Trainer bekennen sich zu Dopingvergangenheit

SID
DLV-Präsident Clemens Prokop (r.) will den betroffenden Trainern eine neue Chance geben
© Getty

Die DLV-Trainer Rainer Pottel, Gerhard Böttcher, Maria Ritschel, Klaus Schneider und Klaus Baarck haben sich zu ihren Verfehlungen im Dopingsystem der DDR bekannt und Reue gezeigt.

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Historische Wende in der Dauer-Kontroverse um den Umgang mit Trainern mit DDR-Dopingvergangenheit:

Fünf Bundestrainer aus der Leichtathletik haben sich am Montag zu ihren Verfehlungen im Dopingsystem der DDR bekannt, Reue gezeigt und versichert, nach der Wende 1989 einen Sinneswandel durchlebt zu haben.

Pottel und Co. wollen sauberen Sport

Ihre Offensive könnte 20 Jahre nach dem Mauerfall Signalwirkung für den gesamten deutschen Sport haben und auch anderen eine zweite Chance eröffnen.

Mehrkampf- und Sprung-Coach Rainer Pottel (Berlin), Diskus-Bundestrainer Gerhard Böttcher, Speerwurf-Bundestrainerin Maria Ritschel (beide Halle/Saale), Kugelstoß-Bundestrainer Klaus Schneider (Magdeburg) sowie Siebenkampf-Bundestrainer Klaus Baarck (Neubrandenburg) versicherten mit ihren Unterschriften zugleich, nun für einen sauberen Sport einzutreten.

"Auf dieser Basis kann den betreffenden Trainern eine neue Chance eingeräumt werden", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach, dessen Präsidium die von den DDR-Dopingopfern heftig kritisierte Erklärung bereits gebilligt hat.

Wichtiger und richtiger Schritt

Das Papier sei kein Ersatz für die grundlegende Aufarbeitung von Doping in Ost und West vor 1990, meinte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV):

"Aber sie ist ein wichtiger und richtiger Schritt, um ein nicht aufgearbeitetes Kapitel der deutschen Sportgeschichte aufzubrechen."

In der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verbreiteten Erklärung bezeichnen die Trainer den Einsatz von Dopingmitteln trotz des systembedingten Drucks "aus heutiger Sicht als Fehler":

"Soweit die Sportler durch den Einsatz von Dopingmitteln gesundheitliche Schäden davon getragen haben sollten, sind wir tief betroffen und bedauern dies sehr. Die daran beteiligten Trainer entschuldigen sich ausdrücklich dafür."

Weg für Weiterbeschäftigung frei

Damit ist für das Quintett der Weg zu einer Weiterbeschäftigung beim DLV frei. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat bereits seine Zustimmung signalisiert.

Nicht zu den Unterzeichnern der Erklärung gehört der vom DLV wegen seiner Dopingvergangenheit entlassene Berliner Coach Werner Goldmann, dessen Fall die Offensive ins Rollen gebracht hat.

Er klagt vor dem Arbeitsgericht Darmstadt auf Weiterbeschäftigung. Die nächste Verhandlung findet am Donnerstag statt.

"Ich denke, dass diese Lösung nicht auf die Leichtathletik beschränkt sein muss", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper bereits in der vergangenen Woche.

Die unabhängige Dopingkommission unter Vorsitz des Bundesverfassungsrichters a.D. Udo Steiner hatte dem DOSB-Präsidium empfohlen, die Erklärung zu akzeptieren.