Demond Greene: "Jetzt ist alles möglich"

Von Haruka Gruber
Erste Hürde geschafft: Trotz der Pleite gegen Lettland ist das DBB-Team in der Zwischenrunde
© Getty

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat trotz einer 62:68-Niederlage gegen Lettland das Ticket für die EM-Zwischenrunde gelöst.

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Nach einer von vielen Fehlern und Unkonzentriertheiten geprägten Partie entschied am Ende die Korbdifferenz in der Mini-Tabelle aus Russland, Deutschland und Lettland (alle 1-2), dass die Balten ausscheiden. Frankreich ist Sieger der Gruppe B.

Wenn die Deutschen mit 9 Punkten verloren hätten, wären sie ausgeschieden. Am besten traf Demond Greene (16 Punkte) für das DBB-Team, bei den Balten wusste Kristaps Janicenoks (14) zu überzeugen. "Ich habe mich noch nie über so eine Niederlage gefreut. Das Weiterkommen ist sehr wichtig für unsere Entwicklung", sagte Greene im "DSF".

Bundestrainer Dirk Bauermann lobte explizit Matchwinner Jan Jagla: "Was Jan in der Endphase gemacht hat, war unglaublich. So gewinnen zu wollen und die Qualität zu haben, am Schluss den Dreier und zwei Freiwürfe reinzumachen, ist außergewöhnlich." Bauermann weiter: "Mit dieser Mannschaft faszinieren wir die Menschen in Deutschland. Darauf können wir stolz sein."

Damit zieht das DBB-Team als Gruppendritter in die Zwischenrunde ein. Am Freitag um 18 Uhr (im LIVE-TICKER) heißt der Gegner Griechenland. Theoretisch würde in der Zwischenrunde ein Erfolg gegen Mazedonien, den Dritten der Gruppe A, reichen, um ins Viertelfinale zu ziehen. Greene: "Jetzt ist alles möglich."

Frankreich Erster! Der EM-Spielpan: Alle Spiele, alle Gruppen, alle Topscorer!

 


1. Viertel2. Viertel3. Viertel4. Viertel

Endstand

Deutschland (1-2)
13
16
13
20
62
Lettland (1-2)
14
23
14
17
68

 

Der SPOX-Spielfilm:

2.: Hamann trifft - unfassbar - von Downtown. Sein erster Dreier des Turniers. 4:0 Deutschland.

3.: Wysocki verwirft beide Freiwürfe. Sinnbildlich für das deutsche Spiel. 7:6 Lettland.

10.: Distanzschütze Staiger versemmelt den ganz offenen Dreier. Im Gegenzug macht es Janicenoks besser. Aber prompt kontert Schultze ebenfalls von Downtown. 13:13.

11.: Kambala und Blums erhöhen schnell auf 19:13 Lettland.

20.: Staiger verteidigt gut gegen Blums, dennoch trifft der Lette mit dem Buzzer zur Halbzeit. Der tut weh. 37:29 Lettland.

26.: Dieser Femerling! Bodenpass von Skele auf Biedrins, Femerling pennt, 45:37 Lettland. Gleich danach Femerling mit dem Dribbling, Turnover.

30.: Schlecht: Im letzten Angriff des Viertels fabriziert Schultze von Downtown fast einen Airball. 51:42 Lettland. Sollte der Rückstand so bleiben, wäre Deutschland wegen einem Punkt draußen.

37.: Greene mit Brett! Der Dreier ist drin! Und das mit dem Ablaufen der Shotclock. 60:54 Lettland.

38.: Biedrins sammelt sein fünftes Foul und ist raus. Femerling verwirft aber beide Freiwürfe! 62:54 Lettland.

40.: Janicenoks erhöht von der Linie auf 68:57 Lettland. Noch 22 Sekunden, jetzt braucht Deutschland ein Wunder!

40.: Was ein Konter: Jagla trotz Bewachung von Downtown! 68:60 Lettland. Noch 13 Sekunden.

40.: Deutschland foult viel zu früh, aber Kalve versemmelt beide Freiwürfe! Jagla holt den Rebound, wird gefoult - und behält von der Linie die Nerven. 68:62 Lettland. Noch 10 Sekunden.

40.: Deutschland verzichtet diesmal auf das Foul, lässt Lettland kommen. Riskant - aber Skeles Dreier ist zu unplatziert! Deutschland verliert mit 62:68 - und ist dennoch weiter!

Der Star des Spiels: Jan Jagla. Die Vergleiche mit Dirk Nowitzki sind so ausgelutscht wie abgeschmackt - aber was will man machen: Jaglas Clutch-Qualitäten erinnerten nun mal an den anderen langen Blonden. Als Deutschland stehend K.o. war, die Oldies platt und die Youngster mit den Nerven am Ende, zeigte Jagla seinen besten Basketball. Dreier, Rebound, zwei verwandelte Freiwürfe - und das innerhalb von drei Sekunden!

Jagla verkürzte im Alleingang den Rückstand von 11 auf 6 Punkte. Zudem griff er sich 7 Rebounds ab. Über seine Passivität und seine Wurfauswahl über weite Strecken der Partie legen wir hingegen den Mantel des Schweigens (am Ende 3 von 8 für 13 Punkte).

Die Gurke des Spiels: Patrick Femerling. Gegen Frankreich okay, gegen Russland schon nach zwölf Einsatz-Minuten auf die Bank verbannt, gegen Lettland katastrophal. Die Formkurve des als Leistungsträger reaktivierten Femerling zeigt steil bergab. Statt der jungen und sichtlich nervösen Mannschaft Sicherheit zu verleihen, versagten Femerling selbst die Nerven.

Die zwei verworfenen Freiwürfe beim Stand von 54:62 und der eine verworfene beim Stand von 56:66 wären beinahe die Sargnägel für das DBB-Team gewesen. Indiskutabel seine Freiwurf- (5 von 10) wie auch Feldwurfquote (0 von 4). Einzig positiv: 6 Rebounds, 1 Block - und die ordentliche Defense gegen Warriors-Center Biedrins (10 Punkte, 9 Rebounds).

Die Lehren des Spiels: Taktische Anweisungen waren quasi überflüssig, da die Deutschen vor lauter Nervosität in der Offensive nur selten feste Systeme liefen - und wenn mal ein freier Schütze gefunden wurde, vergab dieser den offenen Wurf auch noch in aller Regelmäßigkeit.

Was negativ auffiel: Ausgerechnet die Veteranen ließen sich von der hektischen Atmosphäre anstecken und brachten keine Ruhe ins Spiel. Während Jagla und Greene (8 Punkte im letzten Viertel) immerhin mit zunehmender Spieldauer Verantwortung übernahmen, gaben Femerling und auch Schultze (mit 5 Fouls gleich zu Beginn des vierten Viertels) keinerlei Halt.

Unverständlich, warum Bauermann bis zum Ende an Femerling festhielt, obwohl dieser derart enttäuschte. Ohlbrecht war angespannt, zeigte aber bessere Ansätze, Pleiß - von seiner Statur perfekt als Gegenspieler für Biedrins - wurde gar nicht eingesetzt.

Kurios: Mit Lettland hat nach Frankreich und Russland auch der dritte Gegner Schwächen an der Freiwurflinie offenbart (50 Prozent).

Das komplette Spiel zum Nachlesen im SPOX-TICKER!