Debakel gegen Stefan Raab

Von Interview: Haruka Gruber
Ole Bischof, Schlag den Raab, Judo, Olympiasieger
© Getty

Ole Bischof hat von einer Million Euro geträumt. Dann kam ihm etwas dazwischen: Olympisches Gold in Peking. Erst jetzt klappte es für den Judoka mit einer Teilnahme bei Stefan Raabs TV-Show "Schlag den Raab". Zugetraut wurde ihm viel, aber den verborgenen Talenten des Moderators musste sich der 29-Jährige letztlich geschlagen geben. Lediglich zwei Disziplinen konnte der Reutlinger für sich entscheiden. Im Interview mit SPOX lässt er die Show noch einmal Revue passieren.

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SPOX: 2,5 Millionen Zuschauer fragten sich bei "Schlag den Raab", warum es einem Judo-Olympiasieger nicht gelingt, einen 42-jährigen, mäßig durchtrainierten Showmoderator zu besiegen. Herr Bischof, warum nicht?

Ole Bischof: Puh, schwere Frage. Klar hört sich die Höhe der Niederlage extrem an. Ich fand es im Nachhinein auch hart, dass ich nur die ersten beiden Spiele gewonnen habe und Stefan Raab alle restlichen. Was soll ich sagen... natürlich ging es um Sport... aber irgendwie um anderen Sport.... Und das lag mir nicht. Da ist es dann egal, ob man Olympiasieger oder Nobelpreisträger ist.

SPOX: Kommt Raab mit dem Druck und den vier, fünf Stunden im Spotlight besser zurecht?

Bischof: Zumindest bei mir hatte es nichts mit Nervosität oder Lampenfieber zu tun. Wenn beim Wettspucken jedoch ein Gummibärchen nur knapp ins Aus fliegt oder beim Football-Kick der Ball haarscharf vorbeigeht, kann man nichts machen. Bei den Wissensfragen zum Beispiel habe ich ja auch gut mitgehalten, am Ende jedoch hat es eben nicht gereicht.

SPOX: Beim Fernsehmelodie-Erkennen hätten Sie ihn fast gekriegt. Ein heimlicher TV-Junkie?

Bischof: Nein, überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Ich gucke fast kein Fernsehen, in der Woche vielleicht zwei, drei Stunden insgesamt. Dementsprechend überrascht war ich, wie gut ich mitgehalten habe. Und dann lag es am letzten Lied...

SPOX: Haben Sie sich überhaupt auf die Sendung vorbereitet?

Bischof: Ja, aber im Nachhinein habe ich mich falsch vorbereitet. Ich habe viel gelesen, kannte beispielsweise die diesjährigen Nobelpreisträger, aber die wurden ja leider nicht abgefragt.

SPOX: Gab es heimliche Tricks, mit denen Raab versucht hat, sie zu verunsichern?

Bischof: Ganz ehrlich: Raab ist ein sehr angenehmer Sportskamerad. Sehr nett und sympathisch. Auch wenn das im Fernsehen vielleicht nicht so rüberkommt (lacht).

SPOX: Wie sind Sie eigentlich bei "Schlag den Raab" gelandet?

Bischof: Ich habe mich schon vor den Olympischen Spielen beworben, weil ich es mal ausprobieren wollte. Dann wurde ich ins Casting eingeladen, habe das ganze Prozedere mitgemacht - und konnte schließlich doch nicht mitmachen, weil Peking vor der Tür stand. Deswegen trat ich erst jetzt auf.

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SPOX: Sie wurden von den Zuschauen mit großem Vorsprung zu Raabs Herausforderer gewählt. Würden Sie sich mittlerweile als prominent bezeichnen?

Bischof: Ich bin doch erstaunt, dass auch einige Wochen nach dem Olympiasieg das Medieninteresse noch konstant hoch ist. Aber ich bin ehrlich gesagt nicht erpicht darauf, bekannt zu werden.

SPOX: Warum nicht?

Bischof: Zum Beispiel studiere ich VWL in Köln und werde dort gelegentlich nach Autogrammen gefragt. Da entstehen dann doch häufig unangenehme Situationen, in denen ich mich nicht so wohl fühle. Und von den Medien gibt es manchmal komische Anfragen...

SPOX: Was für komische Anfragen?

Bischof: Kuriose. So kurios, dass es zu peinlich wäre für die einzelnen Personen, wenn ich darüber sprechen würde.

SPOX: Vielleicht eine Andeutung?

Bischof: Nein nein, es gab da schon solch doofe Sachen, da denkt man: "Oh, was ist jetzt denn los?" Da würde eine Anspielung schon zuviel verraten...

SPOX: Komische Anfragen hin oder her: Befürchten Sie nicht, schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden, weil Sie eine Randsportart betreiben?

Bischof: Das Wort Randsportart finde ich irreführend. Allein in Deutschland hat der Judoverband über 200.000 Mitglieder. Es gibt also wahnsinnig viele Menschen, die an Judo interessiert sind und diesen Sport betreiben. Formel-1-Fahrer dagegen gibt es gerade 20, vielleicht mit allem drum und dran 100. Der Medienrummel und die TV-Präsenz ist deshalb so groß, weil die Autoindustrie ohne Ende pusht und alles sehr ins Entertainment geht. Und das mit der Versenkung - vielleicht wäre ein bisschen mehr Ruhe auch mal wieder ganz gut.

SPOX: Für den schnöden Mammon haben Sie sich aber freiwillig ins Rampenlicht gestellt.

Bischof: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt - bei jedem Kampf oder Spiel besteht das Risiko zu verlieren. Der schnöde Mammon war 1.000.000 Euro - wer hätte diese Chance nicht ergriffen? Dass Raab in den meisten Shows gewinnt, ist allen Zuschauern klar. Daher ist die Niederlage bei dem lustigen Wettbewerb auch nichts, was einem lange vorgeworfen wird. Jetzt bin ich zwar kein Millionär, aber meinen größten Traum habe ich mir dieses Jahr bereits erfüllt: Olympisches Gold.