich seit Mittwoch im Zwischenrunden-Spielort Vilnius aufhält und sich alle Spiele der Deutschen ansah.

Nach SPOX-Informationen unterhielt sich DiLeo direkt vor der Partie gegen die Türkei am Freitag über eine halbe Stunde mit Weiss. "Daraus sollte man aber nichts schließen. Wir kennen uns so lange, da haben wir genug Gesprächsthemen", sagt Weiss. "Es war ein zwangloses Gespräch", sagt DiLeo.

Erfolge in Deutschland, Karriere in der NBA

Der 56-jährige Amerikaner zog 1979 nach Deutschland und machte sich einen Namen als einer der besten Trainer des Landes. In seinen ersten sieben Jahren führte er die Frauen-Mannschaft DJK Agon 08 Düsseldorf zu sieben nationalen Titeln, parallel coachte er die Frauen-Nationalmannschaft.

1986 wechselte er in den Männerbereich zu BSC Saturn Köln und wurde auch hier in seinen ersten beiden Jahren zweimal deutscher Meister. Für die Herren-Nationalmanschaft war er interimsweise verantwortlich.

Nach Kölns finanziellem Ruin 1990 ging DiLeo in seine Heimatstadt Philadelphia zurück und begann bei den 76ers im Management. 2008/2009 wurde er mitten in der Saison sogar zum Head Coach befördert.

Trotz des Playoff-Einzugs zog er es aber vor, wieder in der zweiten Reihe in seiner vorherigen Funktion als Vize-Präsident und Assistant General Manager der 76ers zu arbeiten. Mittlerweile zählt DiLeo zu den angesehendsten Machern im Hintergrund der NBA. Bei den amerikanischen Journalisten genießt er einen exzellenten Ruf.

DiLeo wäre zu haben

Der Kontakt zwischen DiLeo und dem DBB riss über die Jahre aber nie ab. Alleine schon, weil sein älterer Sohn T.J. DiLeo deutscher Juniorennationalspieler ist.

Was für DiLeo spricht: Sein Vertrag bei den 76ers lief nach der vergangenen Saison aus - und ob er eine Verlängerung angeboten bekommt, ist wegen der komplizierten Ownership-Verhältnisse der Franchise ungewiss.

Eine Investorengruppe angeführt von Milliardär Joshua Harris kaufte die 76ers im Juli für 280 Millionen Dollar auf, unter anderem wegen des Lockouts wurde der Deal aber noch nicht offiziell abgesegnet.

"Die neuen Besitzer wollen sich zuerst ein eigenes Bild machen. Solange müssen wir alle warten", sagt DiLeo. Womöglich die Chance für den DBB?

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