Alba-Boss: Ultimatum für Trainer Pavicevic

Von Interview: Haruka Gruber
Marco Baldis Berliner liegen in der BBL mit 8 Siegen aus 12 Spielen auf Rang vier
© Imago

In den Medien ist wahlweise von Schande, Blamage oder Demütigung die Rede: Nachdem Alba Berlin ausgerechnet beim Erzrivalen Brose Baskets Bamberg mit 52:103 unterging und die höchste Niederlage der Klubgeschichte kassierte, stellt sich die Frage nach den Konsequenzen. Alba-Geschäftsführer Marco Baldi über die Zukunft von Trainer Luka Pavicevic, die Schuld der Spieler und Vorbild Bamberg.

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SPOX: Vor 36 Stunden erlebte Alba den vielleicht bittersten Abend: Ein in der Höhe zuvor undenkbares 52:103 in Bamberg. Wie geht es Ihnen?

Marco Baldi: So darf sich keine Alba-Mannschaft präsentieren. Dass man ein Spiel hoch verliert, ist unschön, aber so etwas passiert im Sport, auch Spitzenteams. Was aber nicht passieren darf: Dass sich das Team in dieser Art und Weise seinem Schicksal fügt und die grundlegenden Tugenden aufgibt. Es ist entsprechend verständlich, dass unsere Schmach medial ausgeschlachtet wird. Aber: Wir dürfen jetzt nicht überreagieren.

SPOX: Dennoch stellt sich die Frage nach der Zukunft von Trainer Luka Pavicevic.

Baldi: Das ist nicht unser Thema. Jetzt geht es vor allem um die Frage, wie sich die Mannschaft erholt.

SPOX: Sie machen sich aber Gedanken?

Baldi: Wir müssen sehen, dass wir die nächsten Spiele voll da sind. Und wenn wir nicht voll da sein sollten und sich die Mannschaft wieder so hängen lässt, werden wir entscheiden müssen, wie wir mit der gesamten Sache umgehen. Bis dahin wird aber nichts passieren.

SPOX: Klingt nach einem Ultimatum für Pavicevic.

Baldi: Das kann jeder so interpretieren, wie er möchte. Wenn man so ein Spiel abliefert und sich eine Mannschaft selbst aufgibt, gibt es zu denken. Einmal kann es passieren, damit muss man leben. Wenn es wieder passieren sollte, müssen wir reagieren. In welcher Form auch immer. Ich möchte mich gerade aber nicht festlegen, ob in diesem Falle der Trainer oder einzelne Spieler weg müssen, denn das Augenmerk liegt gerade darauf, unter durchaus schwierigen Bedingungen die Mannschaft wieder zurück in die Spur zu bringen. Wenn das nicht gelingen sollte, werden wir sprechen müssen.

SPOX: Gab es nach der Bamberg-Niederlage Zeit für ein ruhiges Gespräch mit Pavicevic?

Baldi: Wir haben miteinander gesprochen, relativ direkt nach dem Spiel. Klar, es schmerzt uns beide sehr. Luka identifiziert sich komplett mit Alba, auch mir und allen anderen, die mit dem Herzen an Alba hängen, tut die Niederlage fast schon physisch weh. Aber es hilft nichts. Wir dürfen die Situation nicht überdramatisieren und ohne Ende Superlative finden.

SPOX: Die Bamberg-Niederlage schreit jedoch förmlich nach Konsequenzen.

Baldi: Es ist nicht so leicht, wie man meinen mag. Die Probleme sitzen wahrscheinlich tiefer.

SPOX: Dass heißt, dass das Verhältnis zwischen der Mannschaft und dem Trainer tatsächlich "schwer gestört" ist, wie die "B.Z." berichtet?

Baldi: Es ist ihr gutes Recht, das zu schreiben. Nach einer solchen Niederlage müssen wir so etwas über uns ergehen lassen, dann haben solche Floskeln auch ihre Berechtigung. Aber uns helfen Floskeln nicht weiter. Ich kann nicht feststellen, dass Luka die Mannschaft nicht mehr erreicht oder dass ein Graben entstanden ist. Wenn ich den Eindruck hätte, dass zwischen der Mannschaft und dem Trainerstab etwas tiefer sitzend nicht stimmt, hätte ich sicher schneller eingegriffen.

SPOX: Sie haben immer loyal zum Trainer gestanden und ihm den Rücken gestärkt. Zweifeln Sie nun jedoch am gesamten "System Pavicevic"?

Baldi: Nein, wegen eines Spiels zweifele ich nicht am ganzen System. Es war eine sehr derbe Niederlage, die Welt ist jedoch nicht untergegangen. Als wir letztes Jahr bei den Bambergern angetreten sind, hatten sie vier der ersten sechs Spiele verloren. Damals hieß es, dass deren Trainer Chris Fleming die Mannschaft nicht erreichen würde und nicht zu Bamberg passen würde. Dann wurden sie mit Fleming am Ende Deutscher Meister und Pokalsieger. Natürlich dürfen wir gewisse Anzeichen nicht ignorieren, aber mein Fokus liegt ganz klar auf der Mannschaft und die Frage: Welcher Spieler zerreißt sich für den Verein?

SPOX: Machen Sie sich über die Kaderzusammenstellung Gedanken? Ob die Ausrichtung, überwiegend auf US-Amerikaner oder Spieler aus dem Balkan zu setzen, richtig ist?

Baldi: Nein, wir stellen nicht alles grundsätzlich in Frage, auch nicht die Kaderzusammenstellung. Die Schmach war extrem schmerzvoll, dennoch ist sie kein Grund, alles umzuschmeißen. Vor einigen Wochen war noch alles wunderbar und wir wurden für die guten Leistungen vor allem im Eurocup gelobt. Wir werden mit einer hohen Wachheit, aber auch mit der nötigen Ruhe die Dinge analysieren und beobachten, wie die Mannschaft reagiert. Wenn sie sich erneut erlauben sollte, sich einer Niederlage zu fügen, werden aber Konsequenzen folgen.

Das Berliner Debakel in Bamberg