Ratingen als Wegweiser für Zehnkämpfer

SID

Götzis - Götzis war das Vorspiel, in Ratingen geht es richtig zur Sache, den Höhepunkt in Peking erleben nur drei deutsche Zehnkämpfer.

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"In Ratingen kommt es zum Showdown, zum Kampf Mann gegen Mann. Dann heißt es für alle: Peking oder Manhattan", erklärte Zehnkampf-Teammanager Claus Marek beim Traditionsmeeting in Götzis den Olympia-Fahrplan.

Wer im schmucken Mösle-Stadion ganz vorn landet, hat gute Karten - aber längst noch nicht die Olympia-Tickets in der Tasche.

Nur die besten drei Allrounder dürfen ins Pekinger "Vogelnest", für die Nummern 4 bis 10 heißt es "Go West": Die zweite Garde düst zum traditionellen Ländervergleich mit den Amerikanern nach Manhattan im US-Bundesstaat Kansas.

Aus sechs mach drei

"In Ratingen müssen alle die Hosen runterlassen", meinte Norman Müller etwas kleinlaut. Nach seinem "Salto nullo" beim Weitsprung nimmt der 22-Jährige aus Halle/Saale Götzis nur noch als "besseren Trainingswettkampf" mit.

Eigentlich wollte er hier schon "Vollgas" geben, das muss er nun am 21./22. Juni in Ratingen tun. Die Formel für Olympia heißt dann "Aus sechs mach drei".

Zu den fünf Götzis-Startern, die ihre zweite Chance suchen, gesellt sich noch Youngster Michael Schrader (Uerdingen/Dormagen), der vor zwei Wochen in Bernhausen den Etablierten den Kampf ansagte: 8.194 Punkte standen für den 20-Jährigen dort zu Buche. Die Olympia-Norm steht bei 8.050 Zählern.

Michael, die Kampfsau

"Der bringt alles mit. Michael ist ein bescheidener Junge, aber auch eine richtige Kampfsau", lobte Marek seinen Hoffnungsträger Schrader als Mann der Zukunft: "Er ist schnell, sprunggewaltig - was will man mehr? Das ist Einer!"

Andre Niklaus ist schon lange einer - doch bei seinem sechsten Götzis-Auftritt konnte der WM-Fünfte aus Berlin nicht überzeugen. Schon zur Halbzeit lag der immer gut gelaunte Team-Motivator auf Platz 16 aussichtslos zurück und musste sich selbst motivieren.

Frust für Niklaus

"Er macht bis zum Schluss weiter, da muss er durch. Wenn er hier keine Form nachweist, dann auch in Ratingen nicht. Dann kann er gleich Urlaub machen", meinte Marek und steckte seinen Spickzettel kopfschüttelnd in die Tasche.

8.382 Punkte waren da als Prognose für Niklaus notiert, 11 Zähler über seiner persönlichen Bestleistung. Das konnte er sich abschminken. "Ich weiß auch nicht, woran es lag. Ich habe gut trainiert, war auch spritzig", meinte Niklaus.

USA statt Olympia

"Sieger zweifeln nie - Zweifler siegen nie" - Marek hat für jede Lebenslage den passenden Spruch parat. Das Team hat dem ehemaligen Zehnkämpfer indes viel zu verdanken.

Auch die Tradition des Ländervergleichs mit den USA, der mit dem "Thorpe Cup" Anfang August in Manhattan/Kansas schon seine 13. Auflage erlebt. Marek ist einer der Väter dieses Wettkampfes für jene sieben Zehnkämpfer, die nicht mit nach Peking dürfen.

Dafür haben die Verlierer im mittleren Westen der USA sogar "Heimvorteil": In der modernen Kleinstadt Manhattan finden sie auch einen Aldi-Supermarkt.